Polnisch-Litauische Unionen 1385–1791

Hier finden Sie Quellen und Studien zu den Unionen, welche Polen mit Litauen im Mittelalter und der Neuzeit geschlossen hatte. Diese Texte werden Ihnen die Beziehungen dieser beiden Länder in der Vergangenheit näher bringen und zudem die heutigen Beziehungen zwischen den Ländern Mittel- und Osteuropas beleuchten. Einen Teil dieser Dokumente stellen wir Ihnen mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der Internetportals Polishfreedom.pl zur Verfügung, welches vom Museum der Geschichte Polens geleitet wird.

Einführung
Igor Kąkolewski, Polnisch-Litauische Unionen – ein typisches Beispiel für die Integration europäischer Staaten?

„In einer Zeit intensiver Debatten über die Frage der Integration der Europäischen Union und der Einwände gegen die Beschränkung der Souveränität moderner Nationalstaaten übersehen wir oft, dass gerade in monarchischen Staaten des Mittelalters und der Neuzeit (persönliche, dynastische, aber auch die sog. realen) Unionsverbindungen die häufigste Form der Integration verschiedener staatlicher Organismen bildeten.“
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Quelle und Bild
Vertrag von Krewo 1385

Hedwig von Anjou wurde 1384 als Nachfolgerin ihres Vaters, Ludwig des Großen, zur Königin von Polen gekrönt. Jogaila, ab 1386 Władysław II Jagiełło, trat 1377 die Nachfolge seines Vaters als Großfürst von Litauen an. Ihre Hochzeit im Jahr 1386 war eine politische Allianz und zielte u.a. auf eine stärkere Position in Ostmitteleuropa ab, besonders in Hinblick auf den Konflikt beider Staaten mit dem Deutschen Orden, zog die Christianisierung Litauens nach sich und begründete eine der einflussreichsten Unionen im mittelalterlichen Europa.
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Quelle und Bild
Union von Horodło 1413

Nach Jogailas Wahl zum polnischen König, verbündete sich sein litauischer Vetter Vytautas vorübergehend mit dem Deutschen Orden. Er schaffte es, seine Macht zu festigen und Jogaila ernannte ihn zu seinem Statthalter in Litauen und zum Großfürsten. Ab 1399 betrieben die Vettern gemeinsame Politik und besiegten 1410 den Deutschen Orden in der Schlacht von Tannenberg. Die 1413 geschlossene Union von Horodło sollte die Beziehungen zwischen der Polnischen Krone und dem Großfürstentum Litauen stärken.
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Quelle und Bild
Privileg von Mielnik 1501

Alexander der Jagiellone, Großfürst von Litauen regierte seit 1492 als Nachfolger seines Vaters, während sein Bruder Johann I. Albrecht dem Vater auf den polnischen Thron folgte. Damit war die Personalunion zwischen der Krone Polen und dem Großfürstentum Litauen formal aufgelöst, die Brüder arbeiteten jedoch als Verbündete eng zusammen und Alexander übernahm die polnische Krone im Dezember 1501 nach Johann I. Albrechts Tod. Diese geplante Union von Mielnik, welche Polen und Litauen stärker verbinden sollte, wurde jedoch von der litauischen Seite abgelehnt.
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Quelle und Bild
Erklärung zur Union mit Litauen 1564

Sigismund II. August, König von Polen und Großfürst von Litauen, regierte ab 1548 als letzter Jagiellone, da er kinderlos blieb. Mit der Unionserklärung trat er seine Erbrechte in Litauen an die polnische Krone ab. Infolgedessen wurde die Realunion zwischen der Krone Polen und dem Großfürstentum Litauen auf dem Sejm, d.h. auf der Sitzung des Parlaments, in Lublin 1569 beschlossen.
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Quelle und Bild
Union von Lublin 1569

Nach langen Verhandlungen im Sejm von Lublin 1569, stimmen die zuvor teilweise widerständischen litauischen Senatoren und Landboten, Repräsentanten des litauischen Adels, der Realunion des Großfürstentums Litauens mit der Krone Polens zu. Durch diesen friedlichen Zusammenschluss wird die Polnisch-Litauische Union mit gemeinsamen Herrscher und Parlament sowie gleicher Währung, aber ebenso gewissen Eigenständigkeiten und Rechten für die polnischen und litauischen „Nationen“, begründet.
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Giacomo Lauro, Sitzungen der zusammengeschlossenen Kammern des Großen Sejms unter Sigismund III. Wasa 1622

Der Kupferstich von Giacomo Lauro zeigt in schematischer Weise die Anordnung der geistlichen (römisch-katholische Erzbischöfe und Bischöfe) und weltlichen (Woiwoden und Kastellane) Senatoren, die auf der königlichen „rechten“ oder „linken“ Seite sitzen. Dahinter stehen die adeligen Mitglieder des Sejm. Die Stühle gegenüber dem Thron sind für die zehn wichtigsten Minister der Rzeczpospolita, d.h.Polen-Litauens, bestimmt. In der rechten Reihe sitzen der Sejmmarschall, der Kanzler und der Schatzmeister der Krone, links die litauischen Minister.
Sehen Sie den Kupferstich von Giacomo Lauro.

 

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Sitzordnung und Stimmrecht im Senat und in der Landbotenstube bis ca. 1768

Bis zur ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts bestand das Parlament (Sejm) ausschließlich aus Vertretern des Adels aus dem Königreich Polen. Nach der Union von 1596 wurden ebenfalls Senatoren und Gesandte des Großfürstentums Litauen Mitglieder des Sejms. In der Landbotenstube nahem damals 133 Landboten aus dem Königreich Polen (darunter 20 aus den angeschlossenen Gebieten Podlachien und Wolhynien sowie aus den Woiwodschaften Bracław und Kiev) sowie 44 Landboten aus dem Großfürstentum Litauen platz. Diese Disproportion wurde durch die Tatsache ausgeglichen, dass die Abstimmungen sowohl einstimmig aus als gemäß der Sitzordnung stattfanden. Dadurch ergriffen die wichtigsten litauischen Woiwodschaften gemeinsam mit den wichtigsten polnischen Woiwodschaften das Wort.
Sehen Sie das Sitzungsschema im Sejm bis ca. 1768.

 

Bild
Adlige in Woiwodschafts-Uniformen auf dem Wahlfeld am Ende des 18. Jhs.

Ab 1573 war Polen-Litauen eine Wahlmonarchie – nach dem Tod bzw. der Abdankung eines Königs wählte das Sejm einen neuen Herrscher. Die adligen Vertreter der Woiwodschaften kamen in der Regel nach Warschau um nach oft mehrere Wochen dauernden Debatten, einen neuen Monarchen zu nominieren.
Klicken Sie auf das PDF-Symbol, um die Adelstracht der Mitglieder des Wahlsejms gegen Ende des 18. Jhs., in den letzten Jahrzehnten der Existenz von Polen-Litauen, zu entdecken.

Studie
Natalia Biłous, Die Union in der ukrainischen Historiografie

„Vor nicht allzu langer Zeit begingen die Einwohner Polens und Litauens feierlich den 600. Jahrestag der Union von Horodło. Die Ukraine blieb diesen Feierlichkeiten allerdings fern. Die Ursachen hierfür liegen in den historischen Bedingungen, vor allem darin, dass die polnischlitauische Union von 1413 keine wesentliche Veränderung für das Leben der orthodoxen Bevölkerung des Großfürstentums Litauen bedeutete und längst nicht so weitreichende Folgen für die ukrainischen Gebiete hatte wie die Union von Lublin, deren 440. Jahrestag im Jahr 2009 begangen wurde.“
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Studie
Grzegorz Błaszczyk, Die polnisch-litauische Union in den Jahren 1569–1795

„Ausgangspunkt […] ist die Union von Lublin 1569, die die Republik der beiden Nationen als Föderation zweier Staaten schuf: der Krone Polen (des polnischen Königreichs, kurz: Polens) und des litauischen Großfürstentums (kurz: Litauen). Die im Namen dieser Staaten genannten Nationen sind die polnische und die litauische Nation. Diese Föderation wird eigentlich allgemein der polnischlitauische Staat genannt. Nach diesen selbstverständlichen Feststellungen ergeben sich einige Fragen, die diskussionswürdig und zweifelhaft sind.“
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Studie
Robert I. Frost, „... vor den Hunden verstecken...“ Das Problem des polnisch-schottischen Geschichtsdialogs

„Diese Geschichte beginnt alles andere als gut. Im Jahr 1648 veröffentlichte Łukasz Opaliński, ein führender polnischer Politiker und politischer Denker, die zweite seiner beiden einflussreichen politischen Abhandlungen, Polonia Defensa. Dieses Werk dürfte eine der unverdaulichsten Buchbesprechungen sein, die je verfasst worden sind.“
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Studie
Robert I. Frost, Die Union von Horodło vor europäischem Hintergrund

Die „schottisch-englische Union [war] eine Personal bzw. dynastische Union und dem Verständnis der großen Mehrheit der polnischen Historiker nach somit auch der polnisch-litauischen Union ähnlich, zumindest wenn es um den Zeitraum zwischen der Union von Radom-Wilna und der Union von Lublin geht, als – wie nahezu überall zu lesen ist – das Königreich Polen und das Großfürstentum Litauen entweder durch eine Personalunion […] oder durch eine dynastische Union verbunden waren. Aber wie sah eine ‚Personalunion‘ und wie eine ‚dynastische Union‘ aus?“
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Studie
Alvydas Nikžentaitis, Die polnisch-litauischen Unionen in den Erinnerungskulturen Litauens

„Die Erinnerungskultur hängt, wie dies Fachleute immer festgestellt haben, eng mit der Identität zusammen, zu deren wichtigsten Bestandteilen die Erinnerung an die Vergangenheit gehört. Die Erinnerung an die Vergangenheit in den Kulturen war und ist ein Argument, das die Existenz einer Gemeinschaft nicht nur in der Gegenwart belegt, sondern auch in einer fernen historischen Vergangenheit. Dieser Aspekt muss bedacht werden, wenn man über eine Frage spricht, die für die Identität nicht nur der Litauer, sondern auch der Polen und der Belarussen so wichtig ist wie die Unionen Polens und Litauens in Krewo 1385, in Horodło 1413 und in Lublin 1569.“
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Studie
Jolanta Sikorska-Kulesza, Zur Tradition der Union von Horodło in der Teilungszeit. Die politischen Kontexte

„Wenn man untersucht, wie sich die Erinnerung an die polnisch-litauische Union gewandelt hat, so ist das 19. Jahrhundert sicherlich am interessantesten, da es die größte Zahl verschiedener Interpretationskontexte bietet. Die Tradition wird oft zu aktuellen politischen Zwecken benutzt, die mit Umbruchmomenten in der Geschichte Polens zusammenhängen. Es handelt sich um eine Tradition, die Teil der großen wie der kleinen Politik ist, vor allem aber den polnischen Diskurs über Polens Platz in Europa mitgestaltet, über das Recht auf die Restitution des Staats, über seine territoriale Gestalt.“
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Studie
Franciszek Ziejka, Traditionen der Union von Horodło im nationalen Leben während der Unfreiheit

„Die dramatischen Ereignisse seit dem Fall der polnisch-litauischen Adelsrepublik bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts standen im Zeichen von Kriegen und Aufständen und waren nicht günstig für den Aufbau einer historischen Grundlage bei den Soldaten und Aufständischen, die mit der Waffe in der Hand für die Wiedergeburt des alten Polens kämpften. Alle wussten, dass sie für ein Polen in den alten Grenzen kämpften.“
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Studie
Igor Kąkolewski, Von der Beständigkeit des Topos der (re-)born statehood in der politischen Kultur Europas

„Denn der König hat in sich zwei Körper, nämlich den natürlichen (body natural) und den politischen (body politic). Sein natürlicher Körper ist für sich betrachtet ein sterblicher Körper, der allen Anfechtungen ausgesetzt ist, die sich aus der Natur oder aus Unfällen ergeben, dem Schwachsinn der frühen Kindheit oder des Alters und ähnlichen Defekten, die in den natürlichen Körpern anderer Menschen vorkommen. Dagegen ist der politische Körper ein Körper, den man nicht sehen oder anfassen kann. Er besteht aus Politik und Regierung, er ist für die Lenkung des Volks und das öffentliche Wohl da. Dieser Körper ist völlig frei von Kindheit und Alter, ebenso von den anderen Mängeln und Schwächen, denen der natürliche Körper unterliegt.“
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Studie und Bilder
Igor Kąkolewski, Kartenmaterial zu Polen-Litauens um 1600

„Der polnische Staat existiert seit über 1.000 Jahren. Innerhalb dieses Zeitraums veränderten sich seine Grenzen viele Male.“
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Studie und Bild
Bojaren Litauens nehmen die Wappen der polnischen Szlachta entgegen 1413

„Während des polnisch-litauischen Konvents im Schloss Horodło wurden vier Dokumente unterzeichnet: das gemeinsame Dekret des Königs Władysław Jagiełło und des Großherzogs Vytautas in zwei identischen Versionen (eine davon ging nach Krakau und die andere nach Litauen), das Dekret der Bojaren und der Kronherren. Eine der Versionen des gemeinsamen Dekrets beider Herrscher und des Akts des litauischen Adels sind in der Krakauer Bibliothek der Fürsten Czartoryski erhalten geblieben.“
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Studie und Bild
Staatswappen auf dem Siegel der Staatsregierung aus der Zeit des Januaraufstandes 1863–1864

„Das Staatswappen auf dem Siegel der polnischen Regierung während des Januaraufstands entsprach der politischen wie ideellen Symbolik des Vertrags von Horodło aus dem Jahr 1861 und gab mit den Wappen Polens, Litauens und der Rus das Gebiet der Rzeczpospolita vor den Teilungen wieder.“
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Studie und Bild
Kreuz von Horodło 1924

„Im Jahr 1924 ergriff Wacław Bielecki, ein Student der Katholischen Universität Lublin, die Initiative, bei Horodło einen Erdhügel mit einem Kreuz zu errichten. Er sollte an derselben Stelle entstehen, wo sich schonmal ein Hügel mit einem Eichenholz befand. Dieser entstand nach der Manifestation vom 10. Oktober 1861 und wurde nach kurzer Zeit von der russischen Armee entfernt.“
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