„… vor den Hunden verstecken…“ Das Problem des polnisch-schottischen Geschichtsdialogs

Diese Geschichte beginnt alles andere als gut. Im Jahr 1648 veröffentlichte Łukasz Opaliński (1612-1662), ein führender polnischer Politiker und politischer Denker, die zweite seiner beiden einflussreichen politischen Abhandlungen, Polonia Defensa.[1] Dieses Werk dürfte eine der unverdaulichsten Buchbesprechungen sein, die je verfasst worden sind. Es richtete sich an den unglücklichen John Barclay (1582-1621), dessen ironisch-trockener Blick auf die Völker Europas sein von leiser Ironie erfülltes Icon Animorum höchst beliebt gemacht hat: Nach einer Schätzung sind in einer Fülle von Auflagen und Übersetzungen 30.000 Exemplare gedruckt worden.[2] Barclay war 1648 schon mehr als ein Vierteljahrhundert tot; es könnte also die 1647 veröffentlichte polnische Übersetzung gewesen sein, die Opaliński elektrisierte.[3] Opaliński, in seinen drastischen Schriften ein führender Kritiker des politischen Systems in Polen, verteidigte es in Polonia Defensa dennoch in elegantem Latein für ein internationales Publikum. Barclays Werk sollte ein Witz sein – es wird oft als vierter Teil seines Zyklus Euphormionis Satyricon angesehen –, doch scheint Opaliński das nicht begriffen zu haben. Er druckte wortwörtlich die kurze Passage ab, in der Barclay Polen besprach, was gerade einmal etwas mehr als sechs Seiten in Anspruch nahm, und machte sich dann daran, es auf den verbleibenden 131 Seiten Zeile für Zeile sarkastisch auseinanderzunehmen, wobei er vom ersten Satz seiner Vorrede an Gift und Galle vergoss.[4]

Polonia Defensa war eine lebhafte Ergänzung zu der zahlreichen Literatur vom Typ Descriptio Gentium, die im Europa der Renaissance und des Barock so beliebt war. Opalińskis Kritik an Barclay richtete sich nicht so sehr in der altehrwürdigen Weise empörter Kritiker ad hominem, sondern vielmehr ad gentem. Zwar war Barclay im Exil als Kind einer französischen Mutter geboren worden und hatte Schottland wahrscheinlich nie besucht, weshalb er in zeitgenössischen britischen Aufzeichnungen als Franzose bezeichnet wird,[5] doch war es seine schottische Identität, die er von seinem Vater William (1546-1608), einem renommierten Royalisten, geerbt hatte, die Opalińskis Aufmerksamkeit erregte und dessen Entrüstung ein Ziel gab. Zwar war seine Antwort zweifellos nicht angemessen, doch hatte sie vielleicht eine gewisse Berechtigung. Barclay hatte die Polen als barbarisches und primitives Volk aus dem gefrorenen Norden porträtiert, das auf weiten offenen Ebenen bibberte, ohne Berge, die sie von den schneidenden septentrionalen Winden hätten schützen können. Er erklärte zunächst, deren grausamer und zügelloser Charakter bedeute, dass die Polen ein Stück weit von modernen zivilisatorischen Standards entfernt seien.[6] Opaliński machte sich über Barclays Beobachtungen lustig und konstatierte, dass jemand, der zwar gente Caledonus sei, aber in Frankreich geboren wurde, hätte wissen müssen, dass seine geografischen Fantasien eher an Schottland als an Polen erinnerten, das, wie Opaliński scharf herausstrich, deutlich weiter südlich als Schottland lag.[7] Auf Barclays Behauptung, dass Polen keinerlei Handel besitze, erwiderte Opaliński, dass die großen Städte des königlichen Preußens vitale Handelszentren seien, sie zögen die Holländer an, die alle Arten von Gütern kauften, von denen viele aus Indien stammten, während die Engländer nur Brot suchten. Und über die Schotten:

Diese Nation, die sich für ihr elendes und unfruchtbares Vaterland schämt, flieht über die Meere und sucht ihr Glück in Polen […] Früher verkauften sie nur Nadeln, Messer, Broschen und andere Kinkerlitzchen; ihre Waren trugen sie auf ihrem Rücken in Kisten und Schachteln; nun (da sie Barclays Lügen über den schlechten Zustand unserer Straßen nicht kennen) reisen sie in Kutschen und verkaufen ihre Waren auf unseren Dorfmärkten. Mercatura autem (wie Cicero sagt) si tenuis est, sordida est.[8]

Opaliński beendet seine Schmährede mit der Beobachtung, dass die Schotten in Polen als den Juden gleichgestellt galten, und fügte hinzu, dass die Polen die Schotten als Diebe und die Juden als Ausgestoßene betrachteten; wenn man um Barclays keineswegs positive Sicht auf die Juden weiß, so hätte ihn diese Spöttelei zweifellos geärgert, hätte er noch gelebt und dies gelesen.[9] Auf Barclays höchst vernünftige Beobachtung, dass die polnischen Häuser außerhalb der Städte hauptsächlich aus Holz gebaut waren, da Polen knapp an Steinen für den Hausbau sei, erwiderte Opaliński, dies würde bedeuten, dass sich die von Dorf zu Dorf wandernden Schotten nirgendwo vor den Hunden verstecken könnten.[10]

Diese Ansammlung von gebildetem Spott ist gewiss unterhaltsam und legt nahe, dass wir die polnisch-schottische Interaktion im Lauf der Jahrhunderte nicht in allzu rosigen Farben ausmalen sollten. Zweifellos bedeutete die große Zahl fahrender schottischer Händler in Polen, dass die Beziehungen zwischen den Schotten und ihren polnischen Gastgebern oft angespannt waren.[11] Es war keineswegs nur Opaliński, der sie mit den Juden in einen Topf warf. Zahlreiche Verordnungen des polnischen Reichstags (Sejm) und lokaler Behörden brandmarkten die Schotten neben den Juden als Ziele von Exklusion, Sondersteuern oder anderen beschwerlichen Regulierungen, die so oft gegenüber verarmten Einwanderern angewendet wurden.[12]

Doch nicht alle zuwandernden Schotten waren dazu gezwungen, sich vor den Hunden zu verstecken; beträchtliche Gruppen entschieden sich dafür, sich in Polen niederzulassen, und die Leichtigkeit, mit der viele von ihnen sich in das polnische Bürgertum und, zu einem geringeren Anteil, in die adlige Gesellschaft integrierten, legt nahe, dass die Beziehungen nicht so düster waren wie von Opaliński dargestellt.[13] Es sollte auch hervorgehoben werden, dass in Polen-Litauen die Juden mit einem für das frühneuzeitliche Europa bemerkenswerten Maß von Toleranz behandelt wurden und beträchtliche Privilegien besaßen: Juden wie Schotten hatten ihre eigenen parlamentarischen Vertretungen, die interne Angelegenheiten der beiden Gemeinschaften regelten. Wenige Migrantengruppen anderswo im frühneuzeitlichen Europa genossen vergleichbare Freiheiten.

Trotz seines Wetterns gegen die Schotten war Opaliński kein wutentbrannter Fremdenhasser. Er war ein kultivierter politischer Denker mit einer bedeutenden Bibliothek, die zeigte, dass er in schottischen und britischen Dingen keineswegs unwissend war. Er besaß Exemplare von George Buchanans (1506-1582) Rerum Scoticarum Historia, William Camdens (1551-1623) Anglica, Normanica, Hibernica, Cambrica a veteribus scripta sowie Roger Dodsworths (1585-1654) und William Dugdales (1605-1686) Monasticon Anglicanum. Obwohl er Icon Animorum weder im Original noch in der polnischen Übersetzung besessen haben dürfte, nannte er immerhin Argenis, Barclays gefeierten Schlüsselroman, sein Eigen. Vielleicht rührte einiges von seinen Animositäten gegen Barclay davon her, dass er ebenso über ein Exemplar von William Barclays De regno et regali potestate contra monarchomachos verfügte. Gelesen hat er es sicher, denn sein Exemplar ist voll von Anmerkungen von seiner Hand.[14] Tatsächlich zitiert Opaliński den älteren Barclay bei zwei Gelegenheiten: Einmal in seiner Rozmowa plebana z ziemianinem (Gespräch eines Pfarrers mit einem Landedelmann, 1641) und einmal in Polonia Defensa. Zwar unterstützte er William Barclays Angriff auf die Monarchomachen im Großen und Ganzen, war jedoch der Meinung, dass der Schotte sich allzu sehr mit dem Schicksal von Königen befasse.[15] Dennoch wies er John Barclays implizite Behauptung entschieden zurück, dass die Polen selbst Monarchomachen seien. Der Wahlcharakter der polnischen Monarchie bedeutete, wie er hervorhob, dass die polnischen Könige streng im Zaum gehalten wurden. Er rühmte sein Geburtsland dafür, sicherzustellen, dass seine Monarchen nicht über dem Gesetz standen, sondern ihm unterworfen waren, wobei er beteuerte, dass sie sich ungeachtet dessen bewusst waren, dadurch in ihrer Majestät nicht beeinträchtigt zu werden. Somit mussten die Polen ihre Könige nicht mit Waffengewalt auf Kurs halten.[16] Dieses geordnete System stellte er den blutigen Bürgerkriegen im zeitgenössischen Britannien gegenüber und beobachtete, dass sich Barclays schottische Landsleute ihrem eigenen König gegenüber skandalös verhalten hätten, indem sie ihn zunächst „gemein und schamlos“ behandelten, nachdem er sich ihrer Gnade anheimgegeben habe, um ihn anschließend nach lange andauernden Verhandlungen an die Engländer zu verkaufen.[17] Selbst in ihrer Politik waren die Schotten offensichtlich Kaufleute.

Polonia Defensa, das ein Jahr vor der Hinrichtung von Charles I. (1600-1649) – dem Endergebnis dieser erbärmlichen Transaktion – veröffentlicht wurde, sollte die politische Meinung in Polen aufrütteln, wo die Redewendung von der „englischen Axt“ (topór angielski oder siekierka angielska) bald in die politische Umgangssprache Einzug hielt und die Bürger der Rzeczpospolita an die Gefahren einer Herrschaft des Plebs erinnerte. Es sollte allerdings ein unglückliches Jahr für einen Polen sein, um solche Zufriedenheit mit dem politischen System des Staates zum Ausdruck zu bringen. Opaliński konnte es noch nicht wissen, als er sein Werk zusammenstellte, doch Polen-Litauen stand am Rande einer eigenen Periode politischer Turbulenzen, als der Kosakenaufstand, der 1648 in der Ukraine begann, eine umfassende Krise von Staat und königlicher Macht heraufbeschwor, an deren Anfängen er selbst erheblich beteiligt sein sollte.

Doch Opaliński wusste wahrscheinlich viel mehr über die britische Politik als seine gebildeten schottischen Zeitgenossen über Polen-Litauen. Denn trotz der Ausmaße schottischer Migration in die Rzeczpospolita scheint diese beträchtliche Bevölkerungsbewegung über die Ostsee nicht viel Wissen über polnisch-litauische Politik daheim in Schottland generiert zu haben. In vielerlei Hinsicht blieben schottische Ansichten über Polen größtenteils schlecht informiert und stereotyp; diesbezüglich war Opalińskis Zorn berechtigt: Barclay wusste offensichtlich nicht sehr viel über Polen. Was aber genau wussten er und andere gebildete Schotten, und wie erfuhren sie es?

Es scheint neben den Bereichen Religion und Wissenschaft – zwei Bereiche, über die hier aus Platzgründen nicht eingegangen werden kann – nur die Antwort „sehr wenig“ zu geben. Tatsächlich ist Opalińskis Schmähschrift eines von sehr wenigen Beispielen für eine länger währende gegenseitige Bezugnahme zwischen den beiden politischen Kulturen auf hohem Niveau. Diese Tatsache könnte zunächst überraschen, denn für einen modernen Historiker scheint es auffallende Ähnlichkeiten zwischen den beiden Ländern zu geben. Wie Opaliński implizit bemerkte, litt Schottland ähnlich wie Polen daran, dass beide im Europa der Renaissance, das sich für die Schriften der antiken Autoren begeisterte, als entlegene, kalte, nördliche Länder angesehen wurden – zu einem großen Teil hat dies Tacitus zu verantworten –, deren barbarische Völker von der glorreichen römischen Zivilisation größtenteils unberührt geblieben waren. Sowohl Polen als auch Schottland schlossen sich der Renaissance relativ spät an, was bedeutete, dass Gelehrte in beiden Ländern sich dazu verpflichtet fühlten, ihren Platz in der europäischen Kultur zu rechtfertigen. Somit bemühten sich polnische und schottische Historiker, ausgefeilte historische Abstammungen zu erstellen, um ihren nationalen Wert zu demonstrieren und sowohl die antiken Grundlagen ihrer Königreiche als auch deren Unabhängigkeit von den Nachbarmächten zu begründen. In Schottland musste dies gegen englische Ansprüche behauptet werden, während die Polen keine Mühen scheuten, um darzulegen, dass sie nie Teil des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation gewesen waren. Während die Schotten ihre Herkunft auf fragwürdige Weise bis ins Jahr 330 v. Chr. zurückführten, wollten die Polen – ebenso wenig überzeugend – nachweisen, dass die Ahnenlinie der polnischen Könige und Herzöge bis weit vor Mieszko I. (um 930-992) zurückreichte, als ein polnischer Staat erstmals unzweifelhaft in schriftlichen Quellen hervortritt – bis hin zum mythischen Gründer Lech und zum ebenso legendären Piast, einem gewöhnlichen Bauern, der gebeten wurde, den Thron zu besteigen, und im 12. Jahrhundert in der Chronik von Gallus Anonymus (?- nach 1116) erwähnt wird, dem ersten historischen Werk, das auf polnischem Boden entstand. So wie die Schotten waren die Polen stolz darauf, dass sie nie von Rom erobert worden waren; die Historiker debattierten eifrig darüber, ob sie Abkömmlinge der Goten, der Vandalen oder der Sarmaten seien, die bei den Polen selbst als die bevorzugten Vorfahren galten, was dabei half, westliche Behauptungen zurückzuweisen, sie stammten von den barbarischen Skythen ab.[18]

Für den modernen Historiker sind aber die politischen und verfassungsmäßigen Parallelen zwischen den beiden Ländern am auffälligsten, viel mehr als diese verklärten Übungen in historischer Leichtgläubigkeit.[19] Sowohl in Polen-Litauen als auch in Schottland brachte die Renaissance ein großes Interesse an der klassischen Vorstellung von der forma mixta hervor, die politische Schriftsteller bis weit ins 17. Jahrhundert hinein beeinflusste; Opaliński selbst war ein bekannter Anhänger dieser Idee.[20] Folglich entwickelte sich in beiden Ländern in diesem ersten Jahrhundert der Renaissance radikale Kritik an monarchischen Regierungsformen unter dem Einfluss des klassischen Republikanismus. Schotten und Polen entwarfen ausgefeilte Doktrinen für die Souveränität des „bürgerlichen Körpers“. Ihrer Meinung nach sollten die Monarchie beschränkt und die Könige gewählt werden, und sie beanspruchten das Recht des „bürgerlichen Körpers“, einen Tyrannen oder einen Monarchen abzusetzen, der seinen Krönungseid brach. Die gewissermaßen radikalste Version dieses Credos wurde in Schottland in den Werken von John Knox (um 1514-1572) und, etwas säkularer, von George Buchanan ausgedrückt, insbesondere in dessen De Jure Regni apud Scotos (1579), doch war es Polen-Litauen, wo die volle Wählbarkeit der Monarchen – wie Buchanan sie forderte – in einer Verfassungsrevolution institutionalisiert wurde, die auf den Tod des letzten Jagiellonen Sigismund August (1520-1572) folgte. Während Buchanans Abhandlung deutlich post factum geschrieben worden war, um die Absetzung der schottischen Königin Maria Stuart (1542-1587) 1567 zu rechtfertigen, und während sich sein königlicher Schüler, Marias Sohn Jakob VI. (1566-1625), heftig gegen Buchanans Vision einer republikanischen Monarchie aussprach, vollzog sich in Polen-Litauen die formale Absetzung des ersten Wahlkönigs Henri Valois (1551-1589). Dies geschah mit der Begründung, dass er nach seiner Flucht aus Polen, um 1573 den französischen Thron zu besteigen, die Artikel und die pacta conventa gebrochen hatte, auf die er bei seiner Krönung vereidigt worden war.[21]

Und so beschritt Polen-Litauen 1569-1572 einen republikanischen Weg, von dem sich Schottland im 17. Jahrhundert abwandte: Als Andrew Fletcher of Saltoun (1655-1716) 1703 behauptete, dass vor der Union of the Crowns „keine Monarchie in Europa beschränkter und kein Volk mehr auf Freiheit bedacht war als die Schotten“, so deutete er implizit an, dass dies nicht länger der Fall war.[22] Doch es gab sogar noch eine deutlichere Parallele zwischen den beiden Staatswesen, denn Britannien und Polen-Litauen waren auch die beiden großen Unionsstaaten des frühneuzeitlichen Europas. In beiden Fällen fanden getrennte politische Körper in politischen Unionen zueinander, in denen die durch parlamentarische Gremien ausgedrückte Zustimmung der Bürger eine zentrale Rolle für die Definition dieser Unionen spielte und in denen die politische Entwicklung bemerkenswert ähnlich war, selbst wenn Schottlands Stellung in der britischen Union stärker mit der Litauens vergleichbar war als mit derjenigen Polens, das der kulturell und politisch dominierende Partner war. Sowohl Britannien als auch Polen-Litauen wandelten sich in dieser Zeit von einer dynastischen oder Personalunion zu einer Real- oder Parlamentsunion, wobei Polen voranschritt: Die Union mit Litauen begann 1386, und die Parlamentsunion wurde 1569 in Lublin geschmiedet, fast ein halbes Jahrhundert ehe James VI. (1567-1625) seinen Weg nach Süden begann. Kein anderer Staat im frühneuzeitlichen Europa entwickelte sich auf diese Weise, und nur wenige besaßen so langlebige Unionen: Erst 2013 übertraf die englisch-schottische Union jene von Polen-Litauen an Dauer.[23]

Insofern gab es, wie Benedict Wagner-Rundell und Allan Macinnes hervorgehoben haben, viele Ähnlichkeiten zwischen der Entwicklung der republikanischen Tradition und praktischer republikanischer Politik zwischen Schottland und Polen-Litauen im 17. und 18. Jahrhundert. Doch selbst wenn die polnische Institution der Konföderation, wie Macinnes nahelegt, durch Personen wie John Durie (1596-1680) auch Einfluss auf die schottische politische Praxis der 1630er und 1640er Jahre gehabt haben könnte, zumindest in religiösen Aspekten,[24] so war das faktische Wissen über die polnisch-litauische Verfassung und ihre Ausübung beschränkt. Bei allen Ähnlichkeiten hinterließen diese wahrscheinliche Parallelen keinen bleibenden Eindruck auf den Zeitgenossen, zumindest nach dem 16. Jahrhundert. Einige Aufmerksamkeit widmete man der polnisch-litauischen Union immerhin in den verbissenen Debatten vor und nach der englisch-schottischen Union von 1603, doch das Wissen über das polnische System hielt sich in Grenzen. Der Engländer Sir Henry Savile (1549-1622) mag ein ganzes Kapitel seiner Abhandlung über die Union der Rzeczpospolita gewidmet haben, und er erwähnte die Polen auch an einigen anderen Stellen seines Textes, doch der Schotte Sir Thomas Craig (1538-1608) ignorierte sie mehr oder weniger, abgesehen davon, dass er wie viele andere behauptete, Litauen sei von Polen inkorporiert worden. Während dies gewiss der polnische Standpunkt der Ereignisse von 1386 war, hatten die Litauer diese Interpretation der vielen bis 1501 vereinbarten Unionsdokumente abgelehnt. Wenn die Polen versuchten, in der Debatte der 1550er und 1560er Jahre über eine engere Union eine Umsetzung dieser Inkorporation durchzusetzen, so ließ doch der hartnäckige litauische Widerstand schließlich stärker konföderative Lösungen entstehen, auf die man sich dann 1569 in Lublin einigte: Das Großfürstentum behielt seine eigene Regierung, seine Währung, sein Rechtssystem und seine Armee. Somit waren es nicht nur gelehrte englische Kommentatoren wie Savile, die bei den Unionsdebatten vor und nach 1603 dürftiges Wissen oder Interesse für Polen-Litauen an den Tag legten, wie Macinnes betont; auch schottische Schriftsteller waren kaum besser, und David Hume of Godscroft (1558-1629) ließ die Polen ganz außer Acht.[25] Doch dieses vergleichsweise fehlende Interesse ist kaum überraschend. Es gab viele Beispiele von Kronunionen im Europa des 17. Jahrhunderts. An Parlamentsunionen mangelte es in Europa zwar, dennoch gab es in den Unionsdebatten in Schottland vor 1707 bemerkenswert wenig Interesse an der Rzeczpospolita, selbst wenn Polen-Litauen viele der Probleme gelöst hatte, mit denen die Schotten konfrontiert waren: Es hatte sich für eine Wahlmonarchie entschieden, um die Nachfolgekrise von 1572 zu lösen; es hatte ein gemeinsames Parlament geschaffen, um die Union zu wahren; es hatte getrennte Rechtssysteme, Armeen und Regierungen bewahrt, und es hatte – weitgehend erfolgreich – die unzähligen Probleme gemeistert, die sich mit Amtsführung, Adelsstand und Eigentumsbesitz verbanden, Dinge, die in Schottland vor der Union so große Diskussionen hervorriefen.

Doch die Rzeczpospolita kam in der Debatte kaum vor. Fletcher of Saltoun bezog sich einmal flüchtig auf Polen-Litauen, und zwar in seiner Abhandlung über die spanische Monarchie, ehe er in seinem Account of a Conversation Concerning the Right Regulation of Governments empfahl, Polen und Litauen sollten sich vielleicht mit dem Süden des europäischen Moskowiens unter einer Regierung einen, während der nördliche Teil von Moskowien nach Fletcher abgetrennt werden sollte, um neben Schweden, Norwegen, Finnland und Livland regiert zu werden. Dieser Plan verrät jedoch nur dürftige Kenntnis von den Realitäten der osteuropäischen Machtpolitik in der Zeit des Großen Nordischen Kriegs.[26] Macinnes deutet an, dass es Fletcher of Saltoun und seine Widersacher waren, die die anonymen Proteste gegen die am 18. November 1706 im schottischen Parlament beratene dritte Klausel des Unionsvertrags erhoben hatten – es ging darum, dass diese Klausel die Souveränität und Privilegien der beiden Nationen nicht respektiere, anders als dies in Polen und Litauen der Fall gewesen sei. Wenn er recht hat, so legt dies nahe, dass Fletcher sich der Natur der Union von Lublin durchaus bewusst war, wo die Frage der Inkorporation letztlich fallen gelassen worden war.[27] Wenn man bedenkt, dass die bis 1707 anhaltende Debatte nicht so sehr darum ging, dass es eine engere Union geben müsse, sondern vielmehr darum, welche Form diese haben solle, so könnte man annehmen, man habe mehr über die engste europäische Parallele zu der von Königin Anne (1665-1714) vorgeschlagenen Union diskutieren müssen.

Was erklärt dieses offensichtliche Fehlen von Verständnis bei der politischen und kulturellen Elite Schottlands für die Relevanz des polnisch-litauischen Systems in der britischen Debatte? Mitglieder der schottischen Diaspora in Polen-Litauen, die über ihre Wahlheimat schrieben, waren oft bestens über die polnische Politik informiert, und ihr Urteil war wohlüberlegt. Der aus Caithness stammende William Bruce (um 1560 – nach 1613), 1596-1597 Professor für römisches Recht an Jan Zamoyskis (1542-1605) neuer Universität in Zamość in seiner späteren Funktion als Agent der Stuart-Regierung verfasste er für Robert Cecil (1563-1612) detaillierte und bestens informierte Berichte über die polnische Politik.[28] Die Nachfolger von Bruce in dieser Rolle, Patrick Gordon (1635-1699) und dann Gordons Neffe Francis, der 1644 in Aberdeen starb, waren gleichermaßen gut unterrichtet. Das Tagebuch des bekannteren Patrick Gordon aus Auchleuchries zeigt ein genaues Verständnis der polnischen Verhältnisse, was belegt, dass er tatsächlich in hohen Kreisen verkehrte und besonders mit dem Krongroßmarschall und Feldhetman Jerzy Sebastian Lubomirski (1616-1667) verbunden war.[29]

Doch Gordons Tagebuch blieb unveröffentlicht, ebenso die diplomatischen Berichte, darunter Relation. Es war in der Tat schwierig für gebildete Schotten, sich ein umfassenderes Bild über die polnisch-litauische Verfassung zu machen. Die Diskussionen um die Union of Crowns von 1603 fallen zusammen mit der ersten Zerfallsphase der lateinischen Kultur in der Hochrenaissance. So wie anderswo in Europa hatten sich die politischen Debatten in Polen-Litauen schon lange in der Landessprache abgespielt; wer über polnische Geschichte schrieb, tat dies immer häufiger auf Polnisch, um die sich rasch entwickelnde Binnennachfrage für ihre Werke zu stillen, als dass sie für die Gelehrtenrepublik auf Latein publizierten. Schottische und englische politische Schriftsteller, die nach Informationen zum politischen System Polens suchten, besaßen nach der Wende zum 16. Jahrhundert deshalb nur wenige aktuelle Quellen. In sehr hohem Maße stützten sie sich auf Polen-Kapitel in Überblicksdarstellungen, etwa den einflussreichen Geschichten von Botero (1544-1617) und de Thou (1553-1617), und wenn sie einen gebürtigen Polen zitierten, dann die große Geschichte Polens De origine et rebus gestis Polonorum des ermländischen Bischofs Marcin Kromer (1512-1589), deren Erstauflage 1555 in Basel erschien, oder sein kürzeres Polonia sive de situ populis, moribus, magistratibus, et respublica Regni Polonia libri duo, dessen erste autorisierte Auflage 1577 veröffentlicht wurde.[30]

De origine ist die einzige Quelle, die Savile im Polen-Kapitel seiner Historical Collections zitiert, und diese beiden Werke scheinen, ergänzt um Allgemeingeschichten Europas, für mehr als ein Jahrhundert die Hauptquelle für das schottische Wissen über Polen gewesen zu sein. Gemessen werden kann dies anhand der Zitationshäufigkeit und der Zahl erhaltener Exemplare in schottischen Bibliotheken, deren Bestände an Polen-Texten aus dem 16. und 17. Jahrhundert relativ dürftig sind. So besitzen etwa die National Library of Scotland sowie die Universitätsbibliotheken von Aberdeen und St. Andrews Exemplare der Erstausgabe von De origine von 1555; in Aberdeen ist zudem die zweite Auflage von 1558 vorhanden. Die Nationalbibliothek und St. Andrews haben die Auflage von 1568.[31] Aberdeen besitzt ein Exemplar der 1578 in Köln erschienenen Auflage von Polonia. Polonia wurde 1627 auch in Leiden in einer Kompilation von Polen-Texten veröffentlicht – davon gibt es in Aberdeen zwei, in der Universitätsbibliothek von Glasgow drei Exemplare und in der Nationalbibliothek ein Exemplar der Auflage von 1641. Selbst am Ende des 17. Jahrhunderts war Kromer noch einflussreich: Fletcher of Saltoun besaß die 1589 in Köln erschienene Auflage der Polonia, eines von mehreren Polonica in seiner Bibliothek.[32]

Kromers De origine war bei Erscheinen und für eine beträchtliche Zeitspanne danach die umfangreichste und gründlichste gedruckte Geschichte Polens, da Jan Długoszs (1415-1480) umfangreiche Chronik aus dem 15. Jahrhundert, die die polnische Geschichte bis ins Jahr 1478 verfolgt, bis ins frühe 18. Jahrhundert nicht veröffentlicht wurde. Kromer war gut informiert: In den frühen 1550er Jahren hatte er die Aufgabe, das königliche Archiv im Krakauer Wawel zu organisieren und zu katalogisieren, was 18 Monate in Anspruch nahm und mit vorbildlicher Effizienz umgesetzt wurde. Sein Werk stützte sich auf etwa 135 Originaldokumente aus diesem Archiv, und Kromer war stets darum bemüht, seine Quellen anzugeben, um Überprüfung und Kritik zu ermöglichen. Diese Vorzüge – und die Tatsache, dass es außerhalb Polens erschien – bescherten De origine zu Recht eine große internationale Leserschaft, was im Gegenzug hieß, dass sein Einfluss sogar noch größer war als man dies erahnt, wenn man nur die in den Bibliotheken erhaltenen Exemplare zählt: Bis weit ins 17. Jahrhundert blieb Kromer die wichtigste Quelle für europäische Historiker, um Polen in ihre Allgemeingeschichten aufzunehmen.[33]

Doch trotz all seiner Vorzüge als Historiker bedeutete Kromers Dominanz auf dem Markt, dass europäische Leser, die sich auf ihn verließen, ein Bild von Polen erwarben, das immer stärker veraltet war. Mehr noch, Kromers Bericht besaß Merkmale, die dazu führten, dass die Bedeutung der Geschichte Polens für Schottland in dieser Zeit kaum erkannt wurde. Sowohl De origine (1555) als auch Polonia (1577) waren geschrieben worden, bevor die Union von Lublin die konstitutionelle Revolution von 1569 bis 1572 in Gang setzte.[34] Kromer behandelte die dynastische Union von 1386 – und Auszüge aus den diesbezüglichen Dokumenten, die er abdruckte, wurden von Savile aufgegriffen.[35] Doch Kromers De origine endet im Jahr 1506, lange vor der Union von Lublin, und der Geschichte Litauens schenkte er sehr wenig Aufmerksamkeit – dessen sich vertiefenden Beziehungen zu Polen werden nur in groben Zügen dargestellt. Zu Kromers Hauptquellen gehörte Długoszs Chronik, und er gab zahlreiche von Długoszs negativen Schilderungen vieler Mitglieder des Jagiellonenhauses wieder: Als De origine veröffentlicht wurde, protestierte der führende calvinistische Magnat in Litauen, Mikołaj Radziwiłł „der Schwarze“ (1515-1565), formell gegen die negative Sichtweise des Großfürstentums.[36] Als er Polonia eilig aktualisierte, nachdem 1575 eine nicht autorisierte Fassung erschienen war, fügte Kromer nur wenige unbestimmte Zeilen über die neue Beziehung zu Litauen hinzu. Letztlich verdankte Kromer, der von relativ bescheidener, nichtadliger Herkunft war, seine umstrittene Ernennung zum angesehenen Bischof von Ermland seinem langjährigen Dienst für den König. Selbst wenn er alles andere als ein Anhänger der absoluten Monarchie war, so sprach er sich in seinem Werk doch insgesamt unterstützend für die Monarchie aus und gab nicht radikalere Ansichten der polnischen Politik wieder. Diese wurden etwa von Chronisten wie seinem älteren Zeitgenossen Marcin Bielski (1495-1575) vertreten, der der adligen Reformbewegung nahestand, vom klassischen Republikanismus beeinflusst war und danach strebte, die Macht der Krone zu begrenzen. Bielskis Chronik hatte mit ihrer Betonung von Bürgerschaft und dem Gebrauch des neu geprägten Begriffs Rzeczpospolita – der polonisierten Version des lateinischen Ausdrucks Res Publica – großen Anteil daran, im Bewusstsein der szlachta eine alternative Version der polnischen Geschichte zu verankern, die sich von der Herrschaftschronik bei Kromer unterschied.[37] Da sie jedoch nur auf Polnisch erschienen, blieben Bielskis republikanische Lobeslieder gebildeten schottischen Lesern verschlossen. Es gibt keine Exemplare von Bielskis Chronik in den großen schottischen Sammlungen, die ohnehin nur einen einzelnen Band einer auf Latein erschienenen, republikanischeren Version der Geschichte Polens besitzen.[38]

Somit blieben die sehr realen Parallelen zwischen der Geschichte Polens und Schottlands in der Zeit der Unionen von 1603 und 1707 den schottischen Eliten verborgen. Der Übergang der polnischen Autoren zu ihrer Landessprache bedeutete, dass die Schotten in hohem Maße auf allgemeine Darstellungen in ausländischen Werken angewiesen waren. Wie Macinnes hervorhebt, lasen sie Flugschriften, in denen Polen-Litauen im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert häufig vorkam.[39] Doch diese Flugblätter betrafen die Tagespolitik und hatten über die Verfassung der Rzeczpospolita oder die Natur ihres politischen Systems wenig zu sagen, während die Berichte über die Leiden Polen-Litauens in der langen Abfolge von Kriegen zwischen 1648 und 1721 kaum jemanden auf die Idee brachten, dass es sich lohnen könne, sich intensiver mit dessen politischem System zu beschäftigen. Tatsächlich hatten die Katastrophen, von denen die Rzeczpospolita nach 1648 heimgesucht wurde, zur Folge, dass die immer abschätzigeren Werke ausländischer Verfasser die Rzeczpospolita in der britischen Politik zu einem Gegenstand des Spotts gemacht hatten, als man über die Union von 1707 diskutierte. Gebildete schottische Exilanten in Polen taten wenig, um dieser immer negativeren öffentlichen Meinung entgegenzutreten. William Bruces Werk konzentriere sich auf sein Steckenpferd – die Notwendigkeit eines neuen europäischen Kreuzzugs gegen das Osmanische Reich,[40] während Jan bzw. John Jonston (1603-1675), der in Samter (Szamotuły) von schottischen Eltern geboren worden war und die Universität St. Andrews absolviert hatte, umfangreiche Passagen zur polnischen Geschichte in seine historischen Werke aufnahm, die jedoch, abgesehen von der National Library of Scotland, in keine andere wichtigere schottische Bibliothek gelangten, wo hingegen die naturwissenschaftlichen und medizinischen Schriften, für die er europaweit bekannt war, stark vertreten sind.[41]

Am Ende des 17. Jahrhunderts hatten die gebildeten Schotten alles Interesse für das politische System Polens verloren. Zwar besaß Fletcher of Saltoun eine eindrucksvolle Sammlung von Büchern über Polen-Litauen: Darunter befand sich nicht nur Kromer, sondern auch Beauplans (1600-1673) Beschreibung der Ukraine, Chwałkowskis (nach 1700) Regni Poloniae ius publicum, eine Ausgabe von 1672 von Heidensteins (1553-1620) Rerum polonicarum, Jan Zamoyskis 1563 erstmals erschienenes De senatu Romano in einer Auflage von 1608, Kobierzyckis (1600-1665) Geschichte von Władysław IV. (1595-1648), Hartknochs (1644-1687) Respublica Polonica und Werke zu militärischen Fragen von Jakub Sobieski (1590/1-1646), Andrzej Maksymilian Fredro (um 1620-1679) und Szymon Starowolski (1588-1656).[42] In seinen politischen Schriften scheint er sie allerdings nicht verwendet zu haben. Sir George Mackenzie of Rosehaugh (1636/38-1691) diskutierte die Franzosen, Spanier, Schweizer, Niederländer und Portugiesen in seinem Ius Regium, wo er Buchanan und andere Anhänger der Wahlmonarchie angriff und sich für eine Erbfolge aussprach. In dieser Zeit wären die Polen ein hervorragendes Beispiel gewesen, um Mackenzies Argumentation zu stützen, doch er ignorierte sie völlig. Zwanzig Jahre später lieferte Mackenzie in Parainesis Pacifica einen Überblick über eine Reihe von Unionen, nannte Polen aber nur im Zusammenhang mit seiner gescheiterten mittelalterlichen Union mit Ungarn.[43] Ebenso wurde die polnisch-litauische Union in dem 1703 erschienen Pamphlet des Engländers James Hodges The Rights and Interests of the Two British Monarchies mit keinem Wort erwähnt – er untersucht hier eine Reihe europäischer Beispiele von Unionen, darunter Spanien, Frankreich, England, die Vereinigten Provinzen und die Schweiz.[44] Trotz der vielen engen Beziehungen zwischen Nordostschottland und Polen unterließ es auch Sir William Seton of Pitmedden (1673-1744), Polen-Litauen in seinen beiden Pamphleten über die Union anzuführen, The Interest of Scotland und Scotland’s Great Advantages by an Union with England, doch tat er dies immerhin in seiner berühmten Rede im schottischen Parlament am 18. November 1706, wo er zeigte, dass er einiges Wissen über die polnische Verfassung besaß: Er stellte fest, dass die Regierung Schottlands keine „polnische Aristokratie ist, die sich auf Pacta Conventa stützt, während die ganze gentry durch ihre partikularen Versammlungen ermächtigt wird, wo Regeln für ihre Vertreter in der General Dyet vorgeschrieben werden“.[45]

Pitmedden benutzte jedoch den politischen Niedergang der Rzeczpospolita nicht dazu, um sein Plädoyer für eine inkorporative anstelle einer föderativen Union zu untermauern.[46] Es hat den Anschein, dass sein Wissen über die Rzeczpospolita so wie das vieler gebildeter Schotten im frühen 18. Jahrhundert größtenteils auf Flugschriften beruhte: Anders als Fletcher of Saltoun scheint Pitmedden keinen größeren Zugang zu Büchern über Polen-Litauen gehabt zu haben, wenn man den Inhalt der Bibliothek seines Vaters in Betracht nimmt, die 1720 versteigert wurde: Sie enthielt die englische Ausgabe von Icon Animorum sowie Geschichten Böhmens und Ungarns, doch keine von Polen; die einzigen polnischen Bücher sind die Kölner Ausgabe von 1584 von Stanisław Sokołowskis (1537-1593) De verae et falsae ecclesiae discrimine sowie ein Werk des bekannten Arianers Stanisław Lubieniecki (1623-1675) über Kometen.[47]

Das Unwissen der damaligen schottischen Politiker wird vielleicht am besten durch den Fall George Ridpath (gest. 1726) zusammengefasst, ein Anhänger der föderativen Union, sofern er überhaupt die Union unterstützte. Ripdath erwähnte Polen mehrmals in seinen Considerations upon the Union of the Two Kingdoms, zitierte aber schlichtweg aus Sir Thomas Craigs bereits ein Jahrhundert altem Bericht, der sich ganz auf Kromer verlassen hatte – und so hatte er keinerlei Kenntnis über die 1569 in Lublin erzielten Vereinbarungen.[48] Das war absolut typisch für die Debatten über die königliche Nachfolge und die Parlamentsunion: Im frühen 18. Jahrhundert war der „Polnische Reichstag“ das Allerletzte, was das schottische Parlament werden wollte. Die wahrscheinlich häufigste Erwähnung Polens in den Unionsdebatten geschah mit Verweis auf den Duke of Hamilton, dessen Thronansprüche verspottet wurden, indem man ihn „Stanislas, king of Poland“ nannte, eine direkte Anspielung auf Stanisław Leszczyński (1677-1766), der den Thron 1704 nach einer grotesken und rechtlich zweifelhaften Königswahl auf Geheiß Karls XII. (1682-1718) bestieg, sorgfältig abgesichert durch schwedische Truppen.[49]

Auf jeden Fall hatten die Schotten stets größeres Interesse an der polnischen Religion gezeigt – meist an ihren protestantischen Spielarten –, und schottische Bibliotheken, auch die von Fletcher of Saltoun, verfügen über deutlich umfangreichere Bestände an zeitgenössischen Werken von oder über die protestantische Gemeinschaft Polen-Litauens, insbesondere der polnisch-arianischen Anhänger von Faustus Socinius (1539-1604). Es gab beträchtliches Interesse an der polnischen Toleranz für religiöse Dissidenten, die so großen Eindruck auf John Durie machte.[50] Doch im 17. Jahrhundert erodierte unter den polnisch-litauischen Adelseliten die Anziehungskraft des Protestantismus zunehmend, der im Vergleich zum ausgehenden 16. Jahrhundert einen deutlichen Niedergang erlebte. Als sich die katholische Reformation festsetzte und sich Polen-Litauen als einer der katholischen Staaten Europas etablierte, wurden die Hürden für jedwedes Interesse an seiner politischen Kultur aufseiten der schottischen Eliten unüberwindbar – nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Schädigung der toleranten politischen Stimmung im Renaissance-Polen während der langen Kriege gegen Schweden, Russland und das Osmanische Reich nach 1600. Zwei Jahrzehnte nach der Englisch-Schottischen Union von 1707 besiegelte 1724 das Thorner Blutgericht, infolge dessen nach antijesuitischen Unruhen der lutherische Bürgermeister der Stadt – lange ein Zentrum der schottischen Gemeinschaft in Polen – zusammen mit neun weiteren Männern hingerichtet wurde, den Ruf der Rzeczpospolita unter gebildeten Briten: Sie galt nun als Zentrum des intoleranten barocken, katholischen Aberglaubens.[51] Schottland wiederum blieb für die immer katholischeren Eliten Polen-Litauens ein calvinistisches Land, das ihrer Meinung nach dem schädlichen und umstürzlerischen Sittenkodex dieses Glaubensbekenntnisses erlag: „Man sieht, welche Störungen und Desaster die calvinistische Religion in England begründet und in die Tat umgesetzt hat“, wie dies der Posener Bischof Wojciech Tolibowski (1607-1663) 1658 in einer Sejmrede formulierte.[52]

Und so wurde Polen seit dem frühen 17. Jahrhundert von gebildeten Schotten in eine Reihe katholischer Mächte gestellt, folglich mit einem Stereotyp von absoluter Monarchie und Willkür in Verbindung gebracht, obwohl die katholischen Würdenträger in Polen zwar insgesamt monarchische Sympathien hegten, jedoch keinesfalls eine absolute Königsmacht unterstützten. Ironischerweise war das katholische Polen-Litauen der römisch-republikanischen und ciceronischen Tradition treu geblieben, welche den schottisch-calvinistischen politischen Diskurs im 16. Jahrhundert so stark beeinflusst hatte. Nach 1603 drifteten die politischen Kulturen der beiden Mächte auseinander, wobei Polen die Wende von Cicero zu Tacitus (um 55-120) im Großen und Ganzen verpasste, die in Schottland wie auch anderswo in Europa die Aufmerksamkeit auf das unrühmliche Ende der römischen Republik lenkte.[53] Opalińskis Defensa Polonia markierte in vielerlei Hinsicht das Ende eines Zeitraums, in dem die beiden politischen Kulturen, hätten sie Zugang zur richtigen Literatur gehabt, in einen konstruktiven politischen Dialog miteinander hätten eintreten können. Doch Opalińskis galliges Pamphlet zielte, soweit es sich beurteilen lässt, ins Leere und erregte in Schottland keinerlei Aufmerksamkeit: Die Nationalbibliothek besitzt ein Exemplar, doch wurde es erst 2005 angekauft. Keine Sammlung der alten Universitäten verfügt über dieses Buch. Da Barclay 1648 schon lange tot war, gab es jedenfalls niemanden mehr, der hätte zurückrufen können. Erst im 18. Jahrhundert sollten die Schotten ihre Aufmerksamkeit erneut der Rzeczpospolita zuwenden, die nunmehr schon im Todeskampf lag.

Aus dem Englischen von Peter Oliver Loew

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Ausgewählte Literatur

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[1] Vgl. Łukasz Opaliński: Polonia Defensa contra Ioan. Barclaivm, ubi, occasione ista, de regno genteque polona multa narrantur, hactenus litteris non tradita, Dantisci 1648. Zu Opalińskis Werdegang siehe Stanisław Grzeszczuk: Łukasz Opaliński (1612-1662), in: Polski Słownik Biograficzny, Bd. 24, Wrocław 1979, S. 93-96.

[2] Vgl. John Barclay: Icon Animorum, London 1613. Weitere Ausgaben gab es 1614, 1616, 1617, 1619, 1628, 1629, 1637, 1655, 1658, 1664 und 1674. Es wurde in Frankreich veröffentlicht (1628, 1637, 1674) und übersetzt ins Französische (1625), Englische (1631) und Deutsche (1660) mit insgesamt etwa 30 Ausgaben: Hans-Jürgen Bömelburg: Frühneuzeitliche Nationen im östlichen Europa. Das polnische Geschichtsdenken und die Reichweite einer humanistischen Nationalgeschichte (1500-1700), Wiesbaden 2006, S. 272.

[3] Vgl. John Barclay: Opisanie animuszów piąci co naprzednieyszych narodow w Europie, o.O. 1647.

[4] „Indignanti mihi sæpius, tam contumeliose descriptam, aut traductam potius gentem nostram à Ioanne Barclaio, in libro, cui nomen ICON ANIMORVM; Deinde vero accusanti incuriam non vindicantium hucusque patriam calumnia tanta atque impostura.“ Opaliński: Polonia Defensa, A2. Das Vorwort umfasst zusätzlich 4 Seiten. Für Barclays Abschnitt über Polen siehe John Barclay: Icon Animorum, London 1614, Kap. VIII, S. 164-169.

[5] Vgl. Nicola Royan: Barcley, John (1582-1621), in: Oxford Dictionary of National Biography [http://www.oxforddnb.com/view/article/1342, Zugriff am 11.09.2009]

[6] Vgl. „Nec populi […] moribus factis ad nostri seculi venustatem“, zit. n. Opaliński: Polonia Defensa, S. 57; „Gens ad ferociam & licentiam nata, quam vocant libertatem“ ebd., S. 79, Barclay: Icon Animorum, S. 167 f.

[7] Vgl. Opaliński: Polonia defense, S. 33, 46.

[8] „Wenn der Handel mager ist, ist er schmutzig.“ ebd., S. 45. Diese Passage bei Cicero verdeutlicht, dass Handel ein würdige Beschäftigung ist, wenn er im großen Maßstab durchgeführt wird: „Mercatura autem, si tenuis est, sordida putanda est; sin magna et copiosa, multa undique apportans multisque sine vanitate inpertiens, non est admodum vituperanda; atque etiam si satiata quæstu vel contenta potius, ut sæpe ex alto in portum, ex ipso se portu in agros possessionesque contulit, videtur iure optimo posse laudari.“ Marcus Tullius Cicero: De officiis 1, 42, 151. Somit kann die polnische szlachta, die große Getreidemengen über die königlichen Häfen Preußens exportiert, ungestraft herabschauen auf die schottischen Kesselflicker.

[9] Für Barcleys Sicht auf die Juden siehe Icon Animorum, Kap. IX, S. 208 ff.

[10] Vgl. Opaliński: Polonia Defensa, S. 46, 53.

[11] Vgl. Waldemar Kowalski: The Placement of Urbanised Scots in the Polish Crown during the Sixteenth and Seventeenth Centuries, in: Alexia Grosjean / Steve Murdoch (Hg.): Scottish Communities Abroad in the the Early Modern Period, Leiden 2005, S. 53-103 (Studies in Medieval and Reformation Traditions, Bd. 107); Arthur H. Williamson : The Nation Epidemical. Scoto-Britannus to Scoto-Polonus, in: Richard Unger (Hg.): Britain and Poland-Lithuania. Contact and Comparison from the Middle Ages to 1795, Leiden 2008, S. 287-304 (The Northern World North Europe and the Baltic c. 400-1700 AD. Peoples, Economies and Cultures, Bd. 37).

[12] Siehe dazu Zenon Guldon (Hg.): Żydzi i Szkoci w Polsce w XVI – XVIII wieku. Studia i materiały, Kielce 1990.

[13] Vgl. Waldemar Kowalski: Kraków Citizenship and the Local Scots, 1509-1655, in: Unger (Hg.): Britain and Poland-Lithuania, S.263-285; Peter Paul Bajer: Scotsmen and the Polish nobility from the Sixteenth to the Eighteenth Century, in: Unger (Hg.): Britain and Poland-Lithuania, S.329-353.

[14] Vgl. William Barclay: De regno et regali potestate adversus Buchananum, Brutum, Boucherium & reliquos monarchomachos, libri sex, Paris 1600; Kamila Schuster: Biblioteka Łukasza Opalińskiego marszałka nadwornego koronnego (1612-1662), Wrocław 1971, S. 206, 220, 229, 249.

[15] „[…] nimiumque de fortuna Regum solicto,“ in: Opaliński: Polonia Defensa, S. 101; ders.: Rozmowa plebana z ziemianinem, albo dyszkurs o postanowieniu terazniejszym Rzeczypospolitej y o sposobie zawierania seymow, o.O. 1641; siehe auch Stanisław Grzeszczuk: Wstęp, in: Łukasz Opaliński: Wybór pism, hg. v. Stanisław Grzeszczuk, Wrocław 1959, S. LXXXI.

[16] „Quinimmo gratulor Patriæ meæ, tales Principes hactenus ei contigisse, qui non se supra leges esse, sed leges supra se rati, nihilque detrahi hinc majestati suæ merito reputantes, vi & armis ad observationem illarum nusquam fuerunt adigendi,“ in: Opaliński: Polonia Defensa, S. 101.

[17] „& vel maxime tua, ô Barclai, Britannia Symplegadum more colliditur, cum tot furias facesque belli intestini nuper accendit: tamque longo, tam cruento dissidio evertit imperium, & Regem omni jure ac potestate spoliavit. Maxime autem populares tui Scoti, qui Principem, se ultro illis permittentem, scelere turpissimo ac perfidia, post longam licitationem, vendidere Anglis, postquam multis injuriis & contumeliis prius captivum affecerunt“, ebd., S. 105.

[18] Die beste Darstellung polnischer Geschichtsschreibung zu dieser Zeit ist Bömelburgs Frühneuzeitliche Nationen (siehe Anmerkung 2). Für Schottland siehe Roger Mason: Usable Pasts: History and Identity in Reformation Scotland, in: ders.: Kingship and the Commonwealth. Political Thought in Renaissance and Reformation Scotland, East Linton 1998, S. 165-186.

[19] Vgl.Tomasz W. Gromelski: The Commonwealth and Monarchia Mixta in Polish and English political thought in the later 16th century, in: Unger (Hg.): Britain and Poland-Lithuania, S. 167-182; Benedict Wagner-Rundell: Liberty, Virtue and the Chosen People. British and Polish Republicanism in the Early Eighteenth Century, in: Unger (Hg.): Britain and Poland-Lithuania, S. 167-182; Benedict Wagner-Rundell, S. 197-214.

[20] Vgl. Maria O. Pryshlak: Państwo w filozofii politycznej Łukasza Opalińskiego, Kraków 2000.

[21] Zu Buchanan siehe Roger Mason: George Buchanan, James VI and the Presbyterians, in: ders.: Kingship and the Commonweal, S. 187-214; ders: Rex stoicus: George Buchanan, James VI and the Scottish Polity, in: John Dwyer, ders. (Hg.): New Perspectives on the Politics and Culture of Early Modern Scotland, Edinburgh 1982, S. 9-33; James H. Burns: The Political Ideas of George Buchanan, in: Scottish Historical Review 109/30 (1951), S. 60-68.

[22] Andrew Fletcher of Saltoun: Speeches by a Member of the Parliament which Began at Edinburgh the 6th of May, 1703, in: ders.: Political Works, hg. v. John Robertson, Cambridge 1997, S. 135.

[23] Zum Vergleich der beiden Unionen und zum kritischen Hinterfragen der generellen Debatte darüber, ob die Polnisch-Litauische Union zwischen 1386 und 1569 eine Personalunion oder eine dynastische Union gewesen, siehe: Robert Frost, Die Union von Horodło vor europäischem Hintergrund….‘.

[24] Benedict Wagner-Rundell: Republicanism in early modern Poland-Lithuania: the politics of virtue in the reign of August II’, unveröffentlichte Dissertation, Oxford Universität 2008, Kap. 6, S. 244-277; Allan Macinnes: The Hidden Commonwealth: Poland-Lithuania and Scottish political discourse in the 17th century, in: Karin Friedrich / Barbara Pendich (Hg.): Citizenship and Identity in a Multinational Commonwealth. Poland-Lithuania in Context, 1550–1772, Leiden 2009, S. 233-260.

[25] Vgl. Sir Henry Savile: Historical Collections left to be considered of, for the better perfecting of this intended union between England and Scotland (1604), in: Bruce Galloway / Brian Levack (Hg.): The Jacobean Union. Six Tracts of 1604, Edinburgh 1985, S. 218-222 (Scottish History Society 21/4); Sir Thomas Craig: De Unione Regnorum Britanniæ Tractatus, hg. v. Charles Sanford Terry, Edinburgh 1909, S. 283, 300 f, 391, 408, 469; David Hume of Godscroft: The British Union. A critical edition and translation of David Hume of Godscrofts De Unione Insulae Britannicae, hg. v. Paul J. McGinnis, Arthur H. Williamson, Aldershot 2002; Macinnes: The Hidden Commonwealth, S. 238.

[26] Vgl. Fletcher: Political Works, S. 100, 203.

[27] Vgl. Macinnes: The Hidden Commonwealth, S. 260.

[28] Bruce war jedoch nicht, wie Stanisław Kot suggerierte, der Verfasser der gut recherchierten Publikation Relation of the State of Polonia von 1598.Wie Stanisław Sobiecki überzeugend dargelegt hat, ist John Peyton der Autor dieser Publikation: Stanisłąw Kot: William Bruce (XVI/XVII w.), in: Polski Słownik Biograficzny, Bd. 3, Kraków 1937, S. 3 f.; siehe auch Stanisław Kot: Nationum Proprietates, in: Oxford Slavonic Papers 7 (1957), S.99-117, hier S. 99; Res Polonica ex Archivo Musei Britannici, I Pars “Relation of the State of Polonia and the United Provinces of that Crown anno 1598”, Roma 1965 (Elementa ad Fontium editiones, Bd. 13),S. xii-xiii; Sebastian Sobecki ‘John Peyton’s A Relation of the State of Polonia and the Accession of King James I, 1598–1603’ English Historical Review, cxxix, no. 540 (October 2014), S. 1079–97; idem A new manuscript of John Peyton’s A Relation of the State of Polonia, The Library, 7th series, 16/1, (March, 2015), S. 80–87.

[29] Vgl. Anna Biegańska: The Learned Scots in Poland. From the Mid-Sixteenth to the Close of the 18th Century, in: Canadian Slavonic Papers 1/43 (2001), S. 1-28, hier S. 18-23; Patrick Gordon: Diary of General Patrick Gordon of Auchleuchries 1635-1699, Bd. 1: 1634-1659, hg. v. Dmitry Fedosov, Aberdeen 2009.

[30] Vgl. Marcin Kromer: De origine et rebus gestis Polonorum libri XXX, Basileae 1555; ders.: Polonia sive de situ populis, moribus, magistratibus et Republica Regni Polonici libri duo, Coloniæ 1577.

[31] Die Aberdeener Kopie der Ausgabe von 1558 war Teil von Thomas Reids Nachlass für das Marischal College (1624), während die Kopie in St. Andrews Sir Thomas Henryson, Lord Chesters gehörte, der 1638 verstarb, und danach William Guild, dem Rektor des King‘s College, Aberdeen, der seine Bibliothek der Universität von St. Andrews hinterließ. Viele der relativ dürftigen Bestände aus dem 16. und 17. Jahrhundert in der Schottischen Nationalbibliothek waren Schenkungen an die Bibliothek.

[32] Vgl. P. J. M. Willems: Bibliotheca Fletcheriana: or, the Extraordinary Library of Andrew Fletcher of Saltoun, Wassenaar 1999.

[33] Es gibt leider keine umfassende zeitgemäße Studie über diese wichtige Person. Siehe Henryk Barycz: Marcin Kromer (1512-1589), in: Polski Słownik Biograficzny, Bd. 15, Kraków 1970, S. 319-325; Bömelburg: Frühneuzeitliche Nationen, S. 112. Zu der Art, wie Kromer in anderen Quellen rezipiert wurde, und den Missverständnissen, die dabei auftreten, siehe Teresa Baluk: Sir Robert Filmer’s Description of the Polish Constitutional System in the 17th Century, in: The Slavonic and East European Review 2/62 (1984), S. 241-249.

[34] Zur Union von Lublin siehe Harry Dembkowski: The Union of Lublin. Polish Federalism in the Golden Age, Boulder 1982; Frost: Making of the Polish-Lithuanian Union, S. 477–94.

[35] Savile: Historical Collections, S. 219.

[36] Vgl. Bömelburg: Frühneuzeitliche Nationen, S. 121.

[37] Vgl. Marcin Bielski: Kronika wszystkiego śwyata, na ssesc wyekow, Monarchie cztery rozdzielona, s Kosmográphią nową […] po polsku pisána s figurami […] Między ktorémi też nászá Polska ná ostátku zosobná yest wypisána, Kraków 1551. Zu Bielski siehe Bömelburg: Frühneuzeitliche Nationen, S. 101-110.

[38] Die Universität Aberdeen besitzt eine Kopie von Stanisław Orzechowski: Annales Stanislai Orichovi okszi, Dobromili 1611, die Bibliothek der Universität Glasgow hingegen Szymon Starowolski: Polonia. Nunc denuo recognita et aucta, Dantisci 1652. Die Kopie derselben Arbeit in der Nationalbibliothek war Teil eines Reprints von 1733 mehrerer Werke Starowolskis.

[39] Vgl. Macinnes: The Hidden Commonwealth, S. 238.

[40] Vgl. William Bruce: Ad principes populumque Christianum de bello adversus Turcos gerendo […] consilium, Cracovia 1594; ders.: De Tataribus diarium Guilielmi Brusci Scoti, Francofurti 1598.

[41] Die Schottische Nationalbibliothek hat vier Kopien von Jonstons Historia universalis civilis et ecclesiastica, res praecipuas ab orbe condito ad annum MDCXXXIII gestas brevissime exhibens: die zweite Ausgabe (Leiden 1638), die dritte Ausgabe (Amsterdam 1641), die verbesserte dritte Ausgabe (Amsterdam 1644) und die ergänzte und erweiterte vierte Ausgabe (Frankfurt am Main 1672). Sie verfügt auch über zwei Kopien seines Polyhistor, seu rerum ab exortu universi ad nostra usque tempora, per Asiam, Africam, Europam & Americam, in sacris & profanis gestarum succincta & methodica series (Jena 1660) und die erweitere zweite Ausgabe (Jena 1667). Jonston war jedoch ein wesentlich besser Naturwissenschaftler als Historiker, so dass seine Abschnitte über Polen-Litauen auf ziemlich allgemeiner und unspezifischer Ebene bleiben und dem in anderen Arbeiten Vorhandenem nur wenig hinzufügen.

[42] Vgl. Willems: Bibliotheca Fletcheriana; Nicolas Chwalkowski [Mikołaj Chwałkowski]: Regni Poloniae ius publicum, Regiomonti 1684; Guillaume le Vasseur de Beauplan: Description d‘Ukranie. Qui sont plusieurs provinces du royaume de Pologne […], Rouen 1673; Reinhold Heidenstein: Secretarii Regii Rerum Polonicarum Ab Excessv Sigismundi Augusti libri XII, Francofurti Ad Moenum 1672; Stanisław Kobierzycki: Historia Vladislai Poloniæ et Sueciæ principis. Ejus Natales et Infantiam, Electionem in Magnum Moscoviæ Ducem, Bella Moscovitica, Turcica, caeterasque res gestas continens, usque ad excessum Sigismundi III Poloniæ Sueciaeque Regis, Dantisci 1655; Christoph Hartknoch: De Respublica Polonica. Libri duo, Quorum Prior, Historiae Polonicae memorabiliora […], Lipsia 1698.

[43] Vgl. Sir George Mackenzie of Rosehaugh: Ius Regium. Or the Just and Solid Foundation of Monarchy in general, and more especially of the Monarchy of Scotland, Maintain’d against Buchanan, Naphthali, Dolman, Milton etc., London 1684, S. vi.

[44] Vgl. James Hodges: The Rights and Interests of the two British Monarchies Inquir’d into, and Clear’d. with a special respect to An United or Separate State, London 1703, S. 76.

[45] Vgl. Sir William Seton of Pitmedden: Scotland’s great advantages by an union with England: showen in a letter from the country. To a member of Parliament, Edinburgh [?] 1706; Ders.: The Interest of Scotland in Three Essays, s.l. 1700; Ders.: A Speech in Parliament spoken by Seton Junior of Pitmedden, 18 November 1706, on the subject of the third Article then being in Debate in the House, in: Daniel Defoe: The History of the Union of Great Britain, Edinburgh 1709, S. 76.

[46] Vgl. Sir William Seton of Pitmedden: A Speech in Parliament the second day of November 1706. On the First Article of the Treaty of Union, Edinburgh 1706.

[47] Vgl. Stanislaus Socolovius [Stanisław Sokołowski]: De verae et falsae ecclesiae discrimine […] libri tres, Coloniae 1584; Stanislaus Lubieniecius [Stanisław Lubieniecki]: Theatrum Cometium 2 vols, Amsterdam 1668; Meinen Dank an Prof. Colin Kidd für die Hilfe beim Finden dieser Quelle.

[48] Vgl. George Ridpath: Considerations upon the Union of the Two Kingdoms: with an Account of the Methods taken by Ancient and Modern Governments, to effect an Union, without endangering the Fundamental Constitutions of the United Countries, Edinburgh [?] 1706, S. 23.

[49] Siehe z. B. The Right of Succession to the Crown and Sovereignty of Scotland Argued, London 1705.

[50] Vgl. Macinnes: The Hidden Commonwealth, S. 243 ff., 249.

[51] Siehe z. B. Anonymus: A faithful and exact narrative of the horrid tragedy; lately acted at Thorn, in Polish Prussia; by the contrivances and instigation of the Jesuits, London 1725?.

[52] „Man sehe waß die Calvinische Religion in Engellandt für Unruhe undt Unheil angerichtet undt Erwekhet habe“, Archiwum Państwowe w Gdańsku, 300/29/146 f. 10v.

[53] Tacitus war kein Teil des Schullehrplans in Polen-Litauen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, vgl. Bömelburg: Frühneuzeitliche Nationen, S.194 f.