Die polnisch-litauischen Unionen in den Erinnerungskulturen Litauens

Die Erinnerungskultur hängt, wie dies Fachleute immer festgestellt haben, eng mit der Identität zusammen, zu deren wichtigsten Bestandteilen die Erinnerung an die Vergangenheit gehört. Die Erinnerung an die Vergangenheit in den Kulturen war und ist ein Argument, das die Existenz einer Gemeinschaft nicht nur in der Gegenwart belegt, sondern auch in einer fernen historischen Vergangenheit. Dieser Aspekt muss bedacht werden, wenn man über eine Frage spricht, die für die Identität nicht nur der Litauer, sondern auch der Polen und der Belarussen so wichtig ist wie die Unionen Polens und Litauens in Krewo 1385, in Horodło 1413 und in Lublin 1569. Zwar war es das Ziel der Unionen – was schon der Begriff „Union“ besagt – starke Bande zwischen den Staaten bzw. Gesellschaften zu knüpfen, doch in den Erinnerungskulturen der verschiedenen Nationen, nicht selten auch in den der Stärkung oder Veränderung von Identität dienenden Historiografien konnten sie unterschiedlich dargestellt werden: Als Argument über die weit in die Vergangenheit zurückreichende Zusammengehörigkeit von Nationen und Staaten bis dahin, dass die Unionen als Besetzung des eigenen Territoriums durch einen fremden Staat angesehen wurden.

Eine solche Asymmetrie in der Beurteilung der Unionen lässt sich in den modernen Gesellschaften Polens und Litauens erkennen. Nebenbei gesagt, die in der litauischen Gesellschaft populären Vorstellungen von der Union werden auch von den Belarussen geteilt. Die Internetausgabe des Fremdwörterlexikons (www.tzz.lt) erklärt die Bedeutung des Begriffs „Union“ folgendermaßen: Union [lat. unio – Vereinigung, Bund]: 1. Vereinigung monarchischer Staaten; 2. kirchl. regionale Verbindung verschiedener Kirchen, z.B. der katholischen und der orthodoxen. Aus dieser Definition geht somit direkt hervor, dass der Begriff „Union“ im heutigen Litauen nicht verwendet werden sollte. Darum ist es auch kein Zufall, dass Litauen heute nicht der Europäischen Union (lit. Europos unija) angehört, sondern dem Europäischen Bund (Europos Sąjunga). Zwar beschränkt sich das Wörterbuch in einer späteren (gedruckten) Fassung nicht nur auf die Frühe Neuzeit, doch bei der Erläuterung der Bedeutung wird als Beispiel die ungerechte Lubliner Union von 1569 angeführt.

Das Fremdwörterlexikon ist wohl das beste Beispiel, wie die Union Polens und Litauens in der gegenwärtigen litauischen Erinnerungskultur eingeschätzt wird. Das Problem wird in den litauischen Medien entweder ignoriert (im Jahr der Gedenkfeiern zum 600. Jahrestag der Union von Horodło war in der litauischen Presse kein einziger Bericht zu finden, in dem dieses Ereignis popularisiert worden wäre), oder man spricht über die Unionen so wie in dem Wörterbuch, indem ihnen eine ausschließlich negative Bedeutung beigemessen wird. So sieht die Lage in der heutigen litauischen Erinnerungskultur aus, obwohl in der litauischen Geschichtsschreibung eine mit der polnischen zwar nicht vergleichbare, jedoch sehr ausdifferenzierte Beurteilung der Unionen vorherrscht.

Jeder Historiker, der sich mit diesem Problem auseinandergesetzt hat, wird darum gebeten, zu erläutern, was diese Einschätzung der Union durch die Litauer herbeigeführt habe, und auf die Frage zu antworten, ob das negative Urteil über die Union ausschließlich der Gegenwart eigen ist und wie frühere Generationen die Unionen beurteilt hätten. Der Charakter der vorliegenden Veröffentlichung legt es nahe, sich nicht nur mit der Gegenwart zu beschäftigen. Ich werde deshalb über die litauisch-polnischen Unionen nicht nur in den modernen, sondern auch in früheren litauischen Erinnerungskulturen sprechen.

Die Struktur des Textes folgt der Bedeutung der Erinnerungskultur für die nationale Identität. Deshalb richte ich bei der Analyse der Unionsvorstellungen in der litauischen Gesellschaft mein Hauptaugenmerk auf drei Zeiträume: 1) vom Ende des 15. bis ins 17. Jahrhundert, als sich die Charakteristika der politischen Nation des Großfürstentums Litauen herausbildeten, die ich als Altlitauer bezeichnen werde; 2) vom 17. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, als es zu einem voranschreitenden Akkulturationsprozess der Altlitauer kommt und sie sich dem polnischen Adel immer weiter annähern; 3) vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis ins 21. Jahrhundert.

Die beschriebenen Zeiträume sind sehr lang, weshalb sich die identitären Konfigurationen in dieser Zeit dynamisch änderten. Nicht alle von ihnen können in dieser kurzen Übersicht gebührend behandelt werden. Zugleich muss gesagt werden, dass ein theoretischer, auf dem Begriff „Erinnerungskultur“ basierender Ansatz dann mehr Wirkung entfaltet, wenn man versucht, damit Ereignisse der neuesten Geschichte zu erklären. Darum wird es im ersten Teil des Textes nicht so sehr um den Ort der Union in der Erinnerungskultur der Altlitauer gehen, sondern vielmehr um ihre Rezeption der Union.

Wenn man Texte über eine historische Fragestellung vorbereitet, so verleiht man dieser, oft aus objektiven Gründen, allzu große Bedeutung. Aus diesem Grund sind die Erörterungen der Unionen in diesem Text in einen größeren Kontext eingebettet, vor allem in die Erinnerungskulturen des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Absicht, die Verortung der Unionen in den Identitätskonstruktionen zu analysieren, zwang unweigerlich dazu, die Ansichten der polnischen und der litauischen Bevölkerung zu vergleichen, auch wenn dies nicht Ziel des Textes sein sollte. Ich hoffe, dass der Leser die gedanklichen Sprünge nachvollziehen kann und die eine oder andere nicht alltägliche Feststellung als intellektuelle und nicht als ideologische Provokation begreift.

Die Entstehung der politischen Nation des Großfürstentums Litauen und das Urteil über die Union

Die politische Nation des Großfürstentums Litauen (oder, mit anderen Worten, die Altlitauer) entstand an der Wende zum 16. Jahrhundert. Einfluss auf ihre Ausprägung hatten die gesellschaftlichen Veränderungen, welche die bislang unüberwindbaren Grenzen zwischen der Adelsschicht (Bojaren) und den Fürsten aufhoben, das allgemeine Rechtssystem sowie die Pflicht zum Militärdienst, durch den das Gefühl wuchs, für das Vaterland mitverantwortlich zu sein. Es mag verschiedene Definitionen von politischer Nation geben, doch der wichtigste Faktor, der die Existenz einer eigenständigen nationalen Gemeinschaft belegt, war das Nationalbewusstsein.

Nur wenige Quellen überliefern knappe Informationen hierzu. Besonders hinzuweisen wäre auf die bereits am Ende des 16. Jahrhunderts formulierte Theorie, dass die Litauer von den Römern abstammen: Sie spielte für die politische Nation eine wichtige Rolle, da sie die Mitglieder der litauischen nationalen Gemeinschaft von anderen Gemeinschaften unterschied. Im Unterschied zur politischen Nation der Königreichs Polen umfasste der Begriff „Altlitauer“ zumindest seit Anfang des 16. Jahrhunderts auch die Ruthenen, wofür etwa die Präambel der Union von Mielnik aus dem Jahre 1501 steht. Zwar wurde sie vonseiten des Großfürstentums Litauen lediglich von den Ruthenen unterschrieben, doch sie bezeichneten sich hier mit dem politischen Begriff als Litauer – Nos Lituanos. Die politische Nation des Großfürstentums Litauen vermochte es, ethnische Unterschiede zu bewahren, wovon auch die unterschiedliche Ansicht über die Muttersprache zeugt. Die Anhänger einer Abstammung von den Römern sprachen sich für das Lateinische aus, während die Vertreter des litauischen Sarmatismus für das Polnische und Ruthenische plädierten. Neben diesen beiden Parteien gab es aber auch Anhänger der litauischen Sprache.

Ohne Rücksicht auf ethnische Unterschiede teilten alle Mitglieder dieser Gemeinschaft ein gemeinsames Verständnis der Geschichte. Ein zentrales Element, das die verschiedensprachigen und unterschiedlichen ethnischen Gruppen zu einer nationalen Gemeinschaft verschmelzen ließ, war der Witold-Mythos. Obwohl die Ruthenen und ethnischen Litauer, Samogiten oder sogar die Tataren verschiedene Elemente dieses Mythos betonten, war Witold Kiejstutowicz, Großfürst von Litauen (Vytautas der Große, 1354/1355-1439); eine Person, mit der sich verschiedene ethnische und konfessionelle Gruppen des Großfürstentums Litauen identifizieren konnten. Es gab für die Altlitauer auch andere Quellen der Selbstidentifikation, über die ich mich hier nicht besonders auslassen werde. Der Witold-Mythos wurde hier nur angeführt, weil sich dadurch die Ansichten der Altlitauer zumindest zu zwei Unionen erkennen lassen – die Union von Krewo und die Union von Horodło. Man kann sofort sagen, dass die Meinung der Altlitauer über diese beiden Unionen geringschätzig war. Der Verfasser der Chronik von Bychowiec (Anfang des 16. Jahrhunderts) gibt bei der Beschreibung der Union von Krewo nur an, dass Jagiełło (litauisch: Jogaila, 1352/1362-1434) in dem Unionsakt versprochen habe, den katholischen Glauben anzunehmen und Königin Jadwiga (1373/1374-1399) zu heiraten. Von einer Verbindung beider Staaten ist in dem Text nicht die Rede. Der Autor dieser Chronik, die im Umfeld von Olbracht Gasztołd (1470-1539) entstand, war gegenüber Jagiełło noch relativ gnädig. Er schrieb ihm die Taufe Litauens als Verdienst zu, während die späteren Urheber der Ideologie der Altlitauer diesbezüglich nicht so viele Skrupel hatten. In ihren Texten, die im selben 16. Jahrhundert geschrieben wurden, allerdings später als die Chronik von Bychowiec, verdankt Litauen seine Taufe Witold/Vytautas. Und so ist auch hier zu sehen, dass die historische Wahrheit auf dem Altar des nationalen Mythos geopfert wird.

Wenn die Taufe Litauens für den Verfasser der Chronik von Bychowiec ein positiver Wert ist, so hält er die Privilegien, die in der Union von Horodło den litauischen Bojaren zuerkannt wurden, also auch die von den Polen erhaltenen Wappen, für keinerlei Wohltat:

Gnädiger Imperator und unser Herr, Großfürst Witold! Die Polen waren keine Bojaren, sondern gewöhnliche Menschen; sie hatten keine eigenen Wappen und bemühten sich um sie, indem sie den Böhmen große Geschenke brachten. [Die böhmischen Herren] stellten ihnen ihre Wappen zur Verfügung und machten sie zu Bojaren, indem sie sie in ihre Wappen aufnahmen. Aber wir sind Bojaren von uralter, römischer Herkunft; unsere Ahnen sind mit ihren Wappen in dieses Land gekommen … Und dann hat Witold seine Herren überredet, sich mit den Polen zu verbrüdern und ihre Wappen zu übernehmen, damit unsere feindlichen Beziehungen ihn nicht daran hindern, den Königskranz zu erobern, und er sprach Folgendes zu ihnen: „Schließlich könnt ihr, wenn sie den Kranz bringen, ihnen die Schreiben zurückgeben und ihre Wappen fortwerfen und eure alten annehmen.“[1]

Dieser skeptische Blick auf die Polen, selbst ihre Erniedrigung, ist verständlich. Die nationale Identität konnte nicht anders konstruiert werden als dadurch, dass man sich von Fremden unterschied. Hervorzuheben ist, dass dieser Autor aus dem Umfeld von Olbracht Gasztołd in seiner Aufwertung der Litauer und Erniedrigung der Polen konsequent blieb. Es überschreitet zwar die Grenzen des Themas, doch soll daran erinnert werden, dass es der Verfasser der Chronik von Bychowiec war und nicht die litauischen Nationalisten des 20. Jahrhunderts, der erstmals den Gedanken aussprach, in der Schlacht von Tannenberg hätten die Litauer alleine gesiegt. In dieser Hinsicht könnte ihm verdientermaßen der Lorbeer als erster litauischer Nationalist und Patriot aufgesetzt werden.

Die Einschätzung der Union in der Zeit der Akkulturation der Altlitauer, 17. bis Anfang des 20. Jahrhunderts

Nach dem „goldenen Zeitalter“, das sowohl das Königreich Polen als auch das Großfürstentum Litauen im 16. Jahrhundert erlebt hatten, sehen das 17. Jahrhundert und die folgenden Jahrhunderte schon düsterer aus. Vor allem der Krieg gegen Moskau erschöpfte die beiden Bruderstaaten und fraß Ressourcen, die man in andere Gebiete des Lebens hätte investieren können, vielleicht sogar zur Reform des Staates. Der Krieg mit Moskau war eine der Ursachen, die beide Staaten dazu bewegten, noch engere Verbindungen anzustreben. Doch dieser Umstand wird oft zu einer Art Nebelkerze, die andere, tiefgreifende Prozesse verdeckt, die sowohl im Großfürstentum Litauen als auch im Königreich Polen stattfanden. Die engen Verbindungen der beiden Staatswesen hatten auch Einfluss auf die Gesellschaften. Oft wird dieser Einfluss viel zu flach als Polonisierung bezeichnet, ein Begriff, den auch heute die Radikalnationalisten in Polen und Litauen liebend gerne verwenden. Für einen litauischen „Ultrapatrioten“ ist die vom 17. bis zum 19. Jahrhundert andauernde sogenannte Polonisierung ein weiterer Beweis dafür, dass man den Polen nicht trauen dürfe. Für einen analog denkenden Polen ist sie ein weiterer Beleg dafür, dass die polnische Zivilisation stets höher stand als die Kultur der Barbaren aus dem Osten. In Wirklichkeit hat es meiner Meinung nach gar keine Polonisierung gegeben. Die politische Elite der Altlitauer hat ihre nationale Identität behalten, bis die moderne Nation entstanden ist, also die Neulitauer und die modernen Polen. Dafür steht der Akt der gegenseitigen Beteuerung der beiden Nationen, eine Ergänzung zur Verfassung vom 3. Mai 1791, die nicht nur vom politischen Willen zeugt, den Status quo in der Rzeczpospolita beider Nationen zu erhalten, sondern auch davon, dass die nationalen Bestrebungen der Altlitauer sowohl im 18. als auch im 19. Jahrhundert immer noch sehr stark waren. Was mehr als zwei Jahrhunderte im Großfürstentum Litauen stattfand, kann man auch als regionale Spielart der „Latinisierung“ Osteuropas bezeichnen, deren Symptome man am Ende des 16. Jahrhunderts ebenfalls in Kronpolen findet. Die Stärkung der polnischen Sprache und Kultur sowohl im Großfürstentum Litauen als auch im Königreich Polen bedeutete nicht, dass sich die Nationalgesellschaften miteinander vermischten, so wie die Tatsache, dass Jan Długosz (1415-1480) seine Chronik auf Latein schrieb, nicht heißt, dass er Römer geworden wäre. Ganz im Gegenteil – er blieb ein wahrer altpolnischer Patriot, der – nebenbei bemerkt – im Großfürstentum Litauen nicht geschätzt wurde. Die Gesellschaft des Großfürstentums Litauen verhielt sich, als sie die polnische Sprache und Literatur übernahm, so wie die Polen im 12. bis 15. Jahrhundert. Für ihre Zwecke eigneten sie sich eine bereits existierende Schriftkultur, Sprache und ein Begriffssystem an, um mit deren Hilfe patriotische altlitauische Texte zu verfassen. Die Konzentration der Aufmerksamkeit und der Ressourcen auf Moskau ließ in diesem Zeitraum schließlich auch die Diskussionen über die Muttersprache der politischen Nation des Großfürstentums Litauen in den Hintergrund treten. Vielleicht war es gerade der außenpolitische Faktor, der die Entstehung eines litauischen Schrifttums verhinderte, anders als in Polen, das auf die lateinische Sprache verzichtete. Man könnte lange erörtern, was „gewesen wäre, wenn …“, doch selbst ohne sich in derlei Gedankenspiele zu vertiefen, darf man die Augen nicht vor der kulturellen Annäherung der beiden Gemeinschaften verschließen, die vielleicht auch einen Einfluss auf den Abschluss der Union von Lublin 1569 hatte.

Von der veränderten Einstellung der litauischen politischen Elite gegenüber Polen und seiner Kultur zeugen die ersten direkten polnisch-litauischen Debatten am Vorabend der Union von Lublin. Im Jahr 1564 erinnerte beim Reichstag von Warschau bei der Diskussion über eine neue Union die litauische Delegation an die Vorgeschichte der Beziehungen zu Polen und gab als erstes Beispiel den Vertrag zwischen Gedimin (lit. Gediminas, poln. Giedymin, 1275-1341) und Władysław Łokietek (1260/1261-1333) 1325 an. Über die Rolle Jagiełłos in der Geschichte der Beziehungen beider Staaten gab es zwischen Polen und Litauern keine Diskussionen. Beide Seiten stritten sich hingegen ernsthaft bei der Einschätzung, welche Rolle Polen und Litauer in der Schlacht von Tannenberg gespielt hatten. Wenn man diese Diskussionen analysiert, so sollte man nicht nur auf das positive Urteil über die Union von Krewo hinweisen, sondern auch darauf, dass beide Seiten in ihrer Polemik sich zumindest teilweise auf dieselben Quellen beriefen. Für das nach Meinung der Litauer unrichtige Urteil über ihre Rolle in der Schlacht von Tannenberg war der polnische Chronist verantwortlich, Jan Długoszs Nachfolger Marcin Kromer (1512-1589), „der auch manches polnische Geschlecht angeschwärzt hat“[2]. Diese Episode zeigt, worum es bei Akkulturation eigentlich geht: Seit dem 16. Jahrhundert las zumindest ein Teil der politischen Elite des Großfürstentums Litauen dieselbe historische Literatur und vergaß die litauische Version der wichtigsten Ereignisse, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts teilweise noch in der mündlichen Überlieferung erhalten war.

Die litauische Delegation, die auf dem Warschauer Reichstag die historischen Bezüge zu Polen rühmte, in diesem Kontext allerdings nicht die Union von Horodło erwähnte, ließ sich nicht von dem Wunsch leiten, eine neue Union abzuschließen, sondern drückte ganz offen ihre Meinung aus. Dies bestätigen sowohl die Chronik des Maciej Stryjkowski (1547-1593) als auch die Geschichte Litauens von Wojciech Wijuk Kojałowicz (Albertas Kojalavičius-Vijūkas, 1609-1677). In den genannten Werken werden alle Unionen positiv bewertet. Kojałowicz beschreibt gar die ganze Geschichte Litauens aus der Perspektive der Unionen. Der von allen Altlitauern positiv beurteilte Versuch, Witold/Vytautas 1430 zu krönen, erscheint Kojałowicz als die unbesonnene Absicht, die von Jagiełło vereinbarte Union von Krewo zu schwächen, weshalb er sie als kritikwürdigen Schritt bezeichnet. Etwas kritischer bewertet der Verfasser die Union von Horodło. Die Adoption der Litauer durch die Annahme gemeinsamer Wappen mit polnischen Adelsgeschlechtern scheint ihm ein leichtsinniger Schritt gewesen zu sein, und er wiederholt an dieser Stelle die aus der Chronik von Bychowiec bekannte Geschichte über die litauischen Wappen, die älter seien als die polnischen. Das insgesamt wohlwollende Urteil über die Union sollte den Leser jedoch nicht in die Irre führen. Die Verfasser der im Großfürstentum Litauen entstandenen Schriften sehen deutliche Unterschiede zwischen Litauern und Polen. Zum Beispiel verändert sich nach wie vor nicht die Sicht auf die Schlacht von Tannenberg. Zwar stehen die Altlitauer unter starkem Einfluss der polnischen schriftlichen Tradition, doch nach wie vor hält sich eine von der polnischen Version abweichende Darstellung der Ereignisse auf den Schlachtfeldern bei Tannenberg.

Man kann im Grund feststellen, dass die positive Beurteilung der Unionsgeschichte in der altlitauischen Gesellschaft bis ans Ende des 19. Jahrhunderts erhalten geblieben ist – und an dieser Stelle könnte man eigentlich schon das nächste Unterkapitel beginnen.

Es kommt mir allerdings so vor, als sollte man nicht darauf verzichten, die Geschichte der Erinnerung an die Unionen im 19. Jahrhundert zu behandeln, da gerade in dieser Zeit das Gedächtnis an die gemeinsame Vergangenheit eine weitere, neue Funktion übernahm: Die alten politischen Eliten des Großfürstentums Litauen und auch des Königreichs Polen nutzten die Vorstellung von einer gemeinsamen Vergangenheit nicht nur, um ihre alten Identitäten zu wahren, sondern sie dienten ihnen auch dazu, ihren Blick auf die Vergangenheit den Bauern zu vermitteln. Mit anderen Worten – die Vergangenheit wurde für den Versuch genutzt, eine moderne Nation zu schaffen. Hätten diese Bestrebungen Erfolg gehabt, so ist es im Fall des alten Großfürstentums Litauen ungewiss, welche moderne Nation auf dem Gebiet des heutigen Litauens entstanden wäre, eine polnische oder eine polnischsprachig-litauische. Es gab schließlich Voraussetzungen, die diese letztere historische Alternative begünstigten, etwa die lange aktive Bewegung der „Krajowcy“, die Polnisch sprachen, dabei aber die historische Tradition des Großfürstentums Litauen stark hervorhoben. Man darf auch nicht vergessen, dass diese Bewegung Polen eine Persönlichkeit gab, die jeder Pole und Litauer kennt – Józef Piłsudski (1867-1935). Es gibt nicht viele Beschreibungen darüber, wie die historischen Traditionen in den Gebieten des zaristischen Russlands erhalten blieben. Man weiß zum Beispiel, dass Józef Piłsudski sich für die Vergangenheit der beiden Nationen interessierte und die Erinnerungen an die Aufstände des 19. Jahrhunderts großen Eindruck auch ihn gemacht haben. Angesichts der geringen Zahl von Informationen über das Aufrechterhalten der historischen Tradition und über ihre Verbreitung unter den Bauern haben die Feierlichkeiten des 292. Jahrestags der Union von Lublin 1861 in Duskienniki (Druskininkai) eine ganz besondere Bedeutung. Nach dem Bericht eines unbekannten Verfassers beteiligten sich daran nicht nur der Adel, sondern auch Bauern. In der Kirche wurde eine Messe gelesen, es gab patriotische Predigten und eine feierliche Prozession. Ein wichtiges Merkmal der Feiern war ein Festmahl. Aus dem ganzen Städtchen wurden Tische auf den zentralen Platz gebracht und ein Essen für das Volk vorbereitet.

An die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern verteilten polnische Aristokratinnen eigenhändig Brot und Rindfleisch. Außerdem wurden Fässer mit Bier, Met und Wodka bereitgestellt. Wie könnte man nicht trinken aus einem so freudigen Anlass, der Erinnerung an die Vereinigung Litauens mit Polen! Der Champagner floss in Strömen.[3]

Nach dem Essen blieben Bauern und Aristokraten beisammen. Die Herren und die Bauern spazierten, hielten sich an der Hand, und auf der Galerie des Ressourcenhauses wurden sie mit Tee bewirtet. Der unbekannte Autor schreibt weiter:

Am Ufer des Niemen, in einem Park unter Bäumen, war ein Transparent aufgehängt, auf dem zwei Hände dargestellt waren: eine einfache, bäurische, und die zweite eine zarte Herrenhand – ein Emblem für die Vereinigung von Litauen und Polen. Oben waren zwei Engel abgebildet, die eine Krone mit dem gemeinsamen Wappen trugen, und unten – ein Monogramm. Was denkt ihr, wem gehörte es? Nicht einem August oder Stanisław, keinem Czartoryski und auch keinem Mierosławski, sondern dem Arzt N. von hier.[4]

So war es also zu einer gewissen Veränderung der Symbolik gekommen. In diesem Fall war die Darstellung der beiden Hände, der bäurischen und der hochwohlgeborenen, nicht nur ein Symbol für die Vereinigung von Polen und Litauen. Es stand vor allem für das gesellschaftliche Bündnis zwischen Adel und Bauernstand, das man anstrebte, um die polnisch-litauische Rzeczpospolita wiederzuerrichten. Ich erkühne mich zu behaupten, dass dieses Symbol im Jahr 1861 noch nicht die Wirklichkeit bedeutete, sondern erst einmal nur die Bestrebungen verkörperte. Die Feierlichkeiten von Druskienniki waren nicht außergewöhnlich. Schon 1863 während des Januaraufstands gab es einen Kampf um die Seelen der Bauern, bei dem man nicht nur auf die Vorstellungen von der Union von Lublin zurückgriff. Im 19. Jahrhundert wurde in Polen der Mythos von Tadeusz Kościuszko (1746-1817) als Verteidiger der Bauern geschaffen – ein Mythos, der dasselbe Ziel hatte, nämlich die Bauernschaft auf seine Seite zu ziehen und dadurch den Druck auf das Regime der Zaren zu erhöhen. Die Frage der nationalen Mythen im 19. Jahrhundert im Gebiet der alten Rzeczpospolita ist wenig erforscht. Aus diesem Grund kann man nur hypothetisch feststellen, dass es neben dem Kościuszko-Mythos noch einen weiteren gab, den Mythos von Emilia Plater (1806-1831), der dazu dienen sollte, die Frauen in die nationale Befreiungsbewegung zu integrieren. Diese Hypothese scheint durch die Erzählungen über diese Teilnehmerin am Novemberaufstand bestätigt zu werden. Die meisten ihrer Heldentaten, durch die sie im ehemaligen Großfürstentum Litauen so bekannt wurde, lassen sich durch die Quellen nicht belegen. Wie sonst könnte man also das künstlich geschaffene Bild von Emilia Plater als Heldin erklären als durch die pragmatischen Ziele der Nationalbewegung?

Doch das 19. Jahrhundert ist nicht nur ein Zeitraum, in dem die gemeinsame Vision einer polnisch-litauischen Geschichte gepflegt und ausgebaut wird. Es ist zugleich die Zeit, in der sich die Erinnerungsstrategien – auch hinsichtlich der Unionen – in den Gebieten der alten Rzeczpospolita voneinander lösten. Neben der Tradition, die Unionen zu glorifizieren, entwickelten sich auch negative Blickweisen, die insbesondere bei den Gründern der modernen litauischen Nation überwogen. Allerdings war lange Zeit, selbst im litauischsprachigen Milieu, die Verbreitung antipolnischer Stimmungen durch die gemeinsame katholische Konfession erschwert. Nicht zufällig begannen sich antipolnische Einstellungen zunächst nicht unter den litauischen Katholiken, sondern den Lutheranern zu entwickeln, und zwar kurz nach dem Januaraufstand. Doch als wirklicher antipolnischer Ideologe in Litauen ist der litauische Dichter Maironis (Jonas Mačiulis; 1862-1932) anzusehen, der auch ein historisches Lehrbuch schrieb. Er war es, der als Erster den Gedanken formulierte, dass alles Unglück Litauens mit den Unionen begonnen habe. Mit seinen Feststellungen darüber, dass die Unionen schlecht gewesen seien, während die Einführung des Christentums positiv zu beurteilen sei, näherte er sich sozusagen der Meinung an, die der Verfasser der Chronik von Bychowiec vertrat. Zugleich schuf Maironis eine bis heute lebendige Tradition, die Union von Krewo und die Taufe Litauens getrennt voneinander zu behandeln, als zwei nicht miteinander zusammenhängende Ereignisse.

Wenn man von zwei entwickelten modernen Nationen spricht, der litauischen und der polnischen, die sich gegenseitig hassen, so werden diverse Stereotype intensiv verwendet. Eines davon verdeutlicht, es sei die Hauptursache für die polnisch-litauischen Missverständnisse gewesen, dass die moderne litauische Nation sich fast ausschließlich auf Grundlage der Bauernschaft herausgebildet habe (hier muss an ein Transparent erinnert werden, das bei einem Spiel der Fußballnationalmannschaften beider Länder 2013 im Stadion von Posen zu sehen war: „Litauischer Bauernrüpel, knie vor dem polnischen Herrn“), während die moderne polnische Nation aus adligen Traditionen entstanden sei. Dieser Gedanke ließ sich ebenfalls durch die auf der Hand liegende Tatsache bestätigen, dass auch nach Herausbildung der modernen polnischen Nation deren Urteil über die Unionen unverändert blieb. Das wiederum bedeutet, dass die Aufrechterhaltung der Erinnerung an die Unionen bei Feiern wie in Druskienniki 1861 als alles in allem erfolgreiche Strategie anzusehen ist.

Wie auch in vielen anderen Fällen, so ist auch hier festzustellen, dass es noch keine Klarheit darüber gibt, wie erfolgreich derlei Mittel waren, um die Bauern zunächst in die gegen den Zaren gerichtete Bewegung zu integrieren und später dann in die moderne polnische Nation. Die Forschung hat sich bislang zu sehr auf die Gedanken konzentriert, die in diversen Texten zum Ausdruck kamen, während sie sich kaum mit dem realen Einfluss beschäftigt hat, den diese Texte auf die Bevölkerung hatten. Hierzu sollten weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Das spärliche Wissen hierüber lässt ernstliche Zweifel daran aufkommen, ob die gut bekannten Texte, in denen die Ideologie der Nationalbewegung formuliert wurde, überhaupt einen größeren Einfluss hatten und sich nicht vielmehr nur auf die schmale Gruppe derjenigen beschränkte, die für die Entstehung der modernen Nation verantwortlich waren. Derlei Reflexionen werden von der trockenen Statistik unterstützt. Das Beispiel von Maironis’ Geschichte Litauens könnte diese skeptische Einstellung bestätigen. Es handelte sich insofern um das am weitesten verbreitete Lehrbuch in Litauen an der Wende zum 20. Jahrhundert, als es drei Auflagen hatte, doch die Gesamtauflage betrug gerade einmal 9.000 Exemplare. Auch bleibt die Frage unbeantwortet, wie viele Litauer tatsächlich das Lehrbuch lasen, doch ist anzunehmen, dass die Zahl sicherlich keine kritische Masse darstellte, die das Entstehen der modernen litauischen Nation ermöglicht hätte. Dies wird auch von den Texten der litauischen Wissenschaftlerin Dalia Marcinkevičienė (1999) bestätigt, die beschreibt, welche Probleme die Aktivisten der litauischen Nationalbewegung damit hatten, Ehefrauen zu finden. Am Ende des 19. Jahrhunderts standen sie oft vor einem Dilemma: Junggeselle bleiben oder eine gebildete Polin heiraten, denn gebildete Frauen, die Litauisch sprachen, gab es damals so gut wie nicht. Ein Mitglied der Nationalbewegung, der Arzt Stasys Matulaitis (1866-1956), wählte einen anderen Weg. Er heiratete eine ungebildete Litauerin und versuchte sie selbst in eine gebildete litauische Patriotin zu verwandeln, woraufhin er die Ergebnisse dieses Experiments beschrieb:

Nach einem vorbereiteten Plan begann ich, meine Frau zu bilden, ihren engen Horizont zu erweitern […] Zu diesem Zweck begann ich jeden Tag vor dem Schlafengehen, ihr etwas aus dem Bereich der Wissenschaft vorzulesen. Doch die Resultate waren völlig andere als ich sie erwartet hatte. Nach einigen Minuten des Lesens hörte ich das laute Schnarchen meiner Zuhörerin – sie schlief selig.[5]

Aus diesem Grund heirateten von 147 Mitarbeitern der für die litauische Nationalbewegung zentralen Zeitschriften Aušra und Varpas 28 mit Sicherheit polnischsprachige Adelstöchter, und von den 55 litauischen Patriotinnen, die im Lexikon Įžymios Lietuvos moterys [Bedeutende Frauen Litauens] (1935) enthalten sind, stammten 29 ebenfalls – mit großer Wahrscheinlichkeit – aus polnischsprachigen Adelsfamilien. Die beschriebenen Fälle haben zwar nichts mit der Erinnerung an die Unionen zu tun, belegen aber zweierlei. Erstens betraf die Berufung auf die Tradition der Unionen oder ihre Negierung – zumindest am Ende des 19. Jahrhunderts – einen kleinen, elitären Kreis. Zweitens waren für die Wahl der Nationalität oder einer Einstellung pro bzw. contra Unionen an der Wende zum 20. Jahrhundert nicht nur erhabene nationale Ideale entscheidend, sondern auch pragmatische Interessen. Die Gründung einer den Erwartungen entsprechenden Familie war eines davon.

Die geschilderte Lage bezieht sich vor allem auf das ethnisch litauische Territorium. War die Situation in Polen vielleicht anders, weshalb die polnische Bauernschaft schon am Ende des 19. Jahrhunderts die Unionstradition übernommen hatte? Auch hierzu fehlt es an Forschungen. Die unter polnischen Historikern und in der Öffentlichkeit überwiegende Meinung besagt, dass die Rzeczpospolita der beiden Nationen die Vorgängerin des von Józef Piłskudski geschaffenen Staats gewesen sei. Eines Staats, der zwar in anderen Grenzen wiederentstand, jedoch die historische Kontinuität wahrte. Vielleicht werden auch deshalb in polnischen Forschungen die Begriffe „Altpolen“ und „Neupolen“ nicht verwendet, da man meint, ein solches Problem habe es nicht gegeben. Doch schon die Biografie Józef Piłsudskus sagt etwas ganz anderes. Nach Meinung von Andrzej Garlicki (2012) wurde Piłsudski, der seine politische Karriere relativ erfolgreich begann, aufgrund seines zu geringen Interesses an gesellschaftlichen Fragen während der Ereignisse des Jahres 1905 an den Rand gedrängt. Als großen Fehler des künftigen Marschalls bezeichnet Garlicki seine Vorstellungen über das Niveau des Nationalbewusstseins der Polen während des Ersten Weltkriegs. Der Einmarsch der Kaderkompanie und später der von ihm befehligten Legionen in Gebiete, die sich unter der Herrschaft des Zarenreichs befanden, wurde von den Einwohnern dort nicht als Befreiung vom Joch einer fremden Nation empfunden. Die polnischen Bauern hatten zu Beginn des 20. Jahrhunderts kein Nationalbewusstsein, was Piłsudskis Operation zu einem Misserfolg werden ließ. Ein ähnliches Fiasko erlebte sein Föderationsprogramm, und zwar nicht deshalb, weil es an sich schlecht gewesen war, sondern weil die Positionen derjenigen, die diese Föderation hätten tragen sollen – die Altpolen und die Neupolen –, damals bereits stark geschwächt waren. 1922 richtete sich Piłsudski in Wilna an die Bürger des Großfürstentums Litauen, eine Gruppe, die, wie dies die neuesten Forschungen von Rimantas Miknys (2012) zeigen, damals kaum mehr existierte und in der litauischen Bevölkerung keinerlei politische Bedeutung hatte. Diese einzelnen Beispiele zeigen, dass auch in Polen, zumindest eine Zeit lang, die Tradition der Rzeczpospolita der beiden Nationen unterbrochen war, genauer gesagt: Für die Neupolen bedeutete sie viel weniger als für die direkten Nachfahren der alten Rzeczpospolita, wie Józef Piłsudski einer war.

Bei der Entstehung der modernen Nationen spielten, insbesondere in der von den Polen, Litauern, Belarussen und Ukrainern bevölkerten Region, historische Traditionen und die Pflege der Erinnerung eine wichtigere Rolle als soziale Projekte. Nach der Wiederentstehung des litauischen Staates 1918 beteiligte sich einer seiner Schöpfer, Mykolas Krupavičius (1885-1970), aktiv daran, Freiwillige für die Armee des unabhängigen Litauens zu werben. Bei einer Versammlung in Kaunas richtete er sich auf Litauisch an die dort versammelten Menschen, um sie dazu aufzurufen, freiwillig in die Reihen der litauischen Armee einzutreten. Die Ergebnisse dieses Aufrufs waren gering, und erst als Pfarrer Krupavičius ihn auf Polnisch wiederholte, begannen sich – zeitgenössischen Zeugnissen zufolge – die litauischen Armeeabteilungen zu füllen. Bei derlei Versammlungen sprachen die Politiker des neuen Litauens nicht viel über nationale Angelegenheiten. Häufiger versprachen sie den Freiwilligen Land, und auf diese „korrupte“ Weise wurden die polnischsprachigen Einwohner von Kaunas zu Litauern. Ähnliche Prozesse der Konstruktion einer modernen Nation gab es auch anderswo. Nicht zufällig gehörten viele Begründer moderner Nationen (darunter auch Piłsudski) linken Parteien an, und wenn sich an der Spitze der neu entstandenen Staaten Christdemokraten oder Vertreter der alten Eliten befanden, so mussten sie unweigerlich tiefgreifende Sozialreformen durchführen, vor allem Landreformen. Man könnte sagen, dass die modernen Nationen Litauens und Polens durch das den Staatsbürgern verliehene Besitzrecht geschaffen wurden. Doch schon zuvor war ein Gemeinschaftsgefühl bei den Unabhängigkeitskämpfen entstanden: bei den Kämpfen der Litauer gegen Polen und Söldner der russischen Weißen Armee sowie bei den Kämpfen der Polen gegen Litauer und Bolschewiki. Erst nach Ende der Unabhängigkeitskämpfe kam wieder eine Zeit, um zu den alten historischen Traditionen zurückzukehren oder aber die Erinnerungskultur neu zu gestalten.

Dieser Exkurs war nötig, um die Bedeutung der Vergangenheit beim Entstehungsprozess moderner Nationen zu verstehen. Ich denke, dass man durch die Hervorhebung der gesellschaftlichen Aspekte das Verhältnis zwischen dem materiellen und dem geistigen Anteil besser einschätzen kann. Wenn man das Primat der Sozialreformen über die Erinnerung herausstreicht, so erkennt man, dass Unterschiede im Urteil über die Unionen gegen Ende des behandelten Zeitraums entstanden und zur Zukunftsprojektion sowie zum Zukunftsprogramm eines Teils der politischen Eliten gehörten. Es waren aber nicht diese Projektionen, sondern die späteren Ereignisse, die dafür verantwortlich waren, dass der negative Blick auf die Unionen sich im 20. Jahrhundert verstärkte, während die positive Sichtweise im Polen des 20. Jahrhunderts anhielt.

Die Verstärkung der asymetrischen Sicht auf die Vergangenheit in Polen und in Litauen im 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts

Es bestand die Chance, dass der von Maironis formulierte Gedanke, alles Unglück Litauens habe mit der Union mit Polen begonnen, das neulitauische Bewusstsein nicht dominieren würde. Doch das Jahr 1920 änderte die Lage diametral, als General Lucjan Żeligowski (1865-1947) Wilna einnahm. Dieses Ereignis war, wie man in der Rückschau sagen kann, insgesamt entscheidend für die Ansichten der Litauer über die Polen und holte die Zeiten des Großfürstentums Litauen sowie die Unionsfrage wieder in die Gegenwart zurück. Die Feststellung, dass das Jahr 1920 für die Beurteilung der litauisch-polnischen Beziehungen ein Wendepunkt war, ist unschwer zu belegen, wenn man die Veränderungen der Erinnerungskulturen im Litauen der Zwischenkriegszeit analysiert. Anfangs wusste man trotz aller Anstrengungen von Maironis nicht wirklich, was man mit dem Erbe des Großfürstentums Litauen tun sollte. Man fürchtete seinen polnischen Beigeschmack, weshalb bis zum Ende der 1920er Jahre die Aktivisten der nationalen Wiedergeburtsbewegung und die ja noch lebenden Teilnehmer an den Unabhängigkeitskämpfen die Erinnerungskultur dominierten. Man vergaß auch die litauischen Großfürsten nicht, doch traten sie in den ersten Jahren der litauischen Unabhängigkeit nicht in den Vordergrund. Als man allerdings – vor allem für den Eigengebrauch – Argumente suchte, warum Wilna zu Litauen gehören müsse, wandte man sich dem Großfürstentum Litauen und Großfürst Witold/Vytautas zu. Durch Witold und Wilna als historische Hauptstadt Litauens in seiner Zeit lässt sich auch die Parole Mes be Vilniaus nenurimsim („Wir werden ohne Wilna nicht ruhen“) besser erklären. Und so bildeten sich in der Zwischenkriegszeit aufgrund konkreter Bedürfnisse neue Akzente in der litauischen Erinnerungskultur heraus, und es gab hier nun auch Raum für die Frage der litauisch-polnischen Unionen. Ihre Grundlage war freilich nicht das Großfürstentum Litauen, sondern der Verlust von Wilna, genauer gesagt die Feststellung, dass Polen den Vertrag von Suwałki aus dem Jahr 1920 gebrochen habe. Der Vertrag selbst und die Umstände seines Zustandekommens sind von litauischen und polnischen Historikern gut erforscht worden. Teilweise haben die Opponenten recht, die meinen, er sei kein Vertrag über Wilna gewesen, sondern lediglich eine gewöhnliche Waffenstillstandserklärung, da die Zugehörigkeit Wilnas hier nicht direkt behandelt wird. Dennoch geht aus Augenzeugenberichten hervor, dass die Teilnehmer an den Verhandlungen bei Abschluss des Vertrags durchaus an Wilna dachten. Das gehört offensichtlich zum Nationalcharakter von Litauern und Polen – dass man über real existierende Probleme nicht spricht und meint, sie würden sich von selbst lösen. Der Friedensvertrag bzw. Waffenstillstand wurde theoretisch auch nicht verletzt: Żeligowskis Einheiten rückten am Vorabend seines Inkrafttretens in Wilna ein, obwohl der Schritt der Polen selbst gegenüber Beobachtern aus Drittstaaten nicht begründet wurde. Wie dem auch sei, der Bruch des Abkommens von Suwałki diente dazu, Misstrauen gegenüber den Polen hervorzurufen, und in diesem Zusammenhang tauchte dann auch die Frage der Unionen auf. In verbreiteten Interpretationen der litauisch-polnischen Beziehungen wurde Unionen von Krewo Lublin mit Bruch von Vertrag von Suwalki verglichen, als Beweiss, dass man Polen nicht trauen darf.

Das Urteil über die Union in einer so konstruierten Erinnerungskultur war von zweitrangiger Bedeutung, es diente lediglich als zusätzliches Argument, um die Realitäten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu erklären. In der Sowjetzeit kam es diesbezüglich zu keinen gewaltigen Veränderungen. Weiterhin wurden die Behauptungen von der polnischen Hinterlist beim Vertrag von Suwałki bis zur Union von Krewo wiederholt, wobei man zugleich die Verdienste des befreundeten russischen Volkes hervorhob, das den Litauern Wilna zurückgegeben habe.

Zusammengefasst wurde die Sicht der Litauer auf die Geschichte der Unionen durch die Ereignisse des 20. Jahrhunderts geprägt, vor allem durch die Erinnerungen an die Ereignisse des Jahres 1920. Und sie sollte sich bis heute nicht mehr verändern. Aus diesem Grund werden die in Litauen lebenden Polen immer noch als Folge der sogenannten Besetzung von Wilna angesehen – sie gelten nicht als Nachfahren des Großfürstentums Litauen. Die für die polnische nationale Minderheit gegenwärtig wichtigen Probleme der Schreibung von Orts- und Nachnamen werden nur deshalb nicht gelöst, weil die Angst besteht, dass diese nationale Gruppe (und Warschau) es dabei nicht bewenden lassen und im Wilnaer Land dereinst wieder eine territoriale Autonomie erklären, um anschließend den Anschluss des Gebiets an Polen zu verlangen.

Man muss wissen, dass in der Zwischenkriegszeit die polnische Erinnerungskultur sich im Vergleich zu dem Zeitraum vor der Wiederentstehung des polnischen Staates veränderte. An erster Stelle befand sich nun das „Wunder an der der Weichsel“ (der Sieg über die bolschewistische Armee 1920), der sich langsam in den für die polnische Erinnerungskultur zentralen Piłsudski-Kult verwandelte. Ohne umfassendere Forschungen durchzuführen, könnte man lediglich eine These zur Diskussion stellen, dass nämlich das Jahr 1920, das die neue polnische nationale Mythologie erzeugt hat, in symbolischer Hinsicht auch das Ende der „altpolnischen“ Ära in der Geschichte Polens und den Beginn der Neupolen bedeutet. Es scheint logisch, dass die moderne polnische Nation, die ihre gesellschaftliche Grundlage erweiterte, auch neue existenzielle Mythen schaffen musste. Trotzdem ist nicht anzunehmen, dass die Frage der Union mit der Entstehung des Piłsudski-Mythos für die polnische Bevölkerung an Aktualität verloren hätte. Die Unionsthemen wurden, wie eine Analyse des Piłsudski-Mythos zeigt, in den Piłsudski-Kult übernommen und waren einer seiner Bestandteile.

Die Fragen zur Geschichte der Union gerieten in der Volksrepublik Polen nicht in Vergessenheit, doch war ihre Relevanz für die Gesellschaft angesichts der Tatsache, dass eine freie Diskussion über die „verlorenen Ostgebiete“ nicht möglich war, begrenzt, oder, um mit Robert Traba (2013) zu sprechen – das Thema wurde zu einem Phantom. Vielleicht führte dies teilweise dazu, dass Historiker wie Juliusz Bardach (1999), die keinen Druck verspürten, „die historischen Interessen der polnischen Nation“ zu verteidigen, in wissenschaftlicher Hinsicht eine umfassendere Einschätzung der Unionen vorlegen konnten. Doch der Blick der Historiker auf die Geschichte der Unionen hatte, wie es scheint, keine Bedeutung für die Renaissance der Problematik im bereits unabhängigen Polen. Diese Renaissance war allerdings nur eine scheinbare, denn auch nach dem Runden Tisch erlangte die Geschichte der Unionen nie die Bedeutung, die sie einst für die polnische Identität besessen hatte. In den letzten Jahren erhielt ein anderer geschichtlicher Bezug größere Bedeutung, der für die gegenwärtige polnische Erinnerung wichtig ist, nämlich der Warschauer Aufstand. Die Frage der Unionen gehörte zu dem etwas abseitigen, nach 1989 wiederentstandenen Mythos der Ostgebiete (kresy), der oft dann auftaucht, wenn man von den Beziehungen der Polen zu ihren östlichen Nachbarn spricht. Die Unionen werden in der Konstruktion dieses Mythos als Genese der kresy dargestellt. Am problematischsten bei der Konstruktion des kresy-Mythos ist die Tatsache, dass seine Anhänger als Erben der kresy alle ethnischen Polen erachten, die in den Gebieten der einstigen Rzeczpospolita leben, sie zu Vertretern ein und derselben Nation erklären und den Polen aus Warschau, Krakau oder Wilna gleichstellen. Die Anhänger dieser Ansicht interessieren sich nicht im Geringsten für andere Einwohner der kresy. Wer kein Polnisch spricht, der existiert auf ihrer mental map nicht. Die Gründe für diese Ignoranz liegen in einem sich von den Litauern unterscheidenden Blick auf die gemeinsame Vergangenheit, die in der kresy-Ideologie zu einer rein polnischen Geschichte wird. Ich wage die Behauptung, dass dieser Sichtweise ein Blick auf die polnisch-litauische, polnisch-weißrussische und polnisch-ukrainische Geschichte zugrunde liegt, der von der Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit geprägt ist, ohne jedoch die Multikontextualität dieser Epochen zu erkennen, und der die Rzeczpospolita der beiden Nationen lediglich als Erste Republik Polen anzuerkennen bereit ist. Solcherart wird, zumindest in Bezug auf die Polen aus Litauen, die Zwischenkriegszeit wichtig, während völlig ignoriert wird, dass sie schon seit mehr als 20 Jahren in einem unabhängigen Litauen leben, 50 Jahre lang in Sowjetlitauen und mehrere Hundert Jahre im Großfürstentum Litauen gelebt hatten. Auch das Geschichtsbewusstsein zumindest eines Teils der Polen aus Litauen ist ein anderes. Die meisten von ihnen identifizieren sich relativ stark mit dem Großfürstentum Litauen, und aus diesem Grund ist – wie soziologische Forschungen ergeben haben – ein Teil von ihnen der Meinung, dass Polen 1920 Wilna besetzt habe, da es nie dem Königreich Polen angehört habe. Indem sie die Beziehungen mit den östlichen Nachbarn im Licht von Mittelalter und Früher Neuzeit betrachtet, ignoriert die polnische Öffentlichkeit das Litauen des 20. Jahrhunderts. Aufschlussreich ist hierbei Folgendes: Im Jahr 2010, während der litauischen Feierlichkeiten zum 90. Jahrestag der Unterzeichnung des Abkommens von Suwałki, wendete sich die litauische Bevölkerung in Polen an die Behörden von Suwałki und bat darum, an dieses Ereignis mit einer Gedenktafel erinnern zu können, die auf einem bis heute stehenden Gebäude angebracht werden sollte, in dem dieser Vertrag seinerzeit unterschrieben worden war. Die Polen reagierten auf dieses Ansinnen nicht. Schon dies belegt, dass in Polen für die Litauer wichtige historische Geschehnisse nicht nur unbekannt sind, sondern dass es auch an dem Willen fehlt, sie kennenzulernen.

Nicht in jedem Fall ist die polnische Seite bei ihrem Urteil über die Beziehungen zu Litauen konsequent. Bislang gibt es auf dem Friedhof von Berżniki Konflikte über ein Denkmal für die in dieser Gegend gefallenen litauischen Freiwilligen (vielleicht dieselben, die in Kaunas von Pfarrer Krupavičius geworben worden waren?). Als das Denkmal errichtet wurde, entstand auf Initiative der polnischen Einwohner daneben ein anderes Denkmal, das an die von den Litauern in Ponary (Paneriai) ermordeten Polen erinnert. Dieser Konflikt lässt sich auf zweierlei Weise erläutern. Der Kampf dagegen, die Erinnerung an die litauischen Freiwilligen zu verewigen, ist die Folge fehlenden Willens, etwas über das moderne Litauen zu erfahren. Eine andere Erklärung liefert der kresy-Mythos. Während der Beerdigung des verunglückten Staatspräsidenten Lech Kaczyński (1949-2010) im Jahr 2010 präsentierte auf dem Krakauer Wawel einer der kresy-Anhänger den Gedanken, auf dem Wawel eine Kapelle einzurichten, die an die kresy erinnern sollte. Hierbei war man bestrebt, die kresy zu so etwas wie einem polnischen Golgota werden zu lassen. Man kann sagen, dass diese Idee zwar nicht auf dem Wawel umgesetzt wurde, jedoch auf dem Friedhof von Berżniki erfolgreich verwirklicht worden ist.

Der kresy-Mythos besitzt eine Fülle von Bedeutungen. Eine von ihnen hebt die nationsumspannende Idee der Multikulturalität hervor. Die kresy werden damit zu einem Bindeglied, das auch heute die Völker unserer Region vereinen könnte. Es gibt diesbezüglich Ansätze für einen vorsichtigen Optimismus. Die neuesten soziologischen Untersuchungen aus Wilna zeigen, dass Multikulturalität für die Einwohner der Stadt ein wichtiger Wert ist. Personen, die sich so identifizieren, fürchten sich nicht vor Zeichen polnischer Identität, sondern sehen hierin vielmehr eine Bestätigung für den außergewöhnlichen Charakter von Wilna. Und so ist zumindest im kommunikativen Gedächtnis der Wilnaer der asymmetrische Blick auf die polnisch-litauischen Beziehungen verschwunden, der ausschließlich durch den Blickwinkel des 20. Jahrhunderts geprägt war. Diese Perspektive ermöglicht es, durch den Dialog eine symmetrische und adäquate Sicht von Litauern und Polen auf die Vergangenheit zu erzielen, die viele gemeinsame Elemente aufweist. Dadurch kann nicht nur die Art und Weise korrigiert werden, wie man die Geschichte der Unionen betrachtet, sondern auch das mentale Problem überwunden werden, das in Litauen „Polen aus Litauen“ heißt und in Polen „Litauer aus Polen“. Der Versuch, derlei Probleme mithilfe von Druck zu lösen, führt, wie dies die jüngsten Erfahrungen von Polen und Litauern zeigen, nicht zu den erwünschten Ergebnissen. Um zu einer Verständigung zu gelangen, sind fortwährende Diskussionen vonnöten, nicht nur unter Beteiligung von Historikern, sondern auch der Bevölkerungen beider Staaten. Die Geschichte der Verhandlungen über die polnisch-litauischen Unionen kann hier ein Beispiel sein.

Aus dem Polnischen von Peter Oliver Loew

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[1] Lietuvos metraštis (Bychovco kronika), S. 115-116.

[2] Adam Tytus Dzialynki: Zrodlopismo do dziejow Unii Korony Polskiej i Wielkiego Księstwa Litewskiego, Poznan 1861, t.2, cz. 1, S. 299.

[3] Reda Griškaitė, Mineralinis miestelis arba kurortinės kultūros Lietuvoje pradžia pagal Vasilijaus von Rothkircho rankraštį „Užrašai apie Druskininkus“, Vilnius 2003, S. 77.

[4] Ders., S. 78.

[5] Dalia Marcinkevičienė, Vedusiųjų visuomenė. Santuoka ir skyrybos Lietuvoje 19 a. ‒ 20 a. pradžioje, Vilnius 1999, S. 114.