Hofkorrespondenz von und an Ursula Meyer (1630-1634)

Nr. 102

Brief U. Meyers an Maximilian I.

Ujazdów, 1. Januar 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 2r-5v

U. Meyer bestätigt den Empfang eines Schreibens des Kurfürsten vom 18. Oktober 1630, das ihr der Instrumentalist Andre Siber (gest. 1646) überbracht hat [nicht überliefert], und eines weiteren vom 26. Oktober 1630 [Nr. 97], das ihr Johannes (Johann) Stizl (auch: Stuzl, Stückl, Stücklin) überbracht hat. Sie hat aus den Schreiben verstanden, dass Siber nach Polen geschickt wurde, um sich auf der Posaune zu vervollkommnen; der berühmte Posaunenbläser am Hof hat sich bereiterklärt, ihn zu unterrichten. U. Meyer verspricht Maximilian I., auf den Unterricht Sibers achtzugeben. Was Stizl betrifft, der geschickt wurde, um weibliches Personal für den Hof nach Polen zu begleiten, bestätigt U. Meyer, dass er um die Erlaubnis gebeten hatte, nach Eichstädt, Augsburg und anderenorts zu reisen, um dort seine Angelegenheiten zu regeln, aber es war nicht bekannt, dass er dort so viel Zeit zubringen wird. Auch war mit ihm besprochen worden, dass er sich zunächst bei Maximilian I. melden und nachfragen soll, wann die begehrten Personen zur Abreise bereit sind, damit er sich zu der genannten Zeit wieder in München einfinden kann. Die Königin bedauert Stizls Verhalten. Erst am 13. Dezember 1630 ist Stizl in Warschau eingetroffen. Der König ist unzufrieden mit ihm und wird ihn wohl nicht mehr für derlei Aufgaben verwenden. Er weiß sich auch nicht zu benehmen, was man an der Ignoranz gegenüber der für ihn in München hergerichteten Hoftafel sehen kann. Wegen des Waffenstillstandes mit Gustav II. Adolf (1594-1632) hat U. Meyer Maximilian schon berichtet. Gustav Adolf ist nicht zu trauen, er hat auch mit den Bürgern von Danzig schon heimliche Verträge geschlossen, zudem wird er vom Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg (1595-1640) unterstützt. Das Königspaar befindet sich guter Gesundheit, wegen der Pest wohnt die Königin aber nicht im Schloss. Die drei jüngeren Prinzen und die Prinzessin halten sich nicht bei ihr in Ujazdów auf, sondern sechs Meilen außerhalb, nur der Prinz Johann Kasimir befindet sich bei ihr. Prinz Władysław ist in Litauen auf der Jagd. Es wird zum Winter ein erneuter Einfall der Tataren in Podolien befürchtet, da bei ihnen eine große Hungersnot herrscht wegen zwei Jahre aufeinanderfolgenden Missernten. In der Walachei sollen sich 20.000 Tataren aufhalten, die sich in den Wäldern versteckt halten, die auf die Kälte warten, um über die zugefrorenen Flüsse übersetzen zu können. Derzeit ist nicht viel zu berichten, die Königin hat das meiste Hofgesinde abgeschafft und lässt, zu ihrer Sicherheit, nur wenige in Ujazdów leben. Die Königin lässt freundlich grüßen und wünscht ein glückseliges neues Jahr.

Nr. 103

Brief U. Meyers an Kurfürstin Elisabeth Renata

Ujazdów, 1. Januar 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 6r-8v

U. Meyer bestätigt den Empfang eines Schreibens der Kurfürstin vom 26. Oktober 1629 [nicht überliefert]. Sie hat daraus vernommen, dass die Frauen, die zum Hofdienst in Polen angeworben wurden, bereits mehrere Wochen zusammengebracht waren und in München auf Johannes (Johann) Stizl (auch: Stuzl, Stückl, Stücklin) warteten. Es ist der Königin unangenehm, dass sich die Abreise seinetwegen so lange verzögert hat, so dass zur Winterzeit gereist werden musste. Die Reisegesellschaft war lange unterwegs und ist erst am Tag der Hl. Lucia (13. Dezember) in Warschau angekommen. Von unterwegs aber hat Stizl sich nicht gemeldet. Der König wird ihn künftig zu solchen Diensten nicht mehr einsetzen, da er dazu untauglich ist. Die Königin bedankt sich für die Mühen bei der Beschaffung von Dienstpersonal, auch für die guten Anweisungen, die sie Stizl für seine Reise gegeben hat. Die Jungfrau Ungelter wurde in das adelige Frauenzimmer aufgenommen, weil dort zur gleichen Zeit gleich zwei Frauen ausgeheiratet haben, die Khöblin wurde der Prinzessin als Kammerdienerin zugeordnet, die Böckhin wurde dem Fräulein Maria Clara, Gräfin zu Wartenberg, die Anna Schwarzdorferin als Kammerdienerin angenommen und eine weitere Frau von der Königin zur Näherei bestimmt. Die Königin hätte zwar auch gerne eine Frauenzimmerhofmeisterin gehabt, hat aber von Stizl  vernommen, dass die Frau Neukhental dazu nicht geeignet gewesen ist. Der Königin tut es leid, dass die Kurfürstin so viel Mühe mit der Beschaffung des Personals hat und hofft, sie möge bald eine geeignete Frau finden. Die Königin wird bald Frau Seybelstorffin (Seibersdorferin/Seiberdorfin), die ehemalige Frauenzimmerhofmeisterin, zusammen mit der Jungfrau Vögtin von Feiningen, deren Vater auf ihre Rückkehr besteht, vom Hof ausreisen lassen. Die Königin wird rechtzeitig Bescheid geben, wann die beiden abreisen werden, damit zu dieser Gelegenheit neu zusammengebrachtes Dienstpersonal nach Warschau gebracht werden kann. Die Königin bittet auch für eine adelige Jungfrau für die Prinzessin. U. Meyer erinnert noch einmal daran, wie notwendig eine Frauenzimmerhofmeisterin am Hof in Warschau benötigt wird. Grüße von der Königin, besonders zum neuen Jahr.

Nr. 104

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 3. Januar 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 11r-14r

Maximilian I. bestätigt den Empfang eines Briefes U. Meyers vom 21. November 1629 [Nr. 100], den er am 20. Dezember 1629 erhalten hat. Er erwartet, die Beschlüsse des Reichstags in Polen zu erfahren. Es ist zwar gut, dass die polnischen Stände erkennen, dass der mit Gustav II. Adolf (1594-1632) gemachte Waffenstillstand Polen ausschließlich Nachteile bringt, aber da sie Sigismund III. dazu gedrängt haben, kommt diese Einsicht zu spät. Aus dem Schreiben U. Meyers vom 25. Oktober 1629 [Nr. 97] hat Maximilian die Kapitulationspunkte und seinen Einschluss in den Waffenstillstand ersehen, wofür er sich bedankt. Die fünfmonatige Frist, die man ihm einräumte, sich zum Einschluss in den Vertrag zu positionieren, war beim Empfang des Briefes schon halb verflossen, daher hat er in seinem Antwortschreiben an U. Meyer alles ohne Änderung akzeptiert. Er bittet um Benachrichtigung, wenn er seinen Einschluss förmlicher bekunden soll als mit der U. Meyer gegebenen Erklärung. Gott ist wegen des Sieges über die Tataren zu loben. Gerüchte, Gustav II. Adolf würde die Holländer und die nichtkatholischen Stände im Reich zu Anschlägen anstiften, bestätigen sich immer mehr. Besonders prekär ist die Lage in Kurköln, wo Maximilians Bruder, Ferdinand von Bayern (1577-1650), regiert. Die Eroberung von Mantua gestaltet sich schwieriger als gedacht, das kaiserliche Kriegsvolk leidet an Proviantmangel und Krankheiten. Papst Urban VIII. (1568-1644) bemüht sich um Vermittlung und hat seinen Cousin, Kardinal Antonio Barberini (1607-1671), mit der Fortsetzung der angefangenen Friedensverhandlungen betraut. Maximilian bedauert den neuerlichen Ausbruch der Pest in Polen, er versichert, nichts zu unterlassen, um am Altar des Hl. Benno und anderen Orten für die Krone Polen zu beten. In einem gesonderten Paket wird er Königin Konstanze die von ihr begehrten Pfeile, die in die Hirnschale des hl. Sebastian gelegt wurden, übersenden. Bedankt sich für die Grüße und überträgt U. Meyer die Ausrichtung von Grüßen an das Königspaar.

Nr. 105

Briefkonzept der Kurfürstin Elisabeth Renata an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 3. Januar 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 15r-16r

Bestätigt den Empfang des Schreibens U. Meyers vom 21. November 1629 [Nr. 100]. Hat daraus verstanden, was Königin Konstanze in Bezug auf das in München für Warschau versammelte weibliche Hofpersonal und dessen Abreise wissen will. Sie zweifelt nicht daran, dass U. Meyer mittlerweile ihr letztes Schreiben vom 26. November 1629 empfangen hat, in dem sie schilderte, an wem es lag, dass die Abreise der Reisegesellschaft immer weiter hinausgezögert wurde. Die Kurfürstin äußert sich verwundert, dass man am Hof in Warschau nichts von den Verzögerungen wisse, da ihr Johannes (Johann) Stizl (auch: Stuzl, Stückl, Stücklin)  versichert hat, stets Berichte an den Königshof geschrieben zu haben. Auf starkes Drängen reiste Stizl am 30. November 1629 mit dem Hofpersonal von München ab. Da Elisabeth Renata nichts mehr von der Reisegesellschaft gehört hat, nimmt sie an, dass sie gut angekommen ist. Die Kurfürstin bittet um Rückmeldung, ob man mit den ausgesuchten Personen zufrieden ist. Bei der Muggenthal (Muggendallerin), welche zunächst für den Posten der Frauenzimmerhofmeisterin vorgesehen war, hat Elisabeth Renata Zweifel bezüglich ihrer Eignung bekommen, weshalb sie sie nicht mit nach Polen reisen ließ. Sie hat bereits befohlen, nach einer qualifizierten Person zu forschen.  Elisabeth Renata versichert, dass sie gerne solche Dienste für die Königin leistet.  Sie hat den guten Gesundheitszustand der königlichen Familie verstanden und bedankt sich für die Grüße. Eine Entschuldigung, dass die Königin nicht selbst schreibt, hätte es nicht bedurft. Am Altar des Hl. Benno und an anderen Orten wird nichts  unterlassen, zu bitten, die Krone Polen von der Pest zu bewahren. Bittet U. Meyer, ihren Gruß und Neujahreswünsche der königlichen Familie auszurichten.

Nr. 106

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 31. Januar 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 23r-24v

Maximilian I. bestätigt den Empfang eines Schreibens U. Meyers vom Dezember 1629 [Nr. 101] am 24. Januar 1630. Er hat daraus die Umstände verstanden, die zum sechsjährigen Waffenstillstand Sigismunds III. mit Gustav II. Adolf (1594-1632) führten. Da Polen so schwer durch den Krieg belastet war, dass an eine Fortsetzung des Krieges nicht zu denken war, ist dieser nachvollziehbar. Maximilian drückt seine Hoffnung aus, dass der Waffenstillstand in Polen rasch zum Ende von Pest und Teuerung führen wird. Ohne Zweifel wird der Reichstag von Sigismund große Anstrengungen gefordert haben. Die Bezahlung der Truppen wird dem König zweifellos auch künftig große Schwierigkeiten bereiten. Von allen Orten wird bestätigt, dass Gustav II. Adolf intensive Kriegsvorbereitungen trifft. In seinem letzten Brief [Nr. 104] hat Maximilian berichtet, dass derzeit die Holländer dem kaiserlichen Kriegsvolk stark zusetzen. Er vermutet, dass es im kommenden Jahr 1631 zu großen Kriegshandlungen kommen wird. Der Kaiser und die Liga rüsten sich stark, was auf dem in Mergentheim gehaltenen Bundestag beschlossen wurde. Maximilian hofft auf einen guten Ausgang des Mantuaischen Erbfolgekriegs. Der Kaiser wird im bevorstehenden Frühling einen Kurfürstentag nach Regensburg einberufen, man wartet bereits auf die Resolution der Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656) und Georg Wilhelm von Brandenburg (1595-1640), ob sie an diesem persönlich partizipieren werden. Bedankt sich für den Gruß des Königspaars und beauftragt U. Meyer, das Königspaar und die junge Herrschaft zu grüßen.

Nr. 107

Brief U. Meyers an Maximilian I.

Osieck, 1. Februar 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 27r-31r

U. Meyer bestätigt den Empfang eines Schreibens Maximilians I. vom 13. Dezember 1629 [nicht überliefert]. König Sigismund III. hat bisher gewartet, ob Maximilian auch in den sechsjährigen Waffenstillstand mit Gustav II. Adolf (1594-1632) eingeschlossen werden will. In dem jetzt angekommenen Schreiben bestätigt Maximilian das, weswegen der König dem schwedischen Kanzler Axel Oxenstierna (1583-1654) schreiben ließ. U. Meyer hofft, dass Gustav Adolf seine Zusagen auch halten wird. Die Hilfstruppen des Kaisers waren beachtlich, aber es war nicht gut, dass man ihnen einen nichtkatholischen  Oberbefehlshaber gegeben hat. Der König hatte Wallenstein (1583-1634) gebeten, er möge ihnen einen Katholiken zum Oberbefehlshaber geben. Wallenstein schlug den kaiserlichen Feldmarschall Hans Georg von Arnim (1583-1641) vor, obwohl der königliche Abgesandte ihm mitteilte, dass der König von Arnim nicht traue, weil er schon zweimal unter Gustav Adolf gedient hat. Wallenstein hat ihn gegen den Willen des Königs als Oberhaupt eingesetzt. Als Gustav Adolf davon erfuhr, dass von Arnim die Hilfstruppen führt, soll Gustav Adolf sich sehr gefreut haben, da er nun von allen gegen ihn geplanten Anschlägen vorher Kunde bekommen wird. Arnim hat sein Kriegsvolk dann auch mit übermäßiger und unnötiger Arbeit ermattet, hat auch kein ordentliches Lager herrichten lassen. Sigismund hat von Arnim mehrfach zugeredet, bis dieser schließlich zugab, nicht länger gegen seine Religionsgenossen Krieg führen zu wollen und seinen Abschied nahm. Er erklärte sich dabei für straflos, da er nicht mehr unter dem König diene und Untertan des Kurfürsten von Brandenburg sei. Sigismund hat sich auch beim Kaiser über Hans Georg von Arnim beschwert,. Der Kaiser antwortete auch, dass dies vielleicht eine Strafe Gottes sei, denn nicht nur von Arnim sei ein Ketzer, sondern auch viele Offiziere. – Über den Ausgang des Reichstages hat U. Meyer schon berichtet. Sie bedankt sich für die Gratulation Maximilians für den Sieg über die Tataren. Der König ist sehr über den Krieg in Italien besorgt. Die Holländer sind seit der Eroberung von ’s-Hertogenbosch sehr übermütig geworden. Gustav Adolf macht Pläne, wahrscheinlich will er das Herzogtum Mecklenburg zurückerobern; diese Vermutung hat Maximilian ja auch in einem früheren Brief geäußert. Betreffend den Einschluss in den Waffenstillstand: Der König habe U. Meyer lediglich gebeten, Maximilian zu fragen, ob er eingeschlossen werden wolle oder nicht. Auf den Dank Maximilians erwiderte Sigismund, dass er dem Haus Wittelsbach stets alle guten Dienste erweisen will. Sigismund bedankt sich, dass Maximilian so fleißig an St. Benno Altar beten lässt, die Pest will aber nicht aufhören. Die junge Herrschaft hat dennoch schriftlich gebeten, wieder bei der Königin wohnen zu dürfen, was ihr auch gestattet wurde. Das Königspaar ist bei guter Gesundheit. Das Schreiben Maximilians ist lange unterwegs gewesen, aber noch rechtzeitig zum Einschluss in den Waffenstillstand angekommen.

PS der Königin Konstanze: Die Königin bedankt sich für die Neujahreswünsche und hofft, dass alles Unheil durch die Fürbitte des Hl. Benno abgewendet wird. 

Nr. 108

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 28. Februar 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 38r-41r

Bestätigt den Empfang des Schreibens U. Meyers vom 1. Januar 1630 [Nr. 102], das er am 21. Februar 1630 erhalten hat. Mit Freuden hat er vernommen, dass der berühmte Posaunenbläser sich bereit erklärt hat, André Siber (gest. 1646) zu unterrichten, und dass U. Meyer ihn mit Geld unterstützen und seine Ausbildung kontrollieren wird. Die Auslagen U. Meyers hierfür werden ihr erstattet werden. Er hat ebenfalls mit Freunde vernommen, dass Johannes (Johann) Stizl (auch: Stüzel, Stückl, Stücklin, Stuzl) mit den für den Hofdienst bestimmten Frauen und Dienerinnen gut angekommen ist. Maximilian versichert, dass König und Königin ihm wegen Beschaffung der Frauen keinen Dank schulden. Er beglückwünscht das Königspaar zum guten Gesundheitszustand und bittet Gott, dass die Pest in Polen bald nachlässt, damit die königliche Familie wiedervereint werden kann. Er bestätigt Sigismund III. darin, dem mit Gustav II. Adolf (1594-1632) geschlossenen sechsjährigen Waffenstillstand nicht allzu großes Vertrauen entgegenzubringen. Gustav Adolf will mit den Hansestädten ein Bündnis schließen, Maximilian setzt aber darauf, dass Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) und Wallenstein (1583-1634) die Hansestädte hindern können, mit ausländischen Mächten Bündnisse zu schließen. Maximilian befürchtet, die Tataren, die abermals in Podolien eingefallen sind, werden die Untertanen gegen den König aufwiegeln. Der herannahende Frühling wird aber weitere Einfälle der Tataren in die Krone Polen verhindern, wenn die Flüsse nicht mehr zugefroren sind. Über den Zustand in Siebenbürgen wird Sigismund schon von anderer Seite besser unterrichtet worden sein. Im Reich stehen die Dinge noch so, wie im letzten Schreiben [Nr. 106] berichtet. Der Kaiser setzt viel Hoffnung auf den Kurfürstentag in Regensburg, wo er und die katholischen Kurfürsten sich in Person einfinden werden. Die Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656) und Georg Wilhelm von Brandenburg (1595-1640) haben aber schwere Bedenken geäußert, persönlich nach Regensburg zu kommen, obwohl der Kaiser und Maximilian sich sehr um ihr Kommen bemüht haben. Der Kaiser hat die Kurfürsten um Beistand im Mantuanischen Erbfolgekrieg gebeten. Maximilian bedankt sich für die Grüße des Königspaares und beauftragt U. Meyer, Gegengrüße auszurichten.

Zusatz von eigener Hand Maximilians I.: Es soll dem Königspaar berichtet werden, dass Maria Renata von Bayern (1616-1630), Tochter seines Bruders Albrecht VI. von Bayern-Leuchtenberg (1584-1666) an den Windpocken schwer erkrankt sei, so dass sie nicht mehr sprechen könne. Man müsse auf Gott vertrauen.

Nr. 109

Briefkonzept der Kurfürstin Elisabeth Renata an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 28. Februar 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 6614, 35r-35v

Bestätigt den Empfang eines Schreibens U. Meyers vom 1. Januar 1630  [Nr. 103], aus dem hervorgeht, dass das an den Warschauer Hof gesandte weibliche Personal gut angekommen ist. Elisabeth Renata äußert sich äußerst unzufrieden, dass Johann Stückl/Stüzel/Stücklin immer wieder für Verzögerungen der Reise sorgte und dass er unterwegs auch keine Nachrichten an sie zukommen ließ. Aus der Tatsache, dass die Königin jede der weiblichen Dienerinnen auf dem Gebiet einsetzt, für das Elisabeth Renata sie vorgesehen hat, schließt sie, dass die Königin mit den ausgewählten Frauen zufrieden ist. Eine Danksagung der Königin für ihre Dienste wäre nicht nötig gewesen, da sie der Königin jederzeit einen Gefallen erweisen will. Da die Muggenthal (Muggendallerin) sich als untauglich für den Posten der Frauenzimmerhofmeisterin erwiesen hat, wird schon nach geeignetem Ersatz gesucht, bisher wurde aber noch keiner gefunden. Die Königin kann wohl selbst erahnen, dass es nicht leicht ist, taugliche Frauen zu finden und tauglische Kandidatinnen zu überreden, in solch ein weit entferntes Land zu gehen. Elisabeth Renata versichert jedoch, dass sie nichts unversucht lassen will, eine Frauenzimmerhofmeisterin und eine adelige Frau für die Prinzessin zu bekommen. Sie möchte es so einrichten, dass diese beiden Frauen an den Warschauer Hof reisen, wenn die Seybelstorffin (Seibersdorferin/Seiberdorfin) und die Vogtin  von Feiningen, Jungfrau am Hof Konstanzes, diesen verlassen, daher erbittet sie den Abreisetermin der beiden genannten Frauen. Elisabeth Renata bestätigt noch einmal, dass die Königin ihr keinen Dank schuldet, dass sie sich, im Gegenteil, es als Zeichen der Sympathie und des Vertrauens empfindet, wenn sie der Königin solche Dienstgefälligkeiten erweisen darf. Elisabeth Renata hofft, die beiden Personen schnell zusammenzubringen, sobald sie welche in Aussicht hat, wird sie es unverzüglich melden. 

Nr. 110

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 7. März 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 43r-44v

Maximilian I. bestätigt den Empfang eines Schreibens U. Meyers vom 1. Februar 1630 [Nr. 107] am 28. Februar 1630, an dem Tag, an dem er das letzte Schreiben an U. Meyer abgeschickt hat [Nr. 108]. Aus dem Schreiben U. Meyers hat Maximilian vernommen, dass sein Wunsch, in den sechsjährigen Waffenstillstand mit Gustav II. Adolf (1594-1632) aufgenommen zu werden, noch rechtzeitig angekommen ist. Er bedankt sich bei Sigismund III., dass dieser dem Kanzler Axel Oxenstierna (1583-1654) davon Mitteilung gemacht hat. Maximilian hofft, dass Gustav Adolf sich an den Vertrag halten wird, denn darauf ist kein Verlass. Maximilian bedauert die Untreue Hans Georgs von Arnims (1583-1641), die verhindert hat, dass dem Feind ein größerer Schaden zugefügt werden konnte. Maximilian mutmaßt, dass Gustavs Adolf es im Reich vor allem auf die Wiedereroberung des Herzogtums Mecklenburg und die Eroberung Pommerns abgesehen hat. Die Lage in Italien hat sich seit seinem letzten Schreiben [28. Februar 1630, Nr. 108] nicht verändert. Das kaiserliche Kriegsvolk hat inzwischen in Metz Quartier genommen. Maximilian hat gern vernommen, dass der Tatareneinfall in Podolien keine größeren Auswirkungen hatte. Von dem bevorstehenden Kurfürstentag in Regensburg gibt nichts zu berichten. Maximilian hofft, dass die Pest bald nachlässt, so dass die königliche Familie wiedervereint ist. Er bittet um die Überbringung seiner Grüße an die königliche Familie.

Nr. 111

Brief U. Meyers an Maximilian I.

Ujazdów, 27. März 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 45r-48r

U. Meyer entschuldigt sich für ihr langes Schweigen wegen der Krankheit des Königs. Sigismund III. ist ganz plötzlich zu Osieck erkrankt, jetzt wartet man, ob es sich um Podagra handelt. Die Ärzte haben sie nicht als solche erkannt, sondern meinten, es sei nur ein Schlagfluss. Man hat den König nach Ujazdów gebracht, da man vermutete, die Luftveränderung werde seinen Zustand verbessern. – Da Maximilian I. sich zum Einschluss in den Waffenstillstand einverstanden erklärt hat, hat der Großkanzler Jakub Zadzik (1582-1642) in dieser Sache an den schwedischen Kanzler Axel Oxenstierna (1583-1654), der in Elbing ist und von Gustav II. Adolf (1594-1632) Vollmacht hat, geschrieben. Oxenstierna begehrt von Maximilian ein Schreiben, in dem dieser ausdrücklich versichert, in den Waffenstillstand eingeschlossen werden zu wollen. Der Krongroßkanzler hat den verlangten Wortlaut genau kommuniziert. Sigismund vermutet, Oxenstierna will durch dieses Prozedere die Verhandlungen nur unnötig in die Länge ziehen, denn Gustav Adolf selbst hat diesen Einschuss, als er in Preußen war, bewilligt und in den Waffenstillstand hineinsetzen lassen. Der König schlägt vor, dass der Kurfürst das verlangte Schreiben an ihn senden, es aber nicht an Oxenstierna weitergeleitet werden solle, bis Gustav Adolf noch einmal versichert habe, dass Maximilian eingeschlossen werde. U. Meyer richtet Grüße an das Kurfürstenpaar im Namen der Königin aus und entschuldigt die Königin, dass sie nicht selbst schreibt. Die Königin befindet sich jetzt allein in Ujazdów, nur die beiden ältesten Prinzen sind bei ihr. Die jüngeren drei Prinzen und die Prinzessin halten sich nicht in Ujazdów auf, das wegen der Pest nicht sicher ist. U. Meyer hofft auf Gott, dass das Wetter sich bald bessert, damit die königliche Familie wieder zusammen wohnen kann.

Nr. 112

Brief U. Meyers an Maximilian I.

Ujazdów, 29. April 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 49r-52r

U. Meyer bestätigt den Empfang des letzten Schreibens Maximilian I. vom 31. Januar 1630 [Nr. 106] und hat daraus verstanden, dass Maximilian hofft, dass der Waffenstillstand mit Gustav II. Adolf (1594-1632) zum Besten der Krone Polen sei, U. Meyer hofft diesbezüglich auf Gott. Der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna (1583-1654), der sich derzeit in Elbing aufhält, erhebt nun von allen ein- und auslaufenden Schiffen Zoll, was den Schweden eine erhebliche Summe einbringt, was nicht nur der Krone Polen, sondern der ganzen Christenheit schadet. Gustav Adolf lässt überall Soldaten anwerben, das Ziel seines nächsten Feldzugs ist aber unbekannt. Weil er viele Schiffe herrichten lässt, nehmen manche an, es gehe gegen Stralsund, da er aber auch viele Reiter geworben hat, sagen andere, es gehe nach Pommern oder nach Deutschland. Die Pest in Polen will nicht aufhören, aber es sterben genauso viele Menschen an Hunger wie an der Pest. Die adligen Herren, die viel Getreide haben, sind so unbarmherzig, dass sie das Getreide lieber nach Danzig schicken als es den armen Untertanen zu geben. Daher hört Gott auch nicht auf, die Krone Polen zu strafen. – Der Reichstag hat dem König viel Mühe gekostet, es ist aber viel Geld zur Bezahlung des Kriegsvolkes bewilligt worden. Aber derzeit kann man nichts von den Bauern nehmen, denn viele sind an der Pest oder an Hunger gestorben, die übrigen werden vom Kriegsvolk ausgeplündert. Denn da man es nicht bezahlen kann, beraubt das Kriegsvolk die Bauern ohne Gnade. – Sigismund hofft, dass der Fürstentag im Heiligen Römischen Reich bald fortgesetzt werden kann. – Die Pfeile, welche Maximilian I. nach Wien geschickt hat, sind angekommen und die Königin bedankt sich deswegen, derzeit werden keine weiteren Pfeile benötigt. Der König ist wieder bettlägerig, obwohl es bereits den Anschein hatte, seine Gesundheit sei wiederhergestellt, so dass am Liebfrauentag der Kardinal das Hochamt öffentlich zelebrieren konnte. Manche meinen, der König habe sich beim Besuch der Messe überanstrengt, andere, er habe zu kühl gelegen. Der König empfindet Schmerzen an allen Gliedern, jetzt ist es besser, aber der König kann weder gehen noch die Hände gebrauchen. Die Doktoren rätseln, was für eine Krankheit der König hat. Die Königin lässt das Kurfürstenpaar grüßen und sich entschuldigen, dass sie nicht selbst schreibt, sie ist aber derzeit sehr mit der Krankheit des Königs beschäftigt.

PS der Königin Konstanze: Die Königin entschuldigt sich, dass sie wegen der Krankheit des Königs nicht selbst schreibt. Sie bedankt sich für die übersandten Pfeile. Wie finster es um die Krone Polen steht, hat U. Meyer bereits geschrieben.

Nr. 113

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 9. Mai 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 56r-58v

Maximilian I. zweifelt nicht, dass sein Antwortschreiben vom 7. März 1630 [Nr. 110] auf den Brief von U. Meyer vom 1. Februar 1630 [Nr. 107] inzwischen angekommen ist. Obzwar er kein Schreiben von U. Meyer erhalten hat, will er doch, um die Korrespondenz aufrechtzuerhalten, ein Schreiben an U. Meyer verfassen. Gustav II. Adolf (1594-1632) veranstaltet zu Hamburg, Lübeck und an anderen Orten öffentlich Werbung, auch unterstützen ihn die Engländer und Holländer mit Kriegsvolk. Es ist zu erwarten, dass Gustav Adolf seine Armee in zwei Teile aufspalten wird, den ersten Teil wird er wohl nach Neustadt in Holstein schicken, den anderen nach Stralsund, um die Insel Rügen zu erobern. An Proviant wird es ihm nicht mangeln, da von unterschiedlichen Orten, auch von Frankreich, auf dem Seeweg Proviant nach Hamburg gebracht wird, wo Gustav Adolf ein Magazin einrichtet. Das Hauptaugenmerk Gustav Adolfs gilt zweifelsohne Mecklenburg, weil er sich aber mit ausländischen Herrschern und Städten, auch den Hansestädten, verbündet hat, steht zu befürchten, dass er auch das Reich angreifen wird. Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) hat auf Vermittlung Christians IV. von Dänemark (1577-1648) Karl Hannibal Burggraf von Dohna (1588-1633) nach Danzig beordert, um mit Gustav Adolf zu verhandeln, es gibt aber noch keinen Bericht über den Verlauf der Verhandlungen. Maximilian berichtet von dem Gerücht, dass Spanien in Amerika auf dem Meer einen ansehnlichen Sieg gegen die Holländer errungen hat. Die spanische Silberflotte, welche Spanien zum bevorstehenden Feldzug nötig hat, ist noch nicht eingetroffen. Dass die italienischen Friedensverhandlungen sich zerschlagen haben, wird Sigismund schon von anderen Orten erfahren haben, dies deutet auf den Ausbruch eines Krieges hin, wenn Gott oder der päpstliche Legat Antonio Barberini (1607-1671) es nicht verhindern können. Vom Regensburger Kurfürstentag gibt es noch nichts zu berichten, die Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656) und Georg Wilhelm von Brandenburg (1595-1640) haben definitiv mitgeteilt, dass sie nicht in Person erscheinen werden. Maximilian hofft, dass auf dem Kurfürstentag Beschlüsse gefasst werden, die dem Frieden und dem Katholizismus förderlich sind. Maximilian berichtet, dass unlängst Johann Ernst Schnabel aus Livland angekommen ist, der sich zur Armee der Liga begeben will. Maximilian hat ihn, mit einem Empfehlungsschreiben versehen, zu Johann T’Serclaes von Tilly (1559-1632) abgesandt. Maximilian bittet U. Meyer, ihm recht bald zu berichten, ob der nach Polen geschickte Instrumentalist André Siber (gest. 1646) rasche Fortschritte beim Posaunenspiel macht und was sein Lehrmeister von ihm hält. Wenn dieser Siber für untauglich befindet, will er sich die Unkosten für dessen Ausbildung sparen. Unlängst kam aus Polen ein Wallach nach Gestalt einer beigefügten Zeichnung [diese ist nicht überliefert], der freilich zur Zucht nicht tauglich ist. Da der Wallach aber von einer besonderen Rasse ist und Maximilian einen Zuchthengst dieser Art in seinem Gestüt haben will, bittet er U. Meyer, sich um einen derartigen Hengst zu bemühen und, wenn sie einen solchen beschaffen kann, bei guter Gelegenheit zu ihm zu senden. Die Geldaufwendungen werden ihr selbstverständlich erstattet werden. Maximilian bittet U. Meyer, seine Grüße an das Königspaar auszurichten.

Nr. 114

Brief U. Meyers an Maximilian I.

Warschau, 1. Juni 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 59r-60v

U. Meyer wollte die Gelegenheit nutzen und Maximilian I. Mitteilung von der Genesung Sigismunds III. machen, der seine Hände wieder gebrauchen kann. Die Königin ist auch bei guter Gesundheit, die junge Herrschaft aber, die drei jungen Prinzen und die Prinzessin, befinden sich wegen der Pest, die immer wieder lokal auflodert, an einem sicheren Ort in Quarantäne. U. Meyer hofft, Gott hört auf, die Krone Polen zu strafen. Der König wartet ungeduldig auf Antwort Maximilians wegen des Einschlusses in den Waffenstillstand. Dass der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna (1583-1654) voller List und Betrug steckt, hat der König erst kürzlich wieder daran ersehen können, dass er schwedisches Kriegsvolk durch Preußen nach Pommern führen wollte, was gegen die Verträge ist. Oxenstierna hat sich damit entschuldigt, dass er dazu gezwungen werde, da er gute Kunde davon habe, dass das kaiserliche Volk in Preußen einfallen wolle, um danach weiter in die Krone Polen einzufallen. Gustav Adolf wolle sowohl den Einfall der Kaiserlichen in Preußen wie den Einfall der Kaiserlichen in Polen verhindern, weshalb er die Grenze bewachen müsse. U. Meyer vermutet, dass er solche Behauptungen nur äußert, um diejenigen in Polen, die dem Haus Österreich nicht gewogen sind, aufzuwiegeln. Zu Elbing und Marienburg lässt Gustav Adolf viel Zwieback backen, um seine Schiffe zu verproviantieren. Man weiß noch immer nicht, wohin sich sein Feldzug richten wird. Das Königspaar lässt Maximilian freundlich grüßen, Prinz Johann Kasimir auch. Der älteste Prinz Władysław ist auf der Jagd verreist.

PS der Königin Konstanze: Die Königin bittet um Verzeihung, nicht selbst zu schreiben, sie beruft sich auf das Schreiben von U. Meyer.

Nr. 115

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 1. Juli 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 63r-65v

Maximilian I. meldet den Empfang der Schreiben U. Meyers vom 27. März 1630 [Nr. 111], 29. April 1630 [Nr. 112] und 1. Juni 1630 [Nr. 114] am 21. Juni 1630, als er sich gerade im Aufbruch befand, zusammen mit seinem Bruder, Kurfürst Ferdinand von Köln (1577-1650) zum Kurfürstentag nach Regensburg zu reisen. Er hat daraus die erneute Erkrankung Sigismunds III. sowie seine Genesung erfahren. Den Einschluss in den sechsjährigen Waffenstillstand mit Gustav II. Adolf betreffend, legt Maximilian dar, dass er sich bereits schriftlich dazu in Briefen an U. Meyer und Sigismund erklärt hat, jeweils versehen mit der Frage, ob noch weitere Formalitäten von ihm erwartet werden. Er bedankt sich bei Sigismund für die Einschließung in den Waffenstillstand. Maximilian mutmaßt, dass Gustav II. Adolf (1594-1632) und sein Kanzler Axel Oxenstierna (1583-1654) Schwierigkeiten bei den Formalitäten machen, um Zeit zu gewinnen, denn von allen Orten gibt es Berichte über die starken Kriegsvorbereitungen Gustav Adolfs. Der Feldzug Ludwigs XIII. von Frankreich (1601-1643) gegen den Herzog Karl Emanuel I. von Savoyen (1562–1630) hat gut begonnen, es sieht so aus, als würden die Franzosen rasch bis nach Piemont durchbrechen. Die Festung Casale, die Ambrosio Spinola (1569-1630) erneut belagert, soll mit aller Gewalt entsetzt werden. In der Stadt Mantua, die durch kaiserliche Truppen eingeschlossen ist, ist die Pest ausgebrochen. Obwohl die Venezianer sich der Entsetzung und Verproviantierung dieser Stadt angenommen haben, ist doch ihr baldiger Fall anzunehmen. Maximilian vertraut, dass Gott weiteres Blutvergießen abwenden wird. Zu diesem Zweck hat sich Kaiser Ferdinand II. (1578-1637), dessen ältester Sohn, König Ferdinand von Ungarn und Böhmen (1608-1657), sowie auch die drei geistlichen Kurfürsten in Person in Regensburg eingefunden, die Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656) und Georg Wilhelm von Brandenburg (1595-1640) lassen sich aber durch Abgesandte vertreten. Maximilian bedauert, dass die Pest in Polen noch nicht aufgehört hat und versichert, dass er am Altar des Hl. Benno dafür beten lässt. Er versichert, dass die Danksagung der Königin für die übersendeten Silberpfeile, die in die Hirnschale des Hl. Sebastian gelegt wurden, nicht notwendig war, da er der Königin gerne Dienstgefälligkeiten erweist. Maximilian zweifelt nicht, dass U. Meyer inzwischen sein Schreiben vom 9. Mai 1630 [Nr. 113] erhalten und daraus verstanden hat, um was er sie wegen des Zuchthengsts gebeten hat. Da er Vertrauen in die Dienste U. Meyers hat, wartet er, vom Erfolg ihrer Bemühungen zu hören. Er hat mit Freuden den guten Gesundheitszustand des Königspaares und der jungen Herrschaft vernommen und bittet um die Ausrichtung seiner Grüße an die königliche Familie.

Nr. 116

Brief U. Meyers an Kurfürstin Elisabeth Renata

Ujazdów, 2. Juli 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 73r-74r

U. Meyer bestätigt den Empfang eines Schreibens Elisabeth Renatas vom Februar 1630 [Nr. 109], das sie erst sehr spät empfangen hat. Sie hat daraus vernommen, dass die Kurfürstin sich erfreut zeigte, dass die Königin mit dem hineingeschickten weiblichen Dienstpersonal zufrieden ist. U. Meyer soll noch einmal den Dank der Königin wegen der Bemühungen der Kurfürstin übermitteln. Die Königin würde sich auch über die anderen begehrten Personen freuen, zumal jetzt gute Möglichkeit ist, sie nach Polen zu bringen. Sollte es aber nicht möglich sein, die Personen schnell genug zusammenzubringen, so bittet sie Königin, auch künftig nach solchen Ausschau zu halten. Die Königin lässt sich entschuldigen, dass sie nicht selbst schreibt. Die Prinzessin lässt die Kurfürstin ebenfalls grüßen, sie wohnt seit einigen Tagen wieder in Ujazdów, da die Pest nachgelassen hat, was auf die Fürbitte des Hl. Benno zurückgeht.

Nr. 117

Brief U. Meyers an Maximilian I.

Ujazdów, 3. Juli 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 75r-81r

U. Meyer bestätigt den Empfang von Schreiben Maximilians I. vom 28. Februar 1630 [Nr. 108], 7. März 1630 [Nr. 110] und 9. Mai 1630 [Nr. 113]; die ersten beiden waren ausgesprochen lange unterwegs. Sie hat aus den Schreiben vernommen, dass Maximilian es gerne sieht, dass der Hofmusiker Andre Siber (gest. 1646) bei dem berühmten Hofposaunisten in die Lehre geht. Er lässt eine gute Begabung erkennen. Der König wollte ihn selbst spielen hören, Siber hat sich aber noch nicht getraut, sondern spielte mit seinem Meister vor. Der König meint, dass er viel gelernt hat; der Hofposaunist stellt ihm ein gutes Lob aus. – Was Gustav II. Adolf (1594-1632) betrifft, so plant er Anschläge, aber niemand kann derzeit sagen, wogegen sich diese richten. Manche meinen, dass er sich mit den Holländern verbündet hat. Sein Kriegsvolk muss ständig in Bereitschaft stehen, um auf Schiffen oder zu Lande in den Krieg zu ziehen. Sigismund III. ist vor einiger Zeit berichtet worden, dass Gustav Adolf sein Volk durch Preußen ziehen lassen will; dem schwedischen Kanzler Axel Oxenstierna (1583-1654) ist aber geantwortet worden, dass solches wegen den Pakten, welche die Krone Polen mit dem Heiligen Römischen Reich geschlossen hat, nicht zugelassen werden kann. In Elbing musste etlicher Zwieback zur Verproviantierung für das schwedische Kriegsvolk gebacken werden. Gustav Adolf unternimmt große Anstrengungen, die Ziele seiner Anschläge geheimzuhalten. Es wird berichtet, dass Gustav Adolf den Sund eingenommen hat, da dies aber nur Neuigkeiten von Kaufleuten sind, glaubt Sigismund noch nicht wirklich daran; es wären auch sehr schlechte Nachrichten für die ganze Christenheit. Wegen der Einverleibung in den Waffenstillstand hat U. Meyer Maximilian bereits geschrieben, dass der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna (1583-1654) eine weitere Erklärung benötigt. Man hat lange gedacht, dass Gustav Adolf persönlich an den Verhandlungen in Danzig teilnehmen wird, dies ist aber nicht der Fall. Der Gesandte Dohna musste lange auf die schwedischen Gesandten warten und musste von den „Calvinisten“ in Danzig viele Repressionen aushalten. Die Gesandten sind nun in Danzig, aber was dort bisher verhandelt wurde, weiß man noch nicht. – Die Lage in Italien ist sehr verwirrend, die Tataren verhalten sich derzeit ruhig, aber die „Wilden Kosaken“ haben einen Aufstand begonnen, der gefährlich hätte werden können. Da sie der „griechischen Religion“ angehören, hatte Sigismund ihnen ein geistliches Haupt gegeben, das der Union nicht abgeneigt und ein friedliebender Mensch ist. Die Kosaken aber haben sich ein eigenes geistliches Oberhaupt gewählt, welches viel Unruhe verursachte. Nicht nur die Kosaken, sondern auch viele Adlige unterstützten seine Forderungen, so dass man den Aufruhr mit Gewalt niederschlagen musste. Nachdem 2.000 der Aufrührer getötet wurden, bat der Rest um Gnade. – Betreffend der Kosaken, nach denen Maximilian sich erkundigt hatte (mehrere tausend sollen über die Grenze übergesetzt haben), wisse Sigismund nicht, woher sie stammen. Hätten sie aber wirklich die Grenze überschritten, wäre dies nicht unbemerkt geblieben. – U. Meyer bestätigt Maximilians Meinung, dass Gustav Adolf die Verhandlungen in Danzig zwischen den Kaiserlichen und anderen Gesandten nur deshalb initiiert habe, um Zeit zu gewinnen. Es ist zu seinem Vorteil, wenn überall Kriegsvolk zusammengehalten werden muss, weil man einen Einfall von ihm befürchtet, da dieses Kriegsvolk anderswo nicht eingesetzt werden kann. Sigismund wartet ungeduldig, welches Ergebnis das Treffen in Danzig erzielen wird. – Es gibt Berichte, dass die holländische Flotte, die in Amerika gewesen ist, der spanischen Flotte Schaden zugefügt habe, allerdings weniger bedeutenden als die Holländer behaupten. Man hofft, die Silberflotte ist gut in Spanien angekommen. – Sigismund wünscht Glück zum bevorstehenden Kurfürstlichen Kollegialtag. – Wegen Johann Ernst Schnabel, Adligen aus Livland, bedankt sich der König, dass Maximilian ihm soviel Gnade erweist. – Betreffend des Pferdes, von dem Maximilian eine Abbildung gesandt hat, will U. Meyer sich bemühen, herauszufinden, ob und wo man ein solches Tier bekommen kann. Sigismund meint jedoch, dass er solch ein Pferd noch nicht gesehen habe. Noch hat U. Meyer nicht viele Nachforschungen anstellen können, wird es aber künftig tun. Das Königspaar lässt Maximilian grüßen, es ist, wie die junge Herrschaft, bei guter Gesundheit. Die junge Herrschaft ist erst vor ein paar Tagen in Ujazdów angekommen, da seit einigen Wochen niemand mehr in Warschau an der Pest gestorben ist. Aber die Pest wütet noch an vielen Orten in der Krone Polen. Man schreibt es der Fürbitte des Hl., Benno zu, dass Warschau von der Pest erlöst wurde, denn das Volk in dieser Stadt hat eine große Andacht zu diesem Heiligen.

PS der Königin Konstanze: Die Königin will sich an den „Kontrakt“ mit Maximilian halten und nicht viel schreiben. Sie bedankt sich, dass der Kurfürst so fleißig am Altar des Hl. Benno in München beten lässt, auch in Warschau wird viel zu dem Heiligen gebetet, dass durch Fürbitte des Heiligen Gott die Pest bald aufhören lässt. Die königliche Familie wohnt wieder zusammen. Die Königin äußert ihre Freude, dass auch das Kurfürstenpaar bei guter Gesundheit ist. Sie äußert ihr Mitleid zum Tod der einzigen Tochter Albrechts VI. („des Leuchtenbergers“, 1584-1666), Maria Renata (1616–1630).

Nr. 118

Brief U. Meyers an Maximilian I.

Ujazdów, 13. Juli 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 85r-87r

Die junge Herrschaft ist bei guter Gesundheit. U. Meyer wendet allen Fleiß bezüglich des begehrten Pferdes an. Es gibt derzeit wenig zu berichten. Die Tataren drohen mit einem neuen Einfall in die Krone Polen. Man fürchtet, dass das polnische Kriegsvolk, das noch nicht bezahlt wurde, gegen die „wilden Kosaken“ eingesetzt werden muss. Der König hat vom 4. Juli 1630 Schreiben von Karl Hannibal Burggraf von Dohna (1588-1633) erhalten, der berichtet, dass in Danzig noch nichts ausgerichtet wurde, Dohna will auch nicht länger in Danzig ausharren, wenn sich die schwedischen Gesandten nicht bald einfinden. Die Schweden wollen nur Zeit gewinnen. Die junge Herrschaft lässt den Kurfürsten grüßen, besonders Prinz Władysław. Die Pest hat nachgelassen, so dass die königliche Familie wieder zusammen wohnen kann.

PS der Königin Konstanze: Da der Diener Blumhof (Pleunhoff/Blumenhof) mit seiner Frau aus Polen reist, wollte sie sie Gelegenheit nicht verstreichen lassen, ohne zu schreiben. Der königlichen Familie geht es gut; es gibt aber nicht viel zu berichten. Der Feind hält den Frieden, so wie es ihm gefällt, und macht Raubzüge. Bald wird Reichstag abgehalten. Der Diener Blumhof wird ausführlich Bericht erstatten.

Nr. 119

Brief U. Meyer an die Kurfürstin Elisabeth Renata

Ujazdów, 13. Juli 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 89r-91v

Der Vater der Jungfrau Vogt hat diese herausbeordert, um sie zu verheiraten. Die Königin hat daher die Ausreise mehrerer Personen beschlossen: die des Dieners Blumhof (Pleunhoff/Blumenhof) mit seiner Frau, die lange als Kammerdienerin tätig war; die der alten Spisin / Spizin, die Tochter einer kurfürstlichen Dienerin ist; und die einer weiteren  Kammerdienerin, einer gebürtigen Innsbruckerin, die der Königin 13 Jahre gedient hat und von ihren Freunden (=angeheiratete Verwandtschaft) zur Heimreise gedrängt wurde. Diese beiden, die Jungfrau Vögtin von Feiningen und Regina Pflaumin, Kammerdienerin, haben sich im Dienst bei der Königin allezeit bestens verhalten. Die Königin wünscht, dass die Kurfürstin diese beiden in besonderen Schutz nimmt. Die Seybelstorffin (Seibelsdorfin/ Seibersdorferin), die eine Zeit lang Frauenzimmerhofmeisterin gewesen ist, wird auch bei guter Gelegenheit heimgeschickt werden. Die Königin hat der Blumhof (Pleunhoff/Blumenhof)  befohlen, der Kurfürstin zu berichten, wie diese sich verhalten hat, denn sie hat mehr auf ihren Adel geachtet als darauf, gut zu dienen. Die Königin hatte viel Geduld mit ihr, wollte sie auch verheiraten – aber sie verbesserte sich nicht. Die Khöblin/Khöblerin, die mit dem Johannes (Johann) Stizl (auch: Stuzl, Stückl, Stücklin) nach Polen gekommen ist, wurde von der Königin der Prinzessin als Kammerdienerin beigegeben, hat aber dazu nicht die Eignung gehabt (sie ist frech und unachtsam). Die Königin hatte Geduld mit ihr und dachte, man könne sie noch bessern, aber sie besserte sich nicht, so dass die Königin sie nicht aufhielt, als sie begehrte, Polen wieder zu verlassen. Der Khöblin/Khöblerin ist der Hof auch zu still und zurückgezogen gewesen. Die Blumhof wird ausführlich davon berichten. Die Königin bittet um eine Kammerdienerin und eine Dienerin für die Prinzessin, die Blumhof wird das Anforderungsprofil noch weiter spezifizieren. Die Königin hat auch eine Fugckherin (Fugger) (von Adel, 17 Jahre alt) angeschrieben, die sie gerne in ihre Dienste aufnehmen wolle, die Königin befahl ihr, sich bei der Kurfürstin zu melden. Auch von Innsbruck sollen zwei Dienerinnen geschickt werden.

Nr. 120

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 16. Juli 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 95r

Maximilian I. sendet U. Meyer eine Supplikation Georg Ammans (1585-1654) und Julius Cäsar Pestalozzas, Bürger und Handelsleute aus Augsburg. Diese hatten ihn gebeten, sie bei ihren Geldforderungen gegenüber Sigismund III.  zu unterstützen. Obwohl Maximilian U. Meyer nicht mit zusätzlichen Aufgaben belasten möchte, so weiß er doch, dass sie viel ausrichten kann. Und so bittet er sie im Namen der beiden Supplikanten, an notwendigen Orten vorstellig zu werden, damit die gerecht erhobenen Geldforderungen beglichen werden.

Nr. 121

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 4. August 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 98r-101r

Maximilian I. bestätigt den Empfang eines Schreibens U. Meyers vom 3. Juli 1630 [Nr. 117] am 30. Juli 1630, sowie eines weiteren Schreibens vom 13. Juli 1630 [Nr. 118], welches die Blumhof (Pleunhoff/Blumenhof)  am 1. August 1630 überbrachte. Er hat aus den Schreiben vernommen, dass die königliche Familie nunmehr wieder zusammenwohnt und hofft, Gott wird die Pest bald in Polen enden lassen, zumal die Andacht zum Hl. Benno in Warschau sehr groß ist. Seinen Einschluss in den mit Gustav II. Adolf (1594-1632) geschlossenen sechsjährigen Waffenstillstand betreffend zweifelt er nicht, sein erstes Schreiben vom 13. November 1629 [Nr. 98] wird inzwischen bei U. Meyer eingegangen sein. Zusammen mit diesem Schreiben hatte er auch ein verschlossenes Schreiben an Sigismund III. geschickt, in dem er sein Einverständnis  zur Einverleibung in den Frieden bekundete. Er dankt Gott für die rasche Niederschlagung der Rebellion der Kosaken und bittet ihn, Polen von weiteren Tatareneinfällen zu verschonen, zumal Gustav Adolf und andere Feinde nur auf eine solche Gelegenheit zum erneuten Angriff warten. Er hat gern von den Lernerfolgen des Instrumentalisten André Siber (gest. 1646) gehört und bittet, U. Meyer soll auch weiterhin seine Lernerfolge befördern. Er bedankt sich für die Mühen, die U. Meyer wegen des von ihm begehrten Zuchthengsts auf sich genommen hat, besonders, dass sie auch in Preußen nachfragen hat lassen. Maximilian lehnt eine Danksagung bezüglich seiner Bemühungen um Johann Ernst Schnabel aus Livland ab. Er wartet mit großer Spannung den Ausgang der Verhandlungen in Danzig ab, aber er zweifelt nicht, dass Gustav Adolf sich zusammen mit seinen Verbündeten mit großer Kriegsmacht gegen das Heilige Römische Reich wenden wird. Gustav Adolfs Ziel ist, die Ostsee vollkommen in seinen Besitz zu bringen, und er wird dieses Ziel durch Eroberungen und für ihn vorteilhafte Friedensverträge zu erreichen suchen. Viel wird vom Ausgang des Krieges in Italien abhängen. Die Belagerung der Festung Casal wird von Ambrosio Spinola (1569-1630) fortgesetzt, deren Einnahme steht unmittelbar bevor. Es ist Gustav Adolf nicht verborgen geblieben, dass das kaiserliche Kriegsvolk in Norddeutschland keinen ordentlichen Anführer besitzt. Gustav Adolf wird wahrscheinlich auch Venedig anstiften, die kaiserlichen Erblande anzugreifen. Maximilian hofft, das Blutvergießen wird bald beendet sein. Auf dem Kurfürstentag in Regensburg ist jedoch noch immer nichts beschlossen worden. Erst vor wenigen Tagen ist der französische Gesandte nach Regensburg gekommen, man wartet noch auf den Gesandten aus England und auf den Gesandten des geächteten Pfalzgrafen Friedrich V. (1596-1632). Der Gesandte König Christians IV. von Dänemark (1577-1648) befindet sich schon längere Zeit in Regensburg, bald soll auch der päpstliche Nuntius Pier Luigi Carafa (1581-1655) eintreffen. Maximilian wird berichten, sobald es Beschlüsse in Regensburg gibt und bittet um Ausrichtung seiner Grüße bei der königlichen Familie, insbesondere bei Prinz Władysław.

Nr. 122

Brief U. Meyer an Maximilian I.

Ujazdów, 5. August 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 103r-106v

U. Meyer bestätigt den Empfang eines Schreibens Maximilians I. vom 1. Juli 1630 [Nr. 115]. König und Königin sind bei guter Gesundheit. Das Schreiben Maximilians wegen des sechsjährigen Waffenstillstands hat U. Meyer dem König überreicht, man muss die neuerlichen Finten des schwedischen Kanzlers Axel Oxenstierna (1583-1654) abwarten. Gustav II. Adolf (1594-1632) hat bereits drei Städte in Pommern eingenommen, in denen keine kaiserliche Besatzung lag, die alle zum Bistum Cammin/Kamień Pomorski gehören, welches der Kaiser dem Prinzen Ferdinand zugesagt hat. Die Ketzer bezeichnen Gustav Adolf als ihren Erlöser, es ist noch unbekannt, worauf er seinen nächsten Feldzug richtet. Man meint, er wartet auf den Ausgang des Italienischen Krieges und des Kollegialtages in Regensburg. Gustav Adolf soll sich vieler ketzerischer Armeeführer versichert haben. Der König hat gern vernommen, dass so gute Hoffnung wegen der Eroberung von Casale und Mantua ist. Wenn dazu der Kollegialtag in Regensburg gute Beschlüsse fasst, wird die Christenheit endlich Frieden und Ruhe haben. Sigismund III. zweifelt nicht, dass König Ferdinand von Ungarn und Böhmen (der spätere Kaiser Ferdinand III.; 1608-1657; seit 1625 König von Ungarn, seit 1627 König in Böhmen) mit den geistlichen Kurfürsten den Kaiser unterstützen wird. Aber Sigismund verwundert sich, dass die Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg (1595-1640) und Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656) nicht in Person in Regensburg erscheinen wollen. Sigismund wäre auch gerne in Regensburg, um die versammelten Verwandten zu sehen. – Betreffend des begehrten Pferdes hat U. Meyer das von Maximilian geschickte Bild zehnmal abmalen lassen und an verschiedene Orte, wo es derartige Pferde geben könnte, verschickt, hat aber bisher noch keine Antwort bekommen. Die Pest hat in der ganzen Krone Polen nachgelassen, es gibt derzeit nicht viel Schriftwürdiges zu berichten. Die Tataren drohen in Podolien einzufallen, man bereitet sich gegen diesen Einfall vor, aber sie werden wohl nicht an einem Ort einfallen, sondern an vielen, da Polen ein offenes Land ist. U. Meyer richtet die Grüße des Königspaares an das Kurfürstenpaar aus. Sigismund bittet, dass Maximilian sich die Braunschweigische und Camminische Sache angelegen sein lässt. Die Königin lässt sich entschuldigen, dass sie nicht selbst schreibt, aber sie hat gestern durch den Pater Kommissar geschrieben; sie bittet, der Kurfürst wolle ihr ihr mangelndes Schreiben nicht übel nehmen.

PS der Königin Konstanze: Die Königin hofft, der Kollegialtag in Regensburg fasst gute Beschlüsse. Die Königin zweifelt nicht, dass der Kurfürst das Wohl der Christenheit stets befördern wird. Sie ist neidisch, dass der Kurfürst ihre Geschwister sehen wird, die sich in Regensburg aufhalten.

Nr. 123

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 24. August 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 108r-110r

Maximilian I. bestätigt den Empfang des Schreibens U. Meyers vom 5. August 1630 aus Schloss Ujazdów [Nr. 122] am 23. August 1630. Er hat daraus verstanden, dass sein Erklärungsschreiben bezüglich des Einschlusses in den sechsjährigen Waffenstillstand mit Gustav II. Adolf (1594-1632) gerade noch zur rechten Zeit eingetroffen ist. Der Einfall Gustav Adolfs in Pommern hat im Heiligen Römischen Reich großen Jubel verursacht, denn er hat im Reich viele Verbündete. Gustav Adolf ist bislang auf keinen nennenswerten Widerstand gestoßen, die Bürgerschaft von Magdeburg hat sich bereiterklärt, eine schwedische Garnison aufzunehmen. Auf dem Kurfürstentag von Regensburg sind sich zwar alle Beteiligten bewusst, dass rasch Abwehrmaßnahmen getroffen werden müssen, dennoch ist noch immer nichts beschlossen worden. Durch den Mantuanischen Erbfolgekrieg ist das kaiserliche Kriegsvolk zu stark verteilt, wodurch das baltische Meer fast schutzlos ist, was Gustav Adolf überhaupt erst zu seinem Feldzug ermutigt hat. Mantua befindet sich bereits in den Händen des kaiserlichen Kriegsvolkes und Ambrosio Spinola (1569-1630) wird Casale bald einnehmen. Die Pest hat auf allen Seiten das Kriegsvolk stark dezimiert, wütet auch an vielen Orten in Italien, besonders in Mailand, Verona, in der Lombardei und in Venetien. Aus diesen Gründen ist ein baldiger Friedensschluss in Italien wahrscheinlich, der die Lage Gustav Adolfs mit einem Schlag verändern wird. Maximilian ist überzeugt, dass Sigismund III. helfen wird, Gustav Adolf, als den ärgsten Feind der Krone Polen, jeden Vorteil zu nehmen. Zudem hoff er, dass Polen sich gegen den bevorstehenden Einfall der Tartaren ausreichend wehren kann. Maximilian bedankt sich für die Mühen, die U. Meyer und Sigismund bei der Beschaffung des Zuchthengstes auf sich nehmen. Er hat mit Freuden den guten Gesundheitszustand der königlichen Familie vernommen, bedankt sich für die Grüße und trägt U. Meyer Grüße auf. Er wartet auf den Rat, den ihm der König bezüglich der Camminischen und Braunschweigischen Sachen gibt.

Nr. 124

Brief U. Meyer an Maximilian I.

Ujazdów, 25. August 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 111r-113v

Sigismund III. hat sich gefreut, dass das kaiserliche Volk in Mantua ohne große Verluste eingenommen hat, dies wird auch die Beschlüsse auf dem Regensburger Kollegialtag befördern. Gustav II. Adolf (1594-1632) wird dieser Sieg nicht gut gefallen. Dieser lässt derzeit alles Kriegsvolk auf Schiffen wegführen, wohin, weiß man noch nicht. Der König hat Bericht, dass der Johann Carl Graf Schlick (gest. 1633) aus der kaiserlichen Armee desertiert und zu Gustav Adolf übergelaufen ist. Eine vornehme geistliche Person hat ihn in Marienburg gesehen, diese Person sprach auch mit dem Beichtvater Schlicks, der aus der Gesellschaft Jesu ausgetreten ist, um einfacher Mönch oder Weltgeistlicher zu werden. Dieser berichtete, Graf Schlick sei bei Lauenburg/Lębork in Pommern über das Meer zum schwedischen Kanzler Axel Oxenstierna (1583-1654) gereist, um mit ihm über geheime Sachen zu verhandeln. Auch sonst sollen viele ketzerische Offiziere aus der kaiserlichen Armee Gustav Adolf zugelaufen sein. Sigismund hat dies schon dem Kaiser mitgeteilt, damit dieser sich vorsehen kann. Die Ketzer sehen in Gustav Adolf ihren Erlöser, denn mit seinen Betrügereien besitzt er Anziehungskraft. Sigismund hofft, Johann T’Serclaes von Tilly (1559-1632) werde mit seinem Kriegsvolk gegen Schlesien geschickt, damit der Feind nicht dort einfallen kann. Im letzten Schreiben hat U. Meyer berichtet, dass die Pest in Warschau nachgelassen habe, da sie aber überall in der Krone Polen tobt, breitet sie sich jetzt auch in Warschau wieder aus. Am Königinnenhof weiß man derzeit nicht, wohin man sich begeben soll, wenn die Pest in Warschau auflodert. Vor allem in Großpolen sterben so viele Menschen, dass es wegen des Mangels an Arbeitskräften Schwierigkeiten bei der Ernte geben wird, obwohl das Getreide so gut gewachsen ist, wie seit langer Zeit nicht mehr. U. Meyer richtet die Grüße der Königin an das Kurfürstenpaar aus. Die Königin wünscht sich sehr nach Regensburg. Wegen des begehrten Pferdes ist noch keine Antwort gekommen. U. Meyer ist aber zuversichtlich, dass ein solches Pferd gefunden wird, denn es ist an so viele Orte deswegen geschrieben worden.

PS der Königin Konstanze: Die Königin drückt ihre Freude über die Einnahme der Stadt Mantua aus und hofft, der Regensburger Kollegialtag fasst gute Beschlüsse. Sie hofft, Gott werde alle Vorhaben Gustav Adolfs zerstören. Sie wünscht sich, in Regensburg bei ihrer Verwandtschaft zu sein.

Nr. 125

Brief U. Meyer an Maximilian I.

Ujazdów, 13. September 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 115r-117v

Die königliche Familie befindet sich bei bester Gesundheit. Die Pest ist in Warschau wieder wie in der ganzen Krone Polen ausgebrochen, so dass die junge Herrschaft zu ihrer Sicherheit weggeschickt werden soll. Auch die Königin überlegt wegzugehen, doch es gibt wenige Orte, wo man vor der Pest in Sicherheit ist, weswegen Überlegungen angestellt werden, nach Tykocin an der litauischen Grenze umzusiedeln. Der Sejm wurde wegen der Pest verschoben. Heute kam Nachricht, dass die Osmanen und Tataren sich zum Angriff auf die Krone Polen sammeln; über Gustav II. Adolf (1594-1632) hat man Nachricht, dass er sich nun in Stettin stark verschanzt. Er wird es mit den Kaiserlichen so machen wie in Marienburg, wo er sich verschanzte und sich nicht der Schlacht stellte. Das Königspaar grüßt Maximilian I., beide Majestäten bedauern es, dass die Pest wieder so stark aufgelodert ist, denn sie dachten bereits, dass sie in Warschau sicher leben können.

PS der Königin Konstanze: Die Königin beklagt sich, dass die Pest wieder so stark in Warschau um sich greift und die königliche Familie sich wieder wegbegeben muss. Sie bittet, der Kurfürst solle noch weiterhin am Altar des HL. Benno Messen lesen lassen. Die Pfeile, die in die Hirnschale des Hl. Sebastian gelegt wurden, tuen ihren Dienst. Die Königin lässt weitere Pfeile in Augsburg herstellen und bittet, nachdem sie die Hirnschale berührt haben, sie ihr wieder zuzuschicken. Wie finster es in der Krone Polen steht, hat U. Meyer berichtet.

PS von U. Meyer: Sie versichert, dass man wegen des Pferdes allen Fleiß anwendet, es ist deswegen an die tatarische Grenze geschickt worden.

Nr. 126

Brief U. Meyer an Maximilian I.

Ujazdów, 19. September 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 118r-121v

U. Meyer bestätigt den Empfang eines Schreibens von Maximilian I. vom 4. August 1630 [Nr. 121]. Betreffend des sechsjährigen Waffenstillstands mit Gustav II. Adolf (1594-1632) hat sie das Schreiben Maximilians an Sigismund III. weitergegeben. Der Großkanzler Jakub Zadzik (1582-1642) hat darauf dem schwedischen Kanzler Axel Oxenstierna (1583-1654) geschrieben, dass der König das von ihm begehrte Schreiben vom Kurfürsten bereits erhalten habe, er könne ihm auch eine Abschrift davon übersenden. Oxenstierna hat aber darauf nicht geantwortet, was als Bestätigung gewertet werden kann, dass alles nur aus Betrügerei zur Zeitgewinnung angestellt wurde. Die Kosaken sind nun friedlich, aber ihre Popen wiegeln sie wegen ihrer Religion („Schismatey“) auf. Die Türken und Tartaren sammeln sich, um in die Krone einzufallen; der Feldhauptmann ist schon ins Lager gezogen. Die Moskowiter wollen auf der anderen Seite in Polen einfallen, gewiss auf Anstiftung Gustav Adolfs. Auf die Nachfrage Maximilians wegen der angeblich aus Polen ausgerückten Kosaken wurden Nachforschungen angestellt, aber es ist unmöglich, dass sie ohne Wissen des Königs die Grenze überschritten habe. Aus Pommern ziehen 3.000 Kroaten der kaiserlichen Armee durch Schlesien nach Böhmen, wo viel katholisches Kriegsvolk liegt. Sigismund wurde bestätigt, dass gewiss keine Kosaken aus Polen ausgezogen sind. – Karl Hannibal Burggraf von Dohna (1588-1633) wird lange von Gustav Adolfs Betrügereien in Danzig aufgehalten. Gustav Adolf verspricht den Leuten in Pommern wunderliche Dinge, so dass sie sich unter seine Gewalt stellen. Sigismund hat Nachricht von einem Diener, dass der Kurfürst von Brandenburg den 12. September 1630 einen Botschafter zu Gustav Adolf geschickt hat, man weiß freilich nicht, was in den ihm mitgegebenen Schriftstücken stand, aber, dass Gustav Adolf durch den Gesandten mitteilen ließ, dass, wenn der Kurfürst von Brandenburg mit dem Kaiser aussöhnen würde, er keinen Anteil von Pommern erhalten werde. – Gustav Adolf ist gut informiert, von der Einnahme Mantuas hat er eher Nachricht erhalten als der Warschauer Hof. Der Einfall der Tataren in Polen ist auch von Gustav Adolf arrangiert worden; er hat auch die Moskowiter überredet, sich nicht an den Friedensvertrag zu halten. In Moskau ist man sich aber noch unschlüssig, wie man sich verhalten soll, es gibt drei Parteien: eine will den Krieg mit der Krone Polen, eine andere Frieden, die dritte Partei will abwarten, was die Türken und Tataren ausrichten, und dann erst entscheiden. – Man hofft auf gute Beschlüsse auf dem Kollegialtag in Regensburg. Die Pest, die schon lange in Warschau nachgelassen hat, ist wieder stark aufgeflammt. Die junge Herrschaft wurde schon aus Warschau weggeschickt. Die Königin lässt Maximilian grüßen; sie wünscht, in eigener Person in Regensburg bei der Verwandtschaft zu sein.  

PS der Königin Konstanze: Die Königin will sich an den Kontrakt halten und nicht viel schreiben; sie beruft sich auf das Schreiben U. Meyers. Sie bedankt sich, dass Maximilian sich der mündlich durch die Blumhof (Pleunhoff/Blumenhof) übertragenen Bitten (wegen Dienstpersonal) annehmen will. Sie wartet mit Ungeduld, wie der Kollegialtag abläuft.

Nr. 127

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 21. September 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 123r-124v

Maximilian I. bestätigt den Empfang des Schreibens U. Meyers vom 25. August 1630 [Nr. 124] am 20. September 1630. Er hat daraus vernommen, was Sigismund III. wegen der geplanten Aktionen Gustavs II. Adolfs (1594-1632) gegen das Heilige Römische Reich und betreffs des Grafen Heinrich Schlick zu Bassano und Weißkirchen (1580-1650) gemeldet hat. Schlick hatte vor wenigen Tagen Audienz beim Kaiser und ist wieder aus Regensburg abgereist. Der Kurfürstentag beratschlagt noch immer über notwendige Gegenmaßnahmen gegen Gustav Adolf, ohne Entschlüsse zu fassen, obwohl rasch Beschlüsse wichtig wären. Maximilian meldet, dass der englische Gesandte Robert Anstruther (1578-1645) und Johann Joachim von Rusdorf (1589-1640), ein Abgeordneter des geächteten Pfalzgrafen Friedrich V. (1596-1632), bereits ihre Propositionen wegen der Aussöhnung zwischen Kaiser und Pfalzgrafen abgelegt haben. Über den Zustand des italienischen Kriegswesens und der dortigen Friedensverhandlungen wird Sigismund aus anderer Quelle bereits Nachricht haben. Maximilian bedauert den neuerlichen Ausbruch der Pest in Polen, er hofft, dass ständiges Gebet und die Fürbitte des Hl. Benno und des HL. Sebastian die Seuche bald eindämmen werden. Er erwartet zu erfahren, wie es um den begehrten Zuchthengst steht. Maximilian bedankt sich für die Grüße des Königspaares und trägt U. Meyer die Ausrichtung von Grüßen an die königliche Familie auf.

Nr. 128

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

Ohne Ortsangabe, 9. Oktober 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614 131r-133r

Maximilian I. bestätigt den Empfang eines Schreibens U. Meyers vom 19. September 1630 [Nr. 126] am 7. Oktober 1630 und eines weiteren Schreibens vom 13. September [Nr. 125] am 9. Oktober 1630. Aus dem Schreiben U. Meyers vom 13. September 1630 hat er mit Befremden vernommen, dass der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna (1583-1654) auf das Schreiben, in dem Maximilian seine Bereitschaft zum Einschluss in den Waffenstillstand bekundet hatte, nicht reagiert hat. Er nimmt an, wie schon U. Meyer vermutete, dass Gustav II. Adolf (1594-1632) nur aus Gründen der Zeitgewinnung Schwierigkeiten beim Einschluss Maximilians in den Waffenstillstand bereitet. Er rät, Sigismund III. soll Gustav Adolf keine Antwort auf dessen Bedenken wegen des Einschlusses Maximilians in den Waffenstillstand zukommen lassen. Maximilian zweifelt nicht, dass Gustav Adolf mit den Nichtkatholiken im Heiligen Römischen Reich in Verbindung steht, dass auch etliche ausländische Potentaten und Städte ihn unterstützen, denn ohne eine solche  Unterstützung hätte er sich niemals so tief in die Kriegshändel begeben und wäre nicht in Pommern eingefallen.  Der Kaiser und das Kurfürstenkollegium haben von Regensburg aus schriftlichen Protest bei Gustav Adolf eingelegt: Wenn er Ansprüche im Reich geltend machen will, soll er diese friedlich und nicht durch Kampfhandlungen anmelden. Gustav Adolf hat aber nicht geantwortet, sondern nur eine gesiegelte Abschrift  zurückgeschickt. Bei dem Kurfürstenkonvent ist man noch immer dabei, die notwendigen Abwehrmittel gegen diesen Feind zu bedenken. Gustav Adolf setzt auf den Krieg in Italien, der das kaiserliche Kriegsvolk beansprucht, doch der völlige Friedensschluss in Italien steht zu erwarten. Die Verhandlungen mit dem englischen Gesandten wegen der Aussöhnung mit dem geächteten Pfalzgrafen Friedrich V. (1596-1632) haben begonnen, ihr Ausgang ist aber noch ungewiss. Maximilian hat ungern vernommen, dass nicht nur Tartaren und Türken, sondern auch die Moskowiter sich rüsten, um in die Krone Polen einzufallen. Was Gustav Adolf nicht selbst mit Waffen erfechten kann, besorgt er durch heimliche Verträge mit anderen Mächten. Maximilian zweifelt nicht, dass Sigismund notwendige Gegenmaßnamen trifft. Maximilian hat mit großem Bedauern vernommen, dass die Pest in Polen wieder ausgebrochen ist. Auch wenn die nun beginnende Kälte die Seuche eindämmen wird, so hat Maximilian am Altar des Hl. Benno Gebet und Messen angeordnet. Maximilian versichert, dass er die silbernen Pfeile, die Sigismund in Augsburg hat anfertigen lassen, nach deren Eintreffen in München unverzüglich am Sebastiansheiligtum in Ebersberg weihen lassen und sie durch Nikolaus Nusser von Nusseck nach Polen senden wird. Er hat erfreut zu Kenntnis genommen, dass Sigismund sich selbst wegen des von Maximilian begehrten Zuchthengsts bemüht. Er bedankt sich für die vom Königspaar erhaltenen Grüße und trägt U. Meyerin Grüße an das Königspaar auf.

Nr. 129

Brief U. Meyer an Maximilian I.

Osieck, 13. Oktober 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 136r-137r

U. Meyer will die gute Gelegenheit nicht auslassen und dem kaiserlichen Hoffaktor Bielfeldt ein Schreiben an Maximilian I. mitgeben. Vor sechs Tagen ist das Königspaar, welches sich bei guter Gesundheit befindet, nach Osieck gekommen, wo es die junge Herrschaft ebenfalls bei guter Gesundheit vorgefunden hat. U. Meyer hofft, die Pest wird in Warschau nicht zu stark um sich greifen. Der Hof, der wegen der Pest personell stark verkleinert wurde, war bisher noch nicht von der Pest betroffen. Am folgenden Tag wird das Königspaar nach Tykocin weiterreisen und dort so lange bleiben, bis die Pest in Warschau ganz nachgelassen hat. – Der Reichstag ist bis in das neue Jahr verschoben worden, weil jetzt unmöglich ist, ihn abzuhalten. – Der kaiserliche Hoffaktor Bielfeldt hat die Königin gebeten, ihn bei seinen Ansprüchen behilflich zu sein, deswegen befahl die Königin, U. Meyer solle in ihrem Namen Maximilian bitten, er solle Bielfeldt zu seiner Bezahlung verhelfen. Die Königin lässt Grüße an das Kurfürstenpaar ausrichten. 

PS der Königin Konstanze: Wie es um die königliche Familie steht, hat U. Meyer geschrieben. Sie hofft, die königliche Familie bleibt weiterhin gesund und empfiehlt Maximilian Bielfeldt, dessen Angelegenheiten sich der Kurfürst annehmen soll. Maximilian soll am Altar des Hl. Benno weiterhin beten lassen. 

Nr. 130

Brief U. Meyers an Maximilian I.

Tykocin, 9. November 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 138r-141r

U. Meyer bestätigt den Empfang eines Schreibens Maximilians I. vom 9. Oktober 1630 [Nr. 128], daraus hat sie die Verwunderung Maximilians entnommen, dass der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna (1583-1654) noch nicht auf seine Erklärung zum Einschluss  in den sechsjährigen Waffenstillstand geantwortet hat. Diese Hinhaltetaktik zeigt nur, wie verschlagen er ist. Die Schweden werden hoffentlich eines Tages über ihre Machenschaften stürzen. Gustav II. Adolf (1594-1632) hat in Pommern nicht so viel Kriegsglück wie früher. Die Kaiserlichen haben im Magdeburger Stift etliche vornehme Städte eingenommen. Da nun der Friede in Italien geschlossen ist, wird man Gustav Adolf effektiver bekämpfen können. U. Meyer hätte die Nachricht vom Frieden in Italien gerne Gustav Adolf persönlich überbracht. Der Krongroßkanzler Jakub Zadzik (1582-1642)  hat es dem schwedischen Kanzler Axel Oxenstierna (1583-1654) geschrieben. – Man erwartet am polnischen Hof gespannt, welche Beschlüsse auf dem kurfürstlichen Kollegialtag gefasst werden, auch, ob der Kaiser den in Reichsacht gefallenen Pfalzgrafen Friedrich V. (1596-1632) wieder in Gnaden aufgenommen hat. Die Tataren haben sich gesammelt, wurden aber, da man auf ihren Einfall vorbereitet war, bald zurückgeschlagen. Man hatte befürchtet, dass die „Wilden Kosaken“ sich wegen der griechischen Religion zu den Türken und Tataren schlagen werden. Der Feldhauptmann hat dem Großwesir Gazi Ekrem Hüsrev Pascha (gest. 1632) geschrieben und die Einhaltung des Friedens eingefordert; zudem angekreidet, dass die Osmanen ja nicht nur selbst den Frieden brechen, sondern auch andere zum Angriff auf die Krone Polen anstiften. Der Feldhauptmann versprach, dass der König die „Wilden Kosaken“ bestrafen wird. Der Wesir ordnete daraufhin umgehend an, dass die Tataren nicht mehr in die Krone Polen einfallen sollen, zur gleichen Zeit haben die Türken den Kosaken schweren Schaden zugefügt. Die Osmanen werden künftig dafür sorgen, dass die Tataren nicht mehr in die Krone Polen einfallen. Allerdings muss man schauen, wie lange das gutgehen wird. Aus Moskau hat Sigismund Nachricht, dass man dort Truppen Richtung Polen senden will, da die Moskowiter der Meinung sind, der König wolle sie angreifen. U. Meyer fügt hinzu, dass man leicht den Anstifter erraten kann. – Sie hofft, der König und seine Angehörigen werden auch weiter von der Pest behütet. Der König und die junge Herrschaft sind bei guter Gesundheit, sie befinden sich in Tykocin an einem gesunden und luftigen Ort, wo niemand Fremdes Einlass erhält. – In Warschau sterben noch immer viele Menschen an der Pest, auch sonst in Polen, in Krakau ist die Pest jetzt ebenfalls ausgebrochen, in Litauen auch in den Städten. Die Königin bedankt sich, dass Maximilian so eifrig Messen am Altar des Hl. Benno lesen lässt. U. Meyer hofft, die Pest endet bald, da sie nun schon so viele Jahre im Land grassiert. Die Königin hat die Pfeile, die in die Hirnschale des Hl. Sebastian gelegt werden sollen, in Augsburg bestellt, sie sollen dem Kurfürsten umgehend übersandt werden. Die Königin hat alle Pfeile, die sie besaß, ausgeteilt. Wegen des begehrten Pferds versichert U. Meyer, bisher viel Mühe aufgewendet zu haben, aber ohne Erfolg. U. Meyer richtet die Grüße des Königspaares und der jungen Herrschaft aus.

PS der Königin Konstanze: U. Meyer hat schon berichtet, wie es in Polen steht. Die Königin wünscht, dass der Kurfürstentag in Regensburg gute Beschlüsse fasst. Die königliche Familie ist bei guter Gesundheit. Die Königin bedankt sich, dass Maximilian so fleißig am Altar des Hl. Benno beten lässt. 

Nr. 131

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 20. November 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 143r-144v

Maximilian I. meldet den Empfang eines Schreibens U. Meyers vom 13. Oktober 1630 [Nr. 129] am 20. November 1630, welches ihm Johann Bielfeldt überbracht hat. Von diesem hat er auch den guten Gesundheitszustand der königlichen Familie mündlich vernommen. Hinsichtlich der Privatsachen Bielfeldts entspricht er der Bitte Sigismunds III. Die Zusammenkunft des Kaisers mit den Kurfürsten in Regensburg endete am 12. November  1630. Der italienische Friedensschluss ist von Ludwig XIII. von Frankreich (1601-1643) noch nicht ratifiziert worden, die Franzosen nähern sich derzeit erneut Stadt und Festung Casale unter dem Vorwand, dass die Spanier noch nicht aus Montferrat abgerückt sind. Die Aussöhnung mit dem geächteten Pfalzgrafen Friedrich (1596-1632) wurde in Regensburg nicht weiter erörtert. Allerdings wurden Mittel gegen Gustav II. Adolf (1589-1632) und seine Angriffe auf das Heilige Römische Reich veranlasst. Sigismund wird ohne Zweifel schon von anderer Quelle erfahren haben, wie Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim (1594-1632) mit Bundesvolk Herzog Franz Carl von Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg (1594-1660), einen Verbündeten Gustav Adolfs, geschlagen, die Stadt Ratzeburg eingenommen und den Herzog gefangengenommen hat. Maximilian bedankt sich für den Gruß des Königspaares und beauftragt U. Meyer mit der Entrichtung seiner Grüße an das Königspaar und die junge Herrschaft.

Nr. 132

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 19. Dezember 1630

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 151r-153r

Maximilian I. bestätigt den Empfang des Schreibens U. Meyers vom 9. Oktober 1630 [Nr. 128] am 12. Dezember 1630. Er hat daraus den guten Gesundheitszustand des Königspaares und der jungen Herrschaft verstanden, auch, dass Gott den Einfall der Tataren, Kosaken und der Moskowiter in die Krone Polen verhindert hat.  Er hofft, Gott wird auch in Zukunft die Krone Polen vor Angriffe der Feinde schützen und wird bald die Pest enden lassen, zumal die königliche Familie und Polen sich auf die Fürbitten des Hl. Benno und des Hl. Sebastian verlassen. Über den Ausgang des Kurfürstentages in Regensburg hat er bereits in seinem Schreiben vom 20. November 1630, das er Johann Bielfeldt mitgab, Bericht erstattet. Er hat in diesem Schreiben auch mittgeteilt, dass nach dem italienischen Friedenschluss zu Regensburg die Franzosen sich von neuem der Festung und Stadt Casale bemächtigt haben, weswegen die Zerschlagung des Friedensschlusses zu befürchten ist. Der Nuntius Pier Luigi Carafa (1581-1655) und andere streben einen Vergleich zwischen den Kriegsparteien an. Schwierigkeiten bereitet, dass Ludwig XIII. von Frankreich (1601-1643) behauptet, sein Gesandter Charles Brûlart Prieur de Léon (1572-1649) habe in Regensburg seine Kompetenzen überschritten. Dennoch hofft Maximilian auf die baldige Ratifikation des Vertrages. Johann T’Serclaes von Tilly (1559-1632) zieht gegen Gustav II. Adolf (1594-1632), Maximilian wartet auf Bericht von ihm. Gustav Adolf hat bei seinem Einfall in das Heilige Römische Reich ohne Zweifel auf die nichtkatholischen Fürsten und Stände gesetzt, Maximilian zweifelt aber, dass diese sich wegen eines ausländischen Potentaten der Gefahr der Reichsacht aussetzen. Zumal ist die Lage der Protestanten im Reich derzeit nicht besonders positiv, so dass sie keinen Krieg provozieren wollen. Wegen der Restitution der nach dem Vertrag von Passau eingezogenen geistlichen Güter wird man sich vergleichen. Dadurch wird der Mut Gustav Adolfs schwinden und er sich bald wieder aus dem Reich herausbegeben. Maximilian  bedankt sich wegen der Bemühungen wegen des von ihm begehrten Zuchthengsts und beauftragt U. Meyer mit der Ausrichtung seiner Grüße an die königliche Familie.

Nr. 133

Brief U. Meyer an Maximilian I.

Warschau, 30. Januar 1631

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 154r-155v

U. Meyer entschuldigt sich für ihr langes Schweigen, sie war durch eine Augenkrankheit verhindert und die Ärzte hatten ihr das Schreiben verboten. Die Königin ist gut in Warschau angekommen, nachdem sie sich wegen der Pest 13 Wochen zu Tykocin aufgehalten hat. Der Reichstag wurde wegen der Seuche wieder um drei Wochen verschoben. Jetzt hat die Pest stark nachgelassen. Die Königin kam am 25. Januar 1631 in Warschau an, die vier jüngeren Prinzen wurden nach Osieck geschickt, Prinz Władysław und die Prinzessin kamen mit der Königin nach Warschau. Der Prinz wohnt im Schloss in Warschau, die Prinzessin in Ujazdów. Gestern hat der Reichstag begonnen, U. Meyer hofft auf gute Beschlüsse. Gustav II. Adolf (1594-1632) hat viel Kriegsglück in Pommern und in Schlesien. U. Meyer richtet die Grüße des Königs an das Kurfürstenpaar aus. Der König bittet, Maximilian soll helfen, dass Gustav Adolf nicht so weit in Schlesien einfallen kann. U. Meyer beendet das Schreiben wegen der Augen.

Nr. 134

Brief U. Meyers an Maximilian I.

Warschau, 15. Februar 1631

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 158r-159v

Durch Schreiben des Kaisers in bekannt, dass die Braut König Ferdinand von Ungarn, Kroatien und Böhmen (1608-1657), Maria Anna von Spanien (1606-1646)1 , am 24. Februar 1631 erwartet wird. Daher schickt die Königin ihren Kammerdiener mit Gratulationsschreiben, da sie nicht selbst an dieser feierlichen Hochzeit teilnehmen kann, aber auch keinen Gesandten schicken kann, da man zu kurzfristig vom Termin der Hochzeit erfahren hat. Die Königin bedauert, der Hochzeit nicht persönlich beiwohnen zu können. Der Reichstag schreitet nur langsam voran, da die vornehmen Adeligen noch nicht angereist sind. Die jetzt anwesenden Senatoren haben aber die Elektion des Prinzen Właysławs gutgeheißen, aber in der Landbotenstube wurde darüber noch nicht verhandelt, weil viele Landboten noch nicht angereist sind. Das Königspaar und Prinz Właysław erfreuen sich guter Gesundheit. U. Meyer befürchtet, dass durch die große Menge an Volk die Pest wieder anfachen könnte.

PS der Königin Konstanze: Die Königin entschuldigt sich, dass sie nicht selbst schreibt, da sie ihren Kammerdiener wegen der Hochzeit rasch abfertigen musste. Sie bedauert, dass sie nicht in Person teilnehmen kann, um Kaiser und dem Kurfürsten aufzuwarten.

1 Übergabe der Braut in Triest: 26. Januar 1631; Hochzeit: 26. Februar 1631 in der Augustinerkirche in Wien.

Nr. 135

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 16. März 1631

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 162r-166r

Maximilian I. bestätigt den Empfang des Schreibens U. Meyers vom 30. Januar 1631 [Nr. 133] am 6. März 1631; dieses Schreiben kam ihm über Wien in einem Kuvert des  Nikolaus Nusser von Nusseck zu. Er hat daraus verstanden, dass die Pest in Warschau nachgelassen hat, dass das Königspaar wieder zusammen mit der jungen Herrschaft in Warschau residiert und dass der Reichstag einen guten Anfang genommen hat. Maximilian hofft, dass Polen und die königliche Familie von der Pest verschont bleiben, auch die Reichstagsverhandlungen zu einem guten Abschluss kommen, worum er Gott bittet. Der Feldzug Gustav II. Adolfs (1594-1632) in Pommern erweckt bei allen Feinden der Katholiken großes Frohlocken und Hoffnungen. Gustav Adolf wird voraussichtlich weiter in Schlesien einfallen oder sich gegen Magdeburg wenden, um die Stadt zu entsetzen. Das kaiserliche Kriegsvolk in Pommern ist zu schwach, um etwas Wirksames zu unternehmen. Johann T’Serclaes von Tilly (1559-1632) führt dem kaiserlichen Volk ein starkes Hilfsheer nach Frankfurt an der Oder zu und hat Gustav Adolf von der Belagerung Landsbergs an der Warthe/Gorzów Wielkopolski abgetrieben. Gustav Adolf hat sich wieder nach Pommern zurückbegeben, die Erbländer des Kaisers sind fürs erste vom Einfall des Feindes verschont geblieben. Gustav Adolf ist jetzt in Stettin/Szczecin, er will weiter nach Hamburg ziehen, um von dort den Entsatz Magdeburgs ins Werk zu richten. Es eilt ihm aber der Feldmarschall Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim (1594-1632), welcher vor Magdeburg das Kommando führt, zusammen mit Tilly mit großen Kriegsvolk entgegen. Gustav Adolf hat überall im Heiligen Römischen Reich, wo er bisher hingekommen ist, einen großen Zulauf gehabt, während Tilly überall Ablehnung erfährt. Maximilian versichert, dass es auch im Interesse Sigismunds liegt, Gustav Adolf möglichst zeitig zu schlagen, denn dadurch fehlen ihm künftig die Mittel, Polen anzugreifen. Gustav Adolf setzt viel Hoffnung auf den Konvent, den die evangelischen Kurfürsten und Stände in Leipzig halten, und er bemüht sich sehr, den Konvent – und vor allem die Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656) und Georg Wilhelm von Brandenburg (1595-1640) auf seine Seiten zu bringen. Maximilian hofft, dass beide Kurfürsten dem Kaiser nicht die Treue brechen. Gustav Adolf hat einen Vertrag mit Frankreich geschlossen, zudem mit Karl I. von England (1600-1649) vereinbart, dass dieser ihm 15.000 Mann zukommen lässt. Auch soll Graf Wilhelm von Nassau-Siegen (1592-1642) mit einem großen Kriegsvolk aus den Diensten der Holländer abgedankt werden, sich unter schwedische Herrschaft stellen, zu den englischen Truppen stoßen und sich dann mit den Truppen Gustav Adolfs vereinigen. Maximilian versichert, er und die anderen katholischen Kurfürsten werden dem Kaiser treu zur Seite stehen, um die Feinde des Katholizismus zu besiegen. Er vertraut dabei auf Gottes Beistand. Zum italienischen Kriegswesens muss Maximilian melden, dass der zu Regensburg verhandelte Frieden noch immer nicht ratifiziert ist, denn Ludwig XIII. von Frankreich (1601-1643) hat Bedenken gegen ihn angemeldet. Maximilian hofft, der Friede wird rasch ratifiziert, damit der Kaiser das in Italien stehende Kriegsvolk gegen Gustav Adolf führen kann. Maximilian bittet U. Meyer, sie soll ihn und seine Gemahlin dem Königspaar empfehlen und der jungen Herrschaft einen freundlichen Gruß ausrichten. 

Es folgt ein aufgeklebter Zettel, auf dem vermerkt ist, was der Oberstallmeister Friedrich Rudolf von Fürstenberg-Mößkirch (1602-1566) befohlen hat, in den Brief an U. Meyer hineinzuschreiben: Es soll nachgefragt werden, welche Fortschritte der Instrumentalist André Siber (gest. 1646) macht, welche Unkosten er bisher verursacht hat, wie viel Geld er zukünftig braucht und wie das von U. Meyer bisher für ihn ausgelegte Geld an sie zurückerstattet werden soll.

Nr. 136

Brief U. Meyers an Maximilian I.

Warschau, 5. April 1631

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 169r-172v

Die gesamte königliche Familie befindet sich bei bester Gesundheit. Es ist verwunderlich, dass Sigismund III. nach so großer Mühe, die er auf dem Sejm anwandte, bei so guter Gesundheit ist, zudem er noch täglich mit Richten und Audienzen beschäftigt war. Es ist viel Gutes auf dem Sejm beschlossen und nichts aufgeschoben worden. Zwei Jahre wurde kein ordentlicher Sejm ausgerichtet. Darum hat man zwei Tage länger verhandelt als die veranschlagten sechs Wochen und der König saß die letzten drei Tage bis Mitternacht im Rat, um den Reichstagsschluss zustande zu bringen. Der König hätte es gerne gesehen, wenn die Wahl des Prinzen Władysław beschlossen worden wäre, aber der einfache Adel wollte das nicht gewähren, da er dies als Einschränkung seiner Freiheiten wahrnimmt. Die Senatoren und die Landboten aber dankten Sigismund für so viel Fürsorge und baten, der König solle im Sommer Landtage ausschreiben, auf denen dem einfachen Adel dargelegt werden soll, dass seine Freiheiten durch die Wahl nicht eingeschränkt werden. Wegen der Münze hat der König eine Zusammenkunft auf Martini  bewilligt, obgleich er gerne gesehen hätte, dass diese Angelegenheit auf diesem Reichstag verhandelt wird. Der Adel wollte die Vorschläge des Königs nicht gutgeheißen, da er der Meinung ist, hinterher weniger Geld zu haben. – Die Pest hat ganz nachgelassen, die Königin und ihr ganzer Hof haben oft die Fürbitte des Hl. Benno gespürt. Die Prinzen sind noch in Osieck, sollen aber zu den Osterfeiertagen nach Warschau kommen, worauf sie sich sehr freuen. Das Königspaar bedankt sich für die Grüße des Kurfürsten. Die Königin freut sich, dass die Hochzeit des Königs Ferdinand von Ungarn, Kroatien und Böhmen (1608-1657) mit Maria Anna von Spanien (1606-1646) abgehalten wurde. Die fromme Königin wird froh sein, nach ihrer 15 Monate andauernden Reise an den gewünschten Ort angekommen zu sein. – In Ungarn hat der Fürst von Siebenbürgen, Georg I. Rákóczi (1593-1648) das kaiserliche Kriegsvolk geschlagen. Da man hörte, dass vier vornehme ungarische Herren nach der Schlacht zu Rákóczi übergelaufen sind, befürchtet Sigismund, dass Rákóczi sich nach Schlesien begeben wird. Die Schlesier sollen mit großem Verlangen auf Gustav II. Adolf (1594-1632) warten. Rákóczi und sein Anhang sollen durch die Tatsache verärgert sein, dass der Palatin den Gesandten Rákóczis an den Kaiserhof festgehalten hat. U. Meyer hofft auf Gottes Beistand, dass Gustav Adolf nicht in Schlesien einfällt.

PS der Königin Konstanze: Die Königin entschuldigt sich, dass sie nicht selbst schreibt, sie beruft sich auf das Schreiben U. Meyers. Konstanze freut sich, dass der Kaiser gesund ist und die königliche Hochzeit gut abgelaufen ist, denn die fromme Königin hat viel ausstehen müssen.

Nr. 137

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 9. Mai 1631

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 175r-177r

Maximilian I. bestätigt den Empfang eines Schreibens U. Meyers vom 5. April 1631 [Nr. 136], woraus er neben dem guten Gesundheitszustand der königlichen Familie verstanden hat, dass die Pest in Polen ganz nachgelassen hat und der Sejm Beschlüsse im Sinne Sigismunds III. fasste. Für dies alles sagt er Gott Dank. Maximilian hofft, dass die bevorstehende Wahl des Prinzen Władysław zum Nachfolger Sigismunds III. ebenso glücklich verlaufen wird. Dass die Wahl nicht schon längst erfolgt ist, führt Maximilian einerseits auf den Unverstand des gemeinen polnischen Adels zurück, andererseits auf das Wirken Gustav II. Adolfs (1594-1632), der es darauf abgesehen hat, die Wahl mit allen Mitteln zu verhindern. Denn obgleich er sich derzeit vor allem im Heiligen Römischen Reich kriegerisch betätigt, so liegt es klar auf der Hand, dass das Hauptziel seiner Anstrengungen Polen ist. Der Waffenstillstand mit Sigismund wird von Gustav Adolf dazu benutzt, Vorbereitungen zu treffen, um nach dessen Ende mithilfe der „Ketzer“ Polen umso mächtiger anzugreifen. Maximilian ist sich sicher, dass Sigismund dies bewusst ist. In Warschau wird man bestimmt gute Kenntnis haben, wie die Eroberung der Stadt Frankfurt an der Oder abgelaufen ist und wie es derzeit mit dem Kriegswesen im Heiligen Römischen Reich steht. Schlesien und andere Erblande des Kaisers sind in höchster Gefahr, da der Kaiserhof nicht die geeigneten Gegenmittel ergreift, den Feind zurückzudrängen. Obwohl der Graf von Johann T’Serclaes von Tilly (1559-1632) nach der Eroberung Neu-Brandenburgs Gustav Adolf zu einer Schlacht drängen wollte, hat dieser sich der Schlacht nicht gestellt. Nach Abschluss des Leipziger Konvents betreiben die protestantischen Stände allerorts Werbungen und weigern sich, dem kaiserlichen oder dem Bundesvolk weiterhin Kontributionen zu zahlen oder Naturalien zu liefern. Über das Meer sind englische Truppen unterwegs, die mit den Holländern, Gustav Adolf und dessen Anhängern gegen die katholischen Kurfürsten und Stände ziehen werden. Der katholische Bund unterlässt nichts, die notwendige Verteidigung vorzubereiten. Maximilian zweifelt nicht daran, dass auch Sigismund notwendige Vorbereitungen trifft, die katholischen Stände im Heiligen Römischen Reich bei Bedarf zu unterstützen. – Die Deputierten haben mittlerweile den in Regensburg ausgehandelten italienischen Frieden unterschrieben, allerdings machen nun die Spanier Schwierigkeiten, so dass das kaiserliche Kriegsvolk weiterhin in Italien benötigt wird. Der Kaiser hat dennoch  beschlossen, einen Teil des Kriegsvolks aus Italien abzuziehen, etliche Truppen sind bereits im Schwäbischen Kreis angekommen, aber die nichtkatholischen Stände verweigern ihnen Quartiere und Nahrung. Maximilian bestätigt, dass sich, wie U. Meyer vermutete, in Ungarn um den Siebenbürgischen Fürsten Georg I. Rákóczi (1593-1648) etwas Gefährliches zusammenbraut. Würde Gustav Adolf in Schlesien einfallen, zweifelt Maximilian, dass der Kaiser in der Lage wäre, seine Lande zu verteidigen. Sollte es zwischen katholischen und protestantischen Ständen zu einem offenen Bruch kommen, benötigten die katholischen Stände zudem die Bundarmee zu ihrer eigenen Verteidigung, so dass der Kaiser nicht mehr auf diese zurückgreifen könne. Maximilian bedankt sich für den Gruß des Königspaares und bittet um die Ausrichtung seiner Grüße an die königliche Familie.

Nr. 138

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 1. Juni 1631

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 179v-179v

Maximilian I. gibt weiter, was er von der Eroberung der Stadt Magdeburg durch den Grafen Johann T’Serclaes von Tilly (1559-1632) erfahren hat, weitere Details wird der Königshof ohne Zweifel aus anderer Quelle erhalten haben. Die protestantischen  Stände rüsten stark zum Krieg, der Kaiser und die katholischen Kurfürsten und Stände treffen nötige Gegenmaßnahmen, die auf dem Bundestag in Dinkelsbühl beschlossen worden sind. Letztlich bleibt aber nur, Gottes Beistand zu erbitten. Am Inkrafttreten des italienischen Friedens kann nun nicht mehr gezweifelt werden. Dies könnte die protestantischen Stände und Gustav II. Adolf wankelmütig machen, ihre geplanten Angriffe auf das Heilige Römische Reich tatsächlich auszuführen.  

Nr. 139

Brief U. Meyers an Maximilian I.

Ujazdów, 13. Juli 1631

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 184r-186v

U. Meyer berichtet ausführlich vom Tod der Königin Konstanze, die am 10. Juli 1631 um 4:30 Uhr nachts gestorben ist. Die Königin litt schon in den Wochen davor an einem starken Katar, der aber schon abgeklungen war. Sie beklagte sich über steten Durst, da aber jeder wegen der großen Hitze Durst hatte, verwunderte man sich nicht darüber. Die Königin nahm auch an der Fronleichnamsprozession teil, die eine weite Strecke zurücklegt, obwohl Sigismund III. dies nicht gerne gestattete. Sie schritt den Weg trotz ihrer Leibesfülle ab, was ihr sehr beschwerlich war. Als sie auf ihr Zimmer kam, fühlte sie sich müde und hatte großen Durst, aber obwohl sie viel trank, kühlte sie sich nicht ab, konnte auch in der Nacht nicht gut schlafen. Am Oktavtag  ging die Königin wieder mit der Prozession mit, obgleich der König es wieder ungern gestattete. Sie hörte sich alle vier gesungenen Evangelien stehend an, obwohl die Hitze sehr groß war. Als die Königin auf ihr Zimmer kam, war sie so matt, dass sie nicht mehr sprechen konnte, sie konnte auch nicht schlafen, aber essen. Sie äußerte Angst um ihr Herz und wurde ganz schwermütig. Bis einen Tag vor ihrem Tod lag die Königin andauernd, nur zu den Mahlzeiten stand sie auf. In der letzten Nacht wurde sie um 3 Uhr in der Nacht ganz still, ihr Puls war schwach und sie gab auch keine Antwort mehr. Da man merkte, dass sie bald sterben wird, schrie man ihr den Namen „Jesus“ ins Ohr, die Königin gab noch ein Lebenszeichen von sich, überlebte aber keine drei Vaterunser. Die Doktoren und andere gaben der vielen Bewegung bei der Hitze die Schuld am Tod. Ihre Lunge war ganz schwarz und verdorben. Die Doktoren sagten, dass eine Rettung der Königin unmöglich gewesen sei. U. Meyer kann nicht in Worten ausdrücken, wie sehr der Tod der Königin den König, die junge Herrschaft, die Diener und die Untertanen betrübt. Sie richtet die Grüße der jungen Herrschaft an den Kurfürsten aus, die vier Prinzen bitten um den Schutz des Kurfürsten, die Prinzessin besonders um den Schutz der Kurfürstin. Da der König einen Kammerdiener mit der Todesnachricht an den Kurfürsten sendet, bleibt U. Meyer wenig Zeit zum Schreiben.

Nr. 140

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 14. Juli 1631 – Datum wohl verschrieben für 14. August 1631

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 188r-190v

Maximilian I. bestätigt den Empfang des Schreibens U. Meyers vom 13. Juli 1631 [Nr. 139], welches ihm der von Sigismund III. abgesandte Kammerdiener am 6. Juli 1631 ausgehändigt hat. Er hat daraus sehr betrübt das Ableben der Königin Konstanze verstanden. Maximilian kann nur erahnen, was der Verlust für Sigismund III. und dessen Kinder bedeutet. Er drückt auch im Namen seiner Gemahlin sein Mitleid aus und ist sich sicher, dass Konstanzes frommes und tugendreiches Leben mit ewigem Frieden und Seligkeit belohnt wird. Die königliche Familie und die Krone Polen werden an ihr eine wichtige Fürbitterin haben. – Über das Kriegswesen im Heiligen Römischen Reich wird Sigismund III. ohne Zweifel gut unterrichtet sein. Da die protestantischen Kurfürsten und Stände starke Kriegsrüstungen vornehmen, sind bald Kampfhandlungen zu erwarten. Der auf dem Regensburger Kurfürstentag verhandelte italienische Frieden ist nun in Kraft getreten, Charles de Gonzague duc de Nevers (1580-1637) ist vom Kaiser die Investitur über Mantua und Montferrat erteilt worden, der größte der der kaiserlichen Truppen wurde aus Italien nach Schwaben herausgeführt. Der Generalfeldwachtmeister Graf Egon von Fürstenberg (1588-1635) hat begonnen, das kaiserliche Mandat, welches den protestantischen Ständen Kriegsvorbereitungen untersagt, zu vollstrecken. Maximilian hofft, dass das Herzogtum Württemberg und alle weiteren protestantischen Stände im Schwäbischen Kreis wieder zur Treue zum Kaiser zurückkehren. Im Fränkischen Kreis hat bereits die Abdankung des neuangeworbenen Volks begonnen, nur der Landgraf Wilhelm V. von Hessen (1602-1637) beharrt noch in seiner Gegnerschaft und setzt auf die Hilfe der Holländer, obwohl Graf Johann T’Serclaes von Tilly (1559-1632) mit seiner Armee bereits an der hessischen Grenze angelangt ist. Gustav II. Adolf (1594-1632) hat mit seinen Truppen vollkommen unerwartet bei Tangermünde über die Elbe übergesetzt, Maximilian hofft auf Tilly. Der Landgraf von Hessen verwickelt unterdessen die benachbarten katholischen Stände immer wieder in Scharmützel, Egon von Fürstenberg zieht gegen Hessen, um den Landgrafen zum Gehorsam gegenüber dem Kaiser und zur Abdankung seines Kriegsvolkes zu bewegen. Kursachsen hat zwar auch ein ansehnliches Kriegsvolk zusammengebracht, dass aber lediglich der Verteidigung des Landes dient. Maximilian hofft, dass Kursachsen sein Volk nicht mit dem schwedischen Volk gegen den Kaiser und die katholischen Stände vereinigen wird. Kursachsen wird sich am Frankfurter Kompositionstag beteiligen, auf dem katholische und protestantische Stände miteinander verhandeln, da es mehr zum Frieden als zum Krieg neigt. – Maximilian bedankt sich für die Grüße des Königs, bittet um Ausrichtung seines Grußes an den König und die junge Herrschaft.

Nr. 141

Brief U. Meyers an Maximilian I.

Ujazdów, 22. September 1631

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 196r-198v

U. Meyer bestätigt den Empfang eines Schreibens Maximilians I. vom 14. August 1631 [Nr. 140]. Aus ihm hat sie verstanden, in welche Betrübnis die Nachricht vom Tod der Königin das Kurfürstenpaar gestürzt hat. Für Sigismund III. ist der Tod sehr schmerzlich, da er viele Jahre mit seiner Gemahlin gelebt hat, aber er nimmt den Schicksalsschlag gottesfürchtig an. Die junge Herrschaft ist täglich trauriger. Der König bittet, Maximilian wolle weiterhin künftig gute Korrespondenz halten. – Die Nachrichten vom Kriegswesen im Heiligen Römischen Reich, die der Kurfürst zugesandt hat, haben Sigismund erfreut, denn der König hat derlei Nachrichten von anderen Orten nicht bzw. nicht so ordentlich. Wenn Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656) auf die Seite des Kaisers überwechselt, werden die anderen protestantischen Stände nicht mehr viel ausrichten können. Derzeit verbreitet sich das Gerücht, dass Johann T’Serclaes von Tilly (1559-1632) Gustav II. Adolf (1594-1632) besiegt hat, U. Meyer bittet um Bestätigung. – Die Pest ist wieder an etlichen Orten ausgebrochen, auch in Warschau, aber viele Tage ist niemand daran gestorben, bis jetzt mehrere Bernhardinermönche, die zur Leibwache bei der Königin verordnet waren, im Kloster gestorben sind. Wahrscheinlich wird der König sich von Warschau wegbegeben. – Es gibt die Nachricht, dass die Moskowiter auf Anstiftung aber auch mit Hilfe der Holländer und Gustav Adolfs sich zum Krieg gegen die Krone Polen rüsten. Um diesen Krieg zu verhindern, hat Sigismund den Kaiser gebeten, eine Botschaft nach Moskau zu senden, der sie vom Krieg abbringen soll, denn in Polen ist man jetzt gar nicht zum Krieg gerüstet. Der König lässt das Kurfürstenpaar grüßen, die vier Prinzen und die Prinzessin lassen sich beim Kurfürstenpaar empfehlen. Die ganze Krone Polen trauert um die Königin, vor allem aber die Prinzessin.

Nr. 142

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 30. Oktober 1631

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 200v-202v

Anmerkung: Das Schreiben soll nicht mit dem kaiserlichen Kurier verschickt werden, sondern dem Kammerdieners Johannes (Johann) Stizl (auch: Stuzl, Stückl, Stücklin)  durch Nikolaus Nusser von Nusseck überbracht werden.

Maximilian I. bestätigt den Empfang des Schreibens U. Meyers vom 22. September 1631 [Nr. 141] am 23. Oktober 1631, er hat daraus den guten Gesundheitszustand des Königs und seiner Kinder verstanden, auch wenn sie den Verlust der Königin Konstanze immer schmerzlicher empfinden. Er erinnert, dass die Heimsuchungen Gottes mit Geduld zu ertragen sind. Maximilian bedankt sich bei U. Meyer für das Ausrichten seiner Kondolenz beim König und dessen Kinder und hofft, die Korrespondenz möge auch weiterhin bestehen bleiben, wofür er selbst alles, was in seiner Macht steht, tun wird.  – Maximilian berichtet über die Niederlage des Grafen Johann T’Serclaes von Tilly (1559-1632) und der ihm unterstehenden kaiserlichen Truppen und der Bundesarmee bei Leipzig (Schlacht bei Breitenfeld), bei der ein Großteil der Truppen zu Grunde gegangen ist. Durch die Vereinigung der Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656) und Georg Wilhelm von Brandenburg (1595-1640) mit Gustav II. Adolf (1594-1632) sind Kaiser und katholische Stände in eine gefährliche Lage geraten. Tilly hat sich nach Halberstadt und Wolfenbüttel begeben, um dort sein übriggebliebenes Volk zu sammeln, die Reste seines Volkes wird er an der Weser mit dem Bundesvolk vereinigen. Inzwischen hat Gustav Adolf Erfurt erobert, ist von dort durch den Thüringer Wald nach Franken gezogen, hat die Würzburgische Festung Königshofen eingenommen und ist danach nach Würzburg gezogen. Die Stadt hat sich kampflos ergeben, die Festung aber, obgleich nur mit wenig Kriegsvolk besetzt, hat sich tapfer gewehrt, ist aber letztlich von den Schweden unter großen Verlusten im Sturm erobert worden. Tilly nahm zunächst an, er könne das Schloss wieder zurückerobern, doch der Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel (1602-1637) hat  ihm den Weg versperrt. Tilly war daher gezwungen, einen weiten Umweg durch das Stift Paderborn zu nehmen. Der Herzog Karl IV. von Lothringen (1604-1675) konnte in der Zwischenzeit 15.000 Mann über den Rhein nach Worms bringen. Alle Armeen haben sich in und um Aschaffenburg vereinigt und Tilly zieht nun mit mindestens 40.000 Mann nach Franken gegen Gustav Adolf. Maximilian hofft auf den Beistand Gottes und darauf, dass Gustav Adolf noch vor Einbruch des Winters aus dem Heiligen Römischen Reich verdrängt werden kann. Schlimm ist, dass Gustav Adolf von allen Nichtkatholiken im Reich mit Jubel begrüßt wird. Maximilian versichert, dass Kaiser und katholischen Stände nichts unterlassen, was zur Verteidigung des Katholizismus notwendig ist. Wenn die Holländer Gustav Adolf allerdings 10.000 Mann überlassen, so wird der Feind übermächtig. Sigismund III. muss daran gelegen sein, Gustav Adolf im Heiligen Römischen Reich nicht zu mächtig werden zu lassen, denn dieser wird sich bei der ersten Gelegenheit gegen Polen wenden. Auch wird Gustav Adolf stets andere Feinde anstacheln, Polen anzugreifen, vor allem Moskowiter, Tartaren und Osmanen. Maximilian versichert, Sigismund III. hat genug Zeit, notwendige Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Maximilian bedauert, dass die Pest wieder in Polen ausgebrochen ist, er bittet zu Gott, dass sie bald aufhören wird. Er bittet U. Meyer, sie soll seine und seiner Gemahlin Grüße beim König und der jungen Herrschaft ausrichten.

Einfügung von Maximilian I.: Er bittet U. Meyer, sie soll ihm vom Fortschritt des Instrumentalist André Siber (gest. 1646) berichten, auch, wie wieviel Geld er auf welchem Weg nach Polen senden soll, um seine Ausbildung zu finanzieren.

Nr. 143

Brief U. Meyers an Maximilian I.

Warschau, 1. Mai 1632

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 207r-210v

U. Meyer berichtet, dass das königliche Haus erneut durch einen Todfall betrübt wurde, indem König Sigismund III. gestorben ist. Nach dem Tod der Königin war Sigismund kaum gesund gewesen, in letzter Zeit hatte sich sein Zustand gebessert, so dass die Ärzte hofften, seine Gesundheit werde im Frühling wieder hergestellt sein. Der König sagte aber oft seit dem Tod der Königin, er werde nicht mehr lange leben. Der König wollte mit der Leiche Konstanzes selbst nach Krakau reisen. Am vergangenen Samstag wachte der König in der Nacht auf und war im Gesicht ganz blau. Die Ärzte diagnostizierten einen leichten Schlaganfall, der nicht lebensgefährlich sei. Als der König am Morgen gebeichtet und die Kommunion empfangen hatte, war sein Puls noch gut; niemand, der ihn sah, hätte gedacht, dass er bald sterben könnte, die folgende Nacht war aber schlecht. Der König empfing am Dienstag die Heilige Ölung, ließ die Senatoren zu sich kommen, empfahl ihnen seine Kinder und sein Testament an, besonders auch die Prinzessin, und befahl, dass die Prinzessin mit keinem lutherischen Fürsten verheiratet werden soll. U. Meyer beschreibt ausführlich den Gesundheitszustand des Königs mit seinen Veränderungen. Am kommenden Tag forderte der König die Senatoren zu sich und rief den Prinzen Władysław zum Erbkönig in Schweden und die anderen drei Prinzen und die Prinzessin zu Miterben aus, der König segnete seine Kinder, die Senatoren und das ganze Reich. Sigismund tat sich zu dieser Zeit schon sehr schwer mit dem Sprechen. Es wurde zum  päpstlichen Nuntius Onorato Visconti (ca. 1585-1645) für die Segnung geschickt. In der Nacht verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Königs zusehends, der Nuntius kam am nächsten Tag zu Sigismund und erteilte die Benediktion, der König war dabei bei gutem Verstand, sein Beichtvater unterstützte ihn bei den Zeremonien. Um drei Uhr starb Sigismund III. und hinterließ das königliche Haus in großer Betrübnis. In vier Monaten soll die Wahl des Prinzen Władysław zum König abgehalten werden. Die vier Prinzen und die Prinzessin hoffen, der Kurfürst wolle sie in ihrem Waisenstand nicht verlassen. U. Meyer entschuldigt sich für die Länge des Schreibens.

Nr. 144

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

Hauptquartier Schwandorf, 17. Juli 1632

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 236r-237r

Maximilian I. bestätigt den Empfang eines Schreibens U. Meyers vom 1. Mai 1632 [Nr. 143] und hat daraus vernommen, dass Gott König Sigismund III. zu sich heimgeholt hat (am 30. April 1632). In den jetzigen Zeiten ist dies umso mehr zu bedauern, da der König eine besondere Stütze des Katholizismus war. Für das Königreich Polen und die junge Herrschaft ist der Verlust unermesslich, doch man muss ihn mit christlicher Geduld annehmen. Maximilian versichert, dass er nicht nur wegen der nahen Verwandtschaft, sondern auch wegen seiner innigen Zuneigung zu der jungen Herrschaft dieser stets zu Seite stehen wird. Maximilian vermutet, man wird am Königshof schon von dem Eindringen Gustav II. Adolfs (1594-1632) in Bayern wissen. Das ganze Land zwischen Donau und Iller ist verwüstet worden, alle Flecken, Städte, Märkte und Schlösser in Schutt und Asche gelegt, auch die beiden Hauptstädte München und Landshut gebrandschatzt, seine Residenzen verwüstet und ausgeplündert, zudem 42 geistliche und weltliche Personen aus München als Geiseln genommen, bis die Summe von 400.000 Reichstalern aufgebracht ist. Die Schweden haben München verlassen, als sie alle Lebensmittel aufgebraucht haben. Der Obrist von Rosen wird über das Kriegswesen im Heiligen Römischen Reich genauer berichten, auch darüber, an welchem Orten sich die Kurfürstin und andere fürstliche Personen sich derzeit aufhalten. Maximilian hofft, dass Gott bald helfen wird, den Feind aus dem Land zu vertreiben, um die Mühseligkeit, die die katholischen Stände auf sich nahmen, zu vergelten.

Nr. 145

Brief U. Meyers an Maximilian I.

Warschau, 21. November 1632

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 242r-243v

U. Meyer berichtet, die Wahl des Prinzen Władysław ist ohne Zwischenfall erfolgt, er wurde einstimmig zum König gewählt und auf den Thron seines Vaters gesetzt. Der Wahlsejm hat bis in die siebente Woche angedauert, weil die Wähler so viele Neuerungen durchsetzen wollten, dass man sich nicht vergleichen konnte. So wurde alles auf den Sejm nach der Krönung verschoben. – Am 8. Januar 1633 erfolgte von Warschau der Aufbruch mit den beiden königlichen Leichen, das königliche Begräbnis wird am 24. Februar [?] 1633 stattfinden, die Krönung am Sonntag danach, darauf beginnt der Sejm, der acht Wochen währen wird. Nach dem Ende des Sejms wird der König sich nach Litauen begeben, denn die Moskowiter rüsten sich schon stark zum Krieg. Das östlich von Smolensk gelegene Dorogobuž wird von ihnen schon belagert, von dort werden sie nach Litauen ziehen. Man muss dem Feind rechtzeitig entgegenziehen, der Waffenstillstand läuft zwar erst nach St. Johannes aus, aber die Moskowiter warten diesen Termin nicht ab. Smolensk lassen die Moskowiter beiseite liegen, da sie wissen, dass diese Stadt stark befestigt ist und von ihnen nicht eingenommen werden kann. Die Moskowiter wurden von Gustav II. Adolf (1594-1632) gegen die Krone Polen aufgewiegelt, damit sie dem Kaiser nicht zu Hilfe kommen kann. Die drei Prinzen und die Prinzessin sind bei guter Gesundheit und lassen Maximilian grüßen. Der Instrumentist Andre Siber (gest. 1646), der zur Vervollkommnung seiner Posaunenkunst nach Polen geschickt wurde, verbessert sich zusehends, sagt aber, ihm stünde es zukünftig frei zu dienen, wo er wolle.

Nr. 146

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

Braunau, 27. Dezember 1632

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 253r-255r

Maximilian I. bestätigt den Empfang eines Schreibens U. Meyers vom 21. November 1632 [Nr. 145], indem sie ihm über die Wahl Władysław IV. zum polnischen König berichtet. Maximilian hat auch verstanden, dass die Krönung am 30. Januar 1633 stattfinden soll und dass Władysław Maximilian einlädt, sich am Begräbnis Sigismunds III. und an seiner Krönung durch einen offiziellen Gesandten vertreten zu lassen. Maximilian hat seinen Kämmerer und Obersten Stallmeister, Friedrich Rudolf von Fürstenberg-Mößkirch (1602-1566), mit dieser Aufgabe betraut und nach Polen abgesandt. Maximilian hat ungern vernommen, dass die Moskowiter sich so stark zum Krieg gegen die Krone Polen rüsten. Er zweifelt nicht, dass Władysław geeignete Gegenmaßnahmen ergreift, zumal Gustav II. Adolf (1594-1632) hinter diesen Kriegsvorbereitungen steckt. Maximilian bedankt sich für die Grüße des Königs, der Prinzen und der Prinzessin, ihr guter Gesundheitszustand hat ihn erfreut. Er selbst ist auch gesund, aber seine Gemahlin hat seit letzter Nacht Fieber, er hofft, dass ihre Gesundheit mit Gottes Hilfe und der der Mediziner bald wieder hergestellt ist. Der Gesandte Fürstenberg wird ausführlicher über den Zustand im Heiligen Römischen Reich berichten. Maximilian bringt in scharfen Worten seine Verwunderung zum Ausdruck, dass der Instrumentalist Andre Siber (gest. 1646), den er zur Weiterbildung seiner musikalischen Fähigkeiten nach Polen geschickt hat, äußerte, er sei ihm, Maximilian, nichts schuldig. Maximilian erinnert, dass er, als er Siber nach Polen schickte, bat, man möchte ihm schreiben, wie er das Geld für Sibers Unterhalt zurückerstatten soll. Obgleich er nie wieder etwas von der Sache hörte, zweifelte er nicht, dass er den Unterhalt Sibers übernimmt. Maximilian will nun wissen, wie Siber seinen Unterhalt bestritt, da er nicht glaubt, dass Siber Bezahlung erhielt, dass ihm jemand etwas umsonst gegeben hat oder dass er Kredit bekommen hat, es sei denn, auf seinen, Maximilians, Namen. Er wünscht von U. Meyer ausführlichen Bericht in der Sache. Maximilian hat auch seinen Gesandten angewiesen, Siber zur Rückkehr nach München zu bewegen oder, falls er ausgelernt hat, ihn bei seiner Rückreise mitzunehmen. Wegen der Unsicherheit der Straßen durch das Kriegsvolk wird Maximilian seinem Gesandten nicht viel Bargeld mitgeben, sondern auf Krakau Wechsel aufnehmen. Wenn der Gesandte Bargeld braucht, bitter Maximilian U. Meyer, ihm bei der Vermittlung mit den Krakauer Handelsleuten behilflich zu sein. Das Geld wird draußen an dem Ort, den U. Meyer angibt, zurückbezahlt.

Nr. 147

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyers

31. März 1633, Braunau

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 288r-291v [kein Foto, im Archiv transkribiert]

Maximilian I. bestätigt den Empfang eines Schreibens U. Meyers vom 23. Februar 1633 [nicht überliefert] am 26. März 1633. Er hat aus dem Schreiben und aus dem mündlichen Bericht seines Gesandten Friedrich Rudolf von Fürstenberg-Mößkirch (1602-1566) nicht nur verstanden, wie das Begräbnis des Königs Sigismunds III. und die Krönung König Władysławs abgelaufen sind, sondern auch den guten Gesundheitszustand des Königs  und seiner Geschwister. Der Gesandte lobte zudem die Hilfsbereitschaft U. Meyers, nicht nur bei den Geldgeschäften, sondern auch in Zusammenhang mit dem nach Polen geschickten Instrumentalisten Andre Siber (gest. 1646). Maximilian bedankt sich dafür bei U. Meyer, er hat auch schon verordnet, dass ihr das ausgelegte Geld durch einen Kaufmann in Augsburg erstattet wird. – Maximilian befürwortet das Vorhaben Władysławs, persönlich am Feldzug gegen Moskau teilzunehmen. Den Schweden wurde unlängst in Schwaben von dem kaiserlichen und dem bayerischen Kriegsvolk ziemlicher Schaden zugefügt, sie wurden über die Donau nach Württemberg vertrieben. Allerdings haben sie sich dort rasch erholen können und setzten, da das kaiserliche und das bayerische Kriegsvolk bereits in die Winterquartiere gezogen waren, wieder über die Donau. Bisher ist es nicht zu größeren Kampfhandlungen gekommen. Von Ingolstadt aus konnte die Stadt Rain erobert werden. Nun sind zwar alle Länder Maximilians von der feindlichen Besetzung befreit, seine Untertanen leiden aber weiter durch die ständigen Durchzüge und Einquartierungen, weil der Krieg so nahe an den bayerischen Landesgrenzen stattfindet. Die Truppen finden in Schwaben und am Lech keine Verpflegung und kommen nach Bayern, um dort Nahrung zu suchen, wodurch seinen Untertanen wieder die ganze Kriegslast zufällt. Bernhard von Sachsen-Weimar (1604-1639) ist mit seinem Kriegsvolk aus dem Stift Bamberg aufgebrochen, um sich mit der schwedischen Armee zu vereinigen, um dann, wie im vergangenen Jahr, in Bayern einzufallen. Maximilian bemüht sich, vom Kaiser und Wallenstein (1583-1634) Hilfe zu erhalten, den Ausgang des Krieges aber bestimmt Gott allein. Er bittet um die Ausrichtung seines Grußes beim König und seinen Geschwistern. 

Eigenhändiges Postskriptum Maximilians I. an U. Meyer: Er berichtet, dass sein Gestüt derzeit kaum Zuchthengste besitze, er braucht dringend einen schwarzen türkischen Zuchthengst. Ihm wurde berichtet, dass der Jan Baranowski (gest. 1634), Wojewode von Sieradz, einen türkischen Falken besitzt und beschreibt ihn ausführlich. Da er weiß, dass hohe Herrn ungern etwas gegen Geld verkaufen, schickt er ein schönes türkisches oder ungarisch Zaumzeug mit Sattel und allem Zubehör mit, welches mit Topasen, Granaten und andern Steinen besetzt ist und welches der Fürst von Siebenbürgen in Nürnberg hat anfertigen lassen. Er bittet, U. Meyer soll den Zuchthengst, wenn er tauglich ist, unter Nennung ihres oder eines anderen Namen um dieses Zaumzeug einhandeln. Maximilian wünscht, bald Bericht von U. Meyer in der Angelegenheit zu erhalten.

Zweites eigenhändiges Postskriptum Maximilians I. an U. Meyer: Wenn Jan Baranowski den türkischen Falken zur Deckung freigibt und das Fohlen dieselben Qualitäten besitzt, so will er ihm ein großes Trinkgeschirr aus Bergkristall, sauber geschnitten und in Goldt gefast, zusenden. 

Nr. 148

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 4. August 1633

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 301r-302v

Maximilian I. bestätigt den Empfang eines Schreibens U. Meyers vom 28. Juni 1633 [nicht überliefert] am 1. August 1633, woraus er mit Interesse den Verlauf des Krieges mit Moskau erfahren hat, besonders, dass Smolensk sich tapfer gegen den Feind hält und dass es Hoffnung gibt, dass Władysław IV. rasch einen Sieg erringt. Maximilian ist überzeugt, dass Władysław nach dem Sieg dem Heiligen Römischen Reich helfen wird. Der schwedische General Gustaf Horn (1592-1657) hält sich mit seiner Armee noch immer in Donauwörth auf, das kaiserliche und das Bundesvolk sehen in Maximilians Lande um Regensburg. Wie es in Schlesien und mit Wallensteins (1583-1634) Kriegsverrichtungen steht, wird man am Königshof bereits wissen, ebenso, was sich in Niedersachsen an der Weser, nicht weit von der Festung Hameln, mit dem Grafen Jean de Merode (1589-1633) und dem bayerischen Generalfeldmarschall Jost Maximilian von Bronckhorst-Gronsfeld (1598-1662) ereignet hat. – Maximilian bedankt sich bei U. Meyer für die in ihrem letzten Schreiben geschilderten Bemühungen um einen Zuchthengst. Er verweist auf sein Postskriptum, welches er einem am 31. März 1633 an sie gesandten Brief [Nr. 147] hinzugefügt hat. Da er befürchtet, dass sie das Postskriptum nicht erhalten hat,  wiederholt er den Auftrag, beim Sieradzer Wojewoden Jan Baranowski (gest. 1634) in ihrem oder einem anderen Namen einen türkischen Falken gegen ein wertvolles Zaumzeug einzuhandeln . – Er bedankt sich bei den Prinzen Karl Ferdinand (1613-1655) und der Prinzessin Anna Katharina (1619-1651) für ihre Grüße und trägt U. Meyer das Ausrichten von Grüßen an beide auf.

Nr. 149

Brief U. Meyer an Maximilian I.

Warschau, 18. Oktober 1633

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 303r-305v

U. Meyer bestätigt den Empfang eines Schreibens Maximilians I. vom 10. September 1633 [nicht überliefert], aus dem sie vernommen hat, dass dem Kaufmann und Goldschmied Hans Georg Peyerl/Beuerl (gest. 1633) zu Augsburg die von U. Meyer dem Grafen von Friedrich Rudolf von Fürstenberg-Mößkirch (1602-1566) geliehene Geldsumme bereits erstattet wurde. Peyerls/Beuerls schreibt, die Summe sei ihm noch nicht erstattet worden, sein Brief datiert aber auf den 12. August 1633. – U. Meyer bestätigt den Empfang des Rosszeugs, welches ihr Maximilian zugesandt hat, um ein Pferd zu erhandeln. Es lag lange in Wien, später in Krakau. U. Meyer versichert, dass der Befehl, Maximilian einen Zuchthengst zu besorgen, nicht in Vergessenheit geraten ist, da aber derzeit alle im Krieg sind, kann nichts ausgerichtet werden. Der Rossbereiter, der in Warschau zurückgeblieben war, ist in Krakau krank geworden und weilt derzeit nicht in Warschau. U. Meyer versichert, sich auch künftig um den vom Kurfürsten begehrten Hengst zu kümmern. – Betreffend des Krieges mit Moskau hat der König den 14. September 1633 ein Regiment Fußvolk des Prinzen Johann Kasimir in die Festung Smolensk bringen können. Es kam in der Folge zwischen königlichem Kriegsvolk und Moskowitern zu Scharmützeln, aber am 20. September 1633 stießen die Saporoger Kosaken zum König (etwa 30.000 Mann) und man griff den Feind an, der sich tapfer wehrte. Aber Gott hat dem König den Sieg gegeben, viele Moskowiter fanden den Tod, während wenige Königliche fielen, aber viele Offiziere wurden verwundet. Der König gewährte seinem Kriegsvolk darauf etwas Zeit zum Ausruhen, da es drei Tage gekämpft hatte. Władysław IV. wohnte in dieser Zeit dem Te Deum laudamus in Smolensk bei. Nach der dreitägigen Rast ließ der König zum letztlich erfolglosen Sturm auf eine hölzerne Verschanzung. Die Nacht verhinderte einen eindeutigen Sieg, am nächsten Tag aber zündeten die Moskowiter die Verschanzung an, damit sie nicht in die Hände der Königlichen fällt, diese aber löschten das Feuer schnell und machten reiche Beute. – Vom Sekretär des Königs hat U. Meyer Nachricht, dass die Kosaken ohne alle Ordnung wie Wilde angerückt seien. U. Meyer hat ein Schreiben vom König vom 2. Oktober 1633, indem er ankündigt, tiefer nach Moskau vordringen zu wollen. U. Meyer hofft, dass Gott das Unternehmen unterstützen wird. Sie hat Nachricht erhalten, dass die Osmanen mit großer Kriegsmacht im Anzug seien und auf Kamieniec Podolski ziehen, die stärkste polnische Festung gegen die Türken.

Nr. 150

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 19. November 1633

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 306r-307v

Maximilian I. bestätigt den Empfang eines Schreibens U. Meyers vom 18. Oktober 1633 [Nr. 149]. Er hat daraus verstanden, was U. Meyer bezüglich der Bezahlung des Kaufmann und Goldschmied Hans Georg Peyerl/Beuerl (gest. 1633) unternommen hat; dessen Bezahlung ist aber vor längerer Zeit richtig erfolgt, was Maximilian auch schon in einem früheren Schreiben an U. Meyer vom 10. September 1633 [nicht überliefert] dargestellt hat. – Maximilian bedankt sich wegen der Bemühungen U. Meyers wegen des von ihm begehrten Zuchthengstes. Er hat aus ihrem Schreiben vernommen, dass das kostbare Zaumzeug, welches er ihr zugesandt hat, um einen Zuchthengst vom Sieradzer Wojewoden Jan Baranowski (gest. 1634)einzutauschen, gut angekommen ist. Er wiederholt seine Überlegungen aus den Schreiben von 31. März 1633 [Nr. 147] und 4. August 1633 [Nr. 148]. Da der Hengst Baranowskis derart gelobt wurde, kann er es kaum erwarten, zu erfahren, ob dieser gegen das Zaumzeug eingetauscht werden kann. Wenn es nicht möglich ist, so soll U. Meyer ihm berichten, was für andere Zuchthengste für das Zaumzeug zu erhalten sind. –  Die Nachricht vom Sieg Władysławs über die Moskauer hat ihn außerordentlich gefreut und er hofft, dass dieser Sieg die Türken davon abschreckt, in Polen einzufallen. Maximilian berichtet, dass die Friedensverhandlungen mit Kursachsen und Kurbrandenburg sich zerschlagen haben. Was Wallenstein (1583-1634) in Schlesien, in der Lausitz, in Pommern und in der Mark Brandenburg getan hat, wird U. Meyer von anderen Quellen bereits erfahren haben.  Am Bodensee und im Elsaß hat der Feind stark überhandgenommen, Konstanz und Breisach werden belagert. Da das aus Italien herausbeorderte kaiserliche und spanische Kriegsvolk weder mit Geschütz noch Munition ausgerüstet war, musste Maximilian seine Truppen unter Führung des kaiserlichen Feldmarschalls Johann Graf von Aldringen (1588-1634) an den Bodensee und in das Elsass ziehen lassen, um Konstanz und Breisach zu entsetzen. Bernhard von Sachsen-Weimar (1604-1639) ist unterdessen mit einer starken Kriegsmacht in Bayern eingefallen, hat etliche Städte eingenommen und mit Mord und Brandschatzung übel gehaust, zu Anfang des Monats begann er mit der Belagerung von Regensburg. Er hat die Stadt auch eingenommen, weil die versprochenen kaiserlichen Hilfstruppen zu lange auf sich warten ließen. Maximilian kann nicht helfen, da er kein Kriegsvolk mehr besitzt, aber es wurde ihm gemeldet, dass Matthias Gallas/Matteo Gallasso (1588-1647) mit kaiserlichen Hilfstruppen anrücken soll.  Der Feind wird sich wohl nach Passau richten und versuchen, unterwegs die Bauernschaft zu einem Aufstand aufzuwiegeln. Maximilian kann nichts verhindern, da er kein Kriegsvolk hat und niemand ihm beisteht. Er bittet um die Ausrichtung von Grüßen an den König und die junge Herrschaft.

Nr. 151

Brief U. Meyer an Maximilian I.

Warschau, 15. März 1634

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 313r-316v

U. Meyer berichtet, dass König Władysław IV. die Moskowiter in ihrem Feldlager stark bedrängt, so dass sie Verhandlungen begehrten, da Hunger und Kälte ihnen zusetzten. Man hat den Moskowitern sehr schwere Kontributionen aufgelegt. Die Verhandlungen waren am 19. Februar 1634 abgeschlossen, aber dann haben es die Moskowiter sich anders überlegt und haben die Verhandlungen abgebrochen. Der König ließ daraufhin mit großen Kanonen 200 Mal in das Lager der Moskowiter schießen lassen, auch wurden 50 Moskowiter, die Holz holen wollten, erschlagen. Darauf sandten die Moskowiter am 21. Februar 1634 einen Trompeter, der um die Wiederaufnahme der Verhandlungen bat, was ihnen aber abgeschlagen wurde. Am 22. Februar 1634 schickten die Moskowiter wieder um Verhandlungen, man schlug es aber erneut ab und ließ ihnen ausrichten, dass man nur bereit sei, mit den deutschen Obristen zu verhandeln. Die Moskowiter baten den König, ihnen ihren Meineid zu verzeihen und Verhandlungen mit ihnen zu führen, sie würden alle Konditionen, die man ihnen unterbreitet, annehmen. Am 24. Februar 1634 wurden die Traktate beschlossen. U. Meyer schickt sie dem Kurfürsten auf Deutsch, der König hat ihr auch befohlen, sie dem Kaiser zu senden. Laut Traktaten mussten die Moskowiter am 1. März 1634 abziehen, sie haben 3.000 Kranke zurückgelassen. U. Meyer lässt dem Kurfürsten eine Übersetzung aus dem Polnischen ins Lateinische zukommen. Władysław schreibt, er wolle weiter nach Moskau eindringen, U. Meyer hofft auf den Beistand Gottes bei diesem Unternehmen und darauf, dass die Türken, die mit den Moskowitern verbündeten sind, es nicht verhindern. – Über Wallenstein (1583-1634) hat man am Hof derart wunderliche Nachrichten, dass man sie nicht glauben kann, da aber unterschiedliche Leute dasselbe schreiben, werden sie wohl wahr sein. – Das Fräulein Maria Clara von Wartenberg (1608-1652), welches sich 16 Jahre am Hof aufhielt, hat sich entschlossen, in das Kloster der Karmeliterinnen in Krakau einzutreten. Als die Prinzessin Anna Katharina diese Fasnacht ihren Bruder, Kardinal Johann Albert (1612-1634), Bischof von Krakau und Ermland, besuchte, bat Maria Clara, diese möchten sie beim Eintritt in das Kloster unterstützen. Der Kardinal, die Prinzessin und ihr Bruder Karl Ferdinand (1613-1655), Bischof von Breslau, begleiteten sie am 21. Februar 1634 zum Karmeliterinnenkloster. U. Meyer soll im Namen Maria Claras ihre Dankbarkeit gegenüber dem Kurfürsten zum Ausdruck bringen, sie wird zusammen mit den anderen Nonnen den Rest ihres Lebens für sein Seelenheil beten. An die Kurfürstin wird Maria Clara selbst einen Brief richten. Die drei Prinzen und die Prinzessin befinden sich bei guter Gesundheit. Die Konditionen schickt U. Meyer auf Lateinisch, die deutsche Übersetzung hat sie aus Versehen dem Kardinal Johann Albert geschickt, wofür sie um Entschuldigung bittet.

Nr. 152

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 6. April 1634

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 317r-318r

Maximilian I. bestätigt den Empfang eines Schreiben U. Meyers vom 15. März 1634 [Nr. 151] am 3. April 1634, woraus er erfreut die Siegesnachrichten Władysław IV. aus Moskau vernommen hat. Er erbittet die Überbringung seiner Gratulation und hofft, der allmächtige Gott wird Władysław und seine Taten weiterhin befördern und ihm einen vollkommenen Sieg über die Moskowiter geben, welcher dem König, der Krone Polen, dem Kaiser und seinen getreuen Kurfürsten und Ständen, letztlich dem gesamten Katholizismus zugutekommen wird. Auf welche Weise Wallenstein (1583-1634) gestürzt wurde, wird U. Meyer schon von anderen Quellen vernommen haben. Nun wird es mit dem Kriegswesen besser voran gehen, da Wallenstein bisher alles verhindert hat. Matthias Gallas/Matteo Gallasso (1588-1647) ist mit der kaiserlichen Armee aus Böhmen zur oberpfälzischen und bayerischen Landesgrenze gerückt und hat die Stadt Cham eingenommen; Johann Graf von Aldringen (1588-1634) hat sich mit der Armee Maximilians an die Donau begeben und hat die Stadt Straubing eingenommen. – Er hat gern die Danksagung der Gräfin Maria Clara von Warttenberg (1608-1652) vernommen, die sich in das Karmeliterkloster in Krakau begeben hat.  –  Maximilian zweifelt nicht, dass sein letztes Schreiben vom 19. November 1633 [Nr. 150] U. Meyer erreicht hat, worin er schildert, was sie wegen des Zuchthengstes des Sieradzer Wojewoden Jan Baranowski (gest. 1634) unternehmen soll, oder, falls sie diesen nicht einhandeln kann, wegen eines anderen türkischen oder arabischen Zuchthengsts. Er hofft, dass U. Meyer sich die Sache angelegen sein lässt um ihm bald Bericht erstatten wird. Er bedankt sich für die Grüße des Königs und bittet um die Ausrichtung von Grüßen an den König.

Nr. 153

Brief U. Meyer an Maximilian I.

Warschau, 10. Juni 1634

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 319r-320v

U. Meyer berichtet von einem extraordinären Schreiben Władysław IV., indem dieser ihr berichtet, dass am 27. Mai 1634 ein „Ewiger Friede“ mit den Moskowitern geschlossen worden ist. Darin wurde vereinbart, dass der König alle eroberten Provinzen und Schlösser zurückgibt. U. Meyer besitzt die Konditionen des Friedens noch nicht, sobald der König ihr diese zusendet, wird sie sie an Maximilian I. weiterleiten. Sie hat vom König den Auftrag, den Kaiser so schnell wie möglich über den Frieden zu informieren. Władysław wird am 3. Juni 1634 Richtung Warschau aufgebrochen sein, er will am 18. Juli 1634 zum Beginn des Reichstags dort sein. Der Reichstag soll nur 14 Tage andauern und es soll auf ihm nur über den Krieg mit den Türken verhandelt werden. Das Kriegsvolk in Moskau wird nun gegen die Türken eingesetzt, der König wird nach dem Ende des Reichstages ins Feld ziehen. U. Meyer richtet die Grüße der Prinzessin an den Kurfürsten aus.


2 Ewiger Friede an der Poljanovka zwischen Polen-Litauen und Moskau. Alle Eroberungen von 1618 mit Ausnahme von Serpejsk verbleiben bei Polen-Litauen; der König verzichtet gegen materielle Entschädigung auf die Führung des Titels eines „Zaren von Moskau“

Nr. 154

Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 29. Juni 1634

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 323r-324r

Maximilian I. bestätigt dem Empfang des Schreibens U. Meyers vom 10. Juni 1634 [Nr. 153], welches er am 26. Juni 1634 im Feldlager bei Regensburg erhalten hat. Er hat daraus vernommen, dass Władysław IV. mit den Moskowitern einen „Ewigen Frieden“ geschlossen hat, Kraft dessen der König alle eingenommenen Provinzen und Schlösser wieder zurückerstatten muss. Er hofft, dieser Friede wird Władysław und der ganzen Krone Polen Wohlfahrt und Sicherheit bringen. Er bittet, U. Meyer möge ihm die Friedenskonditionen übersenden. Der Kaiser hat mit den kaiserlichen Truppen aus Ungarn und Böhmen, Johann Graf von Aldringen (1588-1634) mit den bayerischen, den spanischen und den Bundestruppen begonnen, nach Regensburg zu ziehen und selbiges zu belagern. Um das Unternehmen zu unterstützen, hat sich Maximilian I.  von  Braunau zum Feldlager nach Regensburg begeben. Obwohl die Stadt starke Befestigungen aufweist, wurde sie vom Feind noch stärker befestigt. Die Stadt wird aber so stark belagert, dass Regensburg in kurzer Zeit wieder erobert sein wird. Unterdessen hat der schwedische Feldmarschall Gustaf Karlsson Horn (1592-1657) sich mit seinen Truppen über Augsburg wieder nach Bayern begeben, um die Belagerung Regensburgs zu vereiteln. Maximilian versichert, umgehend nach Warschau zu berichten, was künftig geschieht. Er bittet um die Ausrichtung von Grüßen an den König und an die Prinzessin.

Nr. 155

Brief U. Meyer an Maximilian I.

Warschau, 5. Juli 1634

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 325r-326v

U. Meyer hofft, Maximilian I. hat ihren Brief, indem sie vom geschlossenen „Ewigen Frieden“ mit den Moskowitern berichtet hat, erhalten [Nr. 154]. Bis jetzt hat sie die Konditionen des Friedens noch nicht erhalten. Da die Türken Krieg gegen die Krone Polen begonnen haben, haben die Moskowiter sofort einige Punkte des Friedensvertrages in Frage gestellt. Der König befahl umgehend, dass das gegen die Türken ziehende Kriegsvolk an der Grenze stehen bleiben soll, auch wurde die Verschiebung des Reichstags angekündigt, weil der König wieder gegen Moskau ziehen wird. Sobald die Moskowiter dies erfuhren, krochen sie zu Kreuz und bewilligten am 13. Juni 1634 den Vertrag und beschworen ihn am 14. Juni 1634. Der König hat den Vertrag U. Meyer zugesandt, diese hat ihn aus dem Polnischen ins Lateinische übersetzen lassen und sendet ihn dem Kurfürsten zu. Am 23. Juni 1634 zog der König mit großem Triumph in Wilna ein; er wird am 17. Juli 1634 in Warschau ankommen. Nach dem Reichstag, der nur zwei Wochen dauern wird, wird der König ins Feld gegen die Türken, die schon die Grenze der Krone Polen überschritten haben, ziehen. Der Sieg gegen die Moskowiter wird der ganzen Christenheit zu Gute kommen. Prinz Alexander Karl (1614-1634) ist den 24. Juni 1634 in Warschau von seiner Reise in Warschau angekommen und hat sich mit seinem Bruder, Kardinal Johann Albert (1612-1634), Bischof von Krakau und Ermland, auf die Jagd eine Wochenreise von Warschau entfernt begeben. U. Meyer richtet die Grüße der Prinzessin an den Kurfürsten aus. Der Sommer ist sehr heiß, jeder hofft, dass der Feldzug, der bei so großer Hitze durchgeführt werden muss, dem König nicht gesundheitlich schaden wird.

Nr. 156

Briefkonzept Maximilian I. an U. Meyer

ohne Ortsangabe, 22. Dezember 1634

BayHStA, Abt. I, KS 6614, 332r-332v

Obgleich er schon längere Zeit von U. Meyer kein Schreiben mehr erhalten hat, so will Maximilian doch wissen, was in Polen vor sich geht und wie der König, seine Brüder und Schwestern leben. Mit großer Betrübnis hat er vom Ableben des Prinzen Alexander Karl (1614-19. November 1634) erfahren. Da leicht so erahnen ist, in was für ein Leid sein  Tod das Königliche Haus gestürzt hat, auch wegen der nahen Verwandtschaft, hat Maximilian allen Prinzen und der Prinzessin schriftlich kondoliert. Ihm ist zu Ohren gekommen, dass der Frieden zwischen Polen und dem Osmanischen Reich durch eine Heirat besiegelt werden soll, da U. Meyer bisher noch nichts davon geschrieben hat, kann er nicht daran glauben. Maximilian hofft, U. Meyer weiß, dass ihm die Korrespondenz mit ihm angenehm ist und er hofft, dass sie diese fortsetzen wird. Vom Kriegswesen im Heiligen Römischen Reich ist derzeit nicht viel zu berichten, allerdings unterstützen die Franzosen derzeit die Schweden und deren Verbündeten, indem sie derzeit stark ins Reich fallen. Ohne Zweifel wird Władysław IV., wenn der Friede mit der Türkei geschlossen ist, sich den Schweden im Reich annehmen, da er an die Rückeroberung seiner Erblande denken muss.

Randbemerkung an Johannes (Johann) Stizl (auch: Stuzl, Stückl, Stücklin): Neben den Kondolenzschreiben nach Polen lässt man ihm auch einen Brief an U. Meyer zukommen, da aber unbekannt ist, ob sie noch lebt oder an welchem Ort sie sich aufhält, da von ihr geraume Zeit kein Schreiben mehr gekommen ist, befiehlt Maximilian, Stizl soll sich bei dem polnischen Agenten erkundigen, ob U. Meyer lebt. Wenn sie noch lebt, soll man ihr das Schreiben zustellen, wen nicht, an Maximilian zurücksenden.