Fotografie Kreuz von Horodło 1924

Im Jahr 1918 erfüllten sich die Träume mehrerer Generationen von Polinnen und Polen – Polen erlangte wieder seine Unabhängigkeit. Der wiedergeborene Staat umfasste jedoch nicht alle Gebiete des ehemaligen Polen-Litauens. Gleichzeitig war es immer noch ein Land mit vielen Nationen und Religionen. 1921 lebten allein in Horodło 1300 Polinnen und Polen, 750 Jüdinnen und Juden wie 450 Ukrainerinnen und Ukrainer. Im Jahr 1924 ergriff Wacław Bielecki, ein Student der Katholischen Universität Lublin, die Initiative, bei Horodło einen Erdhügel mit einem Kreuz zu errichten. Er sollte an derselben Stelle entstehen, wo sich schonmal ein Hügel mit einem Eichenholz befand. Dieser entstand nach der Manifestation vom 10. Oktober 1861 und wurde nach kurzer Zeit von der russischen Armee entfernt. Im Juli 1924 gründeten Vertreter der örtlichen Gemeinden ein Komitee für den Wiederaufbau des Hügels. In Aufrufen wurden alle polnischen Bürger aufgefordert, sich am Bau des Hügels zu beteiligen. Bei der feierlichen Enthüllung des Denkmals wurde die folgende Botschaft ausgerufen: Der 1861 errichtete Erdhügel bei Horodło lehrt uns Polen, Litauer und Ruthenen die Liebe zu unserer Heimat, Loyalität und Brüderlichkeit. Anfang August wurde der Hügel aufgeschüttet und auf einem Stamm ein sechs Meter hohes Eisenkreuz aufgestellt. Auf zwei Seitenästen waren die Daten 1413 und 1861 angebracht. Die Enthüllung des Denkmals am 10. August 1924 wurde sehr feierlich gehalten. Dabei wurden Botschaften staatlicher Behörden und verschiedener Gesellschaften verlesen, darunter die Vereinigung der Veteranen des Januaraufstands 1863. Einer der Teilnehmer erinnerte sich: Bereits vom frühen Morgen an strömten Menschenmassen aus Wolhynien, Podlahien der Region um Lublin und anderen fernen Gegenden Polens herbei. […] Mehrere tausend Menschen besetzten die weiten Felder entlang des Bug-Ufers in der Nähe des Erdhügels, der mit bunten Wappen aller Ländern der alten polnisch-litauischen Rzeczpospolita und Woiwodschaften geschmückt war […]. In der Hoffnung, dass der polnische Staat ihre gemeinsame Heimat sein wird, richtete das Komitee seine Horodło-Botschaft von Brüderlichkeit und Einigkeit vor allem an Polen und Ukrainer – an die Jans und die Ivans – an Nachbarn unterschiedlicher Nationalität und Konfession. Hinter der Botschaft stand die Absicht, die zwei sich immer mehr entfernenden Nationen durch gemeinsame Geschichte und die Tatsache, dass sie einen gemeinsamen Staat bewohnten, zu einer Gemeinschaft zu formen.

(Text: Jolanta Sikorska-Kulesza, aus dem Aussllungskatalog: Od Horodła do Horodła (1413‒2013). Unia horodelska – dzieje i pamięć. Wystawa Muzeum Zamojskiego w Zamościu i Muzeum Historii Polski Muzeum Zamojskie w Zamościu 29 IX – 31 XI 2013, Zamość–Warszawa 2013, S. 94)

Aus dem Polnischen von Jakub Sawicki

Fotografie des Fragments des Kreuzes von Horodło, 1924.

Muzeum Zamojskie w Zamościu [Zamość-Museum in Zamość].